KirchenfusionSt. Pankratius ist nicht länger Odenthaler Pfarrkirche

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Das Evangliar wurde bei einer Prozession von St. Pankratius nach Altenberg gebracht.

Angekommen: Das Evangeliar aus St.Pankratius wurde in einer Prozession in den Altenberg Dom gebracht. Der Dom ist nun die Pfarrkirche.

Ende einer 1000-jährigen Geschichte: St. Pankratius ist nicht mehr Pfarrkirche und der Altenberger Dom übernimmt die Aufgaben.

Als es gestern zur Festmesse in St. Mariä Himmelfahrt Altenberg läutete, da blieb die kleine, uralte Glocke im Turm von St. Pankratius Odenthal stumm. Mit der Fusion der beiden katholischen Gemeinden endet für St. Pankratius die rund 1000 Jahre lange Geschichte als Pfarrkirche. Diese Funktion übernimmt künftig das Gotteshaus in Altenberg.

Folgerichtig fand die gemeinsame Geburtstagsfeier der beiden bisher eigenständigen, aber   schon als Seelsorgebereich verbundenen Gemeinden in Altenberg statt. In einer Prozession hatten sich einige Gemeindemitglieder aus St. Pankratius, begleitet von Weihbischof Ansgar Puff und Pfarrer Thomas Taxacher, am Morgen in Odenthal mit Evangeliar (Buch mit den Evangelien des Neuen Testaments) und Kreuz auf den Weg gemacht – von der alten zur neuen Pfarrkirche.

Hier fanden sich rund 200 Menschen ein, darunter auch Hermann-Josef Tebroke (MdB) und Landrat Stephan Santelmann, um am Festgottesdienst zur Neugründung teilzunehmen. „Wir sind ja schon seit vielen Jahren gemeinsam unterwegs, jetzt sind wir aber auch rechtlich eine Einheit“, sagte Taxacher zu Beginn der Messe. Gemeinsam wolle man Kirche   sein, das A und O im Dhünntal, so der leitende Pfarrer, der in der Zusammenlegung vor allem die Chance sieht, Kräfte zu bündeln.

Er freue sich, die neuen Gemeinde mit aus der Taufe zu heben, sagte Weihbischof Ansgar Puff an dem Tag, der in der katholischen Kirche als „Taufe des Herrn“ gefeiert wird. Allerdings eher mit Blick auf den Jordan als auf die Dhünn. Ob es sich in Odenthal um eine leichte oder schwere Geburt gehandelt habe, das wisse er nicht, gab Puff zu.

Jetzt sind wir auch rechtlich eine Einheit.
Pfarrer Thomas Taxacher

Tatsächlich hatte es im Vorfeld der Fusion   nicht nur Befürworter der Zusammenlegung gegeben. Widerstand war besonders aus den Reihen der Pfarrgemeinde St. Pankratius gekommen. Anders als in Altenberg hatte der Odenthaler Kirchenvorstand vor einem Jahr gegen die Fusion, gegen ein Ende der jahrhundertelangen Selbstständigkeit gestimmt. Zu den Kritikern der Fusion zählt auch Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein, der als Kirchenpatron von St. Pankratius geborenes Mitglied im Kirchenvorstand ist.

Hier würden aus rein verwaltungstechnischen Überlegungen zwei funktionierende Gemeinden zusammengelegt, argumentierten die Gegner. Statt mehr, bedeute dies künftig eher weniger Seelsorge. Auch bei der noch ausstehenden Wahl eines gemeinsamen Kirchenvorstandes fürchten die Odenthaler einen weiteren Bedeutungsverlust durch das Verfahren, die Zahl der Kandidaten nicht proportional festzulegen. Und so fehlten dann gestern auch etliche   Ehrenamtler von St. Pankratius bei der Feier im Dom.

Für mich bleibt Odenthal Pfarrkirche.
Johannes Troche

„Für mich bleibt Odenthal Pfarrkirche“, sagt Johannes Troche fast trotzig, bevor er durch das Portal des Altenberger Doms tritt. Troche war lange Jahre aktiv in St. Pankratius. Es gebe aber einfach zu wenige Priester. „Das überschaubare Pfarrleben, das geht verloren“, bedauert er. „Das ist ein ganz normaler Vorgang“, reagiert ein anderer Kirchgänger auf die Fusion.   „Für St. Pankratius geht eine lange Tradition zu Ende“, beurteilt der Zisterzienserforscher Dr. Norbert Orthen, 41 Jahre lang in den Altenberger Gremien aktiv, die Veränderung eher aus historischer Sicht.


Jahrhundertelang war die alte romanische Kirche St. Pankratius, die vor fünf Jahren ihre 1025-Jahr-Feier beging, Pfarrkirche für alle Katholiken in Odenthal. Auch für die in Altenberg. Der Odenthaler Pfarrer, so Dr. Norbert Orthen in der jüngsten Ausgabe der Altenberger Blätter, war für Taufen und Eheschließungen zuständig, führte die Register und strich auch die entsprechenden Gebühren ein. 1803, als die Abtei Altenberg aufgelöst worden war, gab es einen Versuch, die Altenberger Klosterkirche zur Pfarrkirche zu erheben. Gegen diese Pläne, so Orthen, erhob nicht nur der Patron der Odenthaler Kirche, Graf Wolff-Metternich, Einspruch, sondern auch die Odenthaler Handwerker, Bäcker und Wirte opponierten, weil sie vom Kirchenbesuch aus der Umgebung profitierten. Auch nach Wiederherstellung der im 19. Jahrhundert zerstörten Klosterkirche, nach Bildung der Altenberger Pfarrei 1915 und zuletzt auch bei Einführung eines gemeinsamen Seelsorgebereichs blieb St. Pankratius Odenthal Pfarrkirche. Seit dem 1. Januar hat Altenberg diese Funktion übernommen. (spe)

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