Überraschende WendeStiftung will Kindergarten in Neschen bauen

Lesezeit 3 Minuten
Das Kindergartengebäude in Odenthal-Hüttchen. Eine Sitzbank steht vor der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes, daran schließt sich ein modernerer Anbau an.

Bleibt der Kindergarten in Hüttchen? Das ist die politisch umstrittene Frage in Odenthal.

Der Bau durch einen Investor würde die Gemeinde entlasten. Am alten Standort in Hüttchen könnte eine Großtagespflege für Kinder entstehen.

Achterbahnfahrt im Ausschuss: Mit Spannung war am Mittwochabend erwartet worden, wie sich die Fraktion der Grünen beim Thema: „Kindergarten in Hüttchen oder in Neschen?“ verhalten würde. Wie berichtet, sind die Grünen mit ihren Stimmen das Zünglein an der Waage.

Die CDU plädiert seit der Sommerpause nun doch für einen Neubau der Einrichtung in Neschen, SPD und FDP hatten angekündigt, an der Sanierung am angestammten Standort in Hüttchen festhalten zu wollen. Das sieht auch ein Ratsbeschluss von Februar 2022 vor, den damals auch die CDU mehrheitlich mitgetragen hatte.

Die Grünen in Odenthal fürchten die Abhängigkeit vom Erzbistum Köln

Nach der Diskussion im Schulausschuss vor einer Woche, in der die CDU ihren Antrag für Neschen eingebracht hatte, die Grünen aber noch Beratungsbedarf anmeldeten, stand es unentschieden zwischen Hüttchen und Neschen.

Am Montagabend war klar: Die Grünen wollen bei der Entscheidung für Hüttchen bleiben. Zu groß ihrer Meinung nach die Unwägbarkeiten eines Neubaus mitten in Neschen und die Abhängigkeit vom Kölner Erzbistum, das seinen Segen zur Abgabe des Kirchengrundstücks in Erbpacht an die Kommune geben muss. Ein Sieg also für den Standort Hüttchen.

Gemeinde Odenthal wäre entlastet

Am Dienstag dann die Nachricht, dass das Bistum einer Erbpachtregelung für Neschen zustimmen würde und die kirchennahe Friedrich-Ahlemeier-Stiftung, Träger der katholischen Kita in Hüttchen, sich als Bauherr für einen Neubau in Neschen zur Verfügung stellen würde.

Damit wäre die Kommune, die eigentlich nur Vermieter der Einrichtung Hüttchen ist – die Verantwortung für das Kindergartengeschäft liegt beim Rheinisch-Bergischen Kreis –, entlastet und nur noch organisatorisch eingebunden. Neschen kam einem Punktsieg wieder näher.

Stiftungsvorstand weist auf Vorzüge eines Neubaus in Neschen hin

Am Mittwoch im Vergabeausschuss hielten die Grünen trotzdem zunächst an ihrer Position fest. Zu Beginn der Sitzung verlas Peter Sittart eine Erklärung, dass ein Neubau in Neschen mit zu vielen Fragezeichen verbunden sei. Daran änderte auch nichts, dass Pfarrer Thomas Taxacher, der auch der Ahlemeier-Stiftung vorsitzt, noch einmal für Neschen warb, auf Vorzüge eines Neubaus hinwies und die Bereitschaft der Stiftung bekräftigte, als Bauherr aufzutreten.

Inzwischen hatte sich die Tonlage im Ausschuss deutlich verschärft, Rederecht für die Kita-Leitung, die für Neschen eintritt, wurde abgelehnt, Eva Kuhl von der FDP beantragte das Ende der Debatte. Sieg Hüttchen.

Sorge vor Kündigung des Mietvertrags in Hüttchen

Doch dann kam im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung - die Vertreter von Stiftung, Kirche und Kindergarten waren bereits in einer Mischung aus Ärger und Enttäuschung durch die Tür - alles doch noch einmal ganz anders: Hier hätten nun folgerichtig wie geplant die Aufträge für den Umbau Hüttchen vergeben werden müssen. Stattdessen schwenkten die Grünen um.

Schon im öffentlichen Teil hatte die Verwaltung darauf hingewiesen, dass der Pachtvertrag mit der Stiftung in Hüttchen 2029 endet. „Dann könnte der Kindergarten sagen, wir bauen selbst und kündigen. Dann hätten wir aber frisch gebaut und saniert“, hatte Baufachbereichsleiter Hans-Peter Kimmel gewarnt. „Das Risiko müssen wir dann tragen.“

Odenthaler Grünen "Pistole auf die Brust gesetzt"

Mit einer möglichen Kündigung sei den Grünen „die Pistole auf die Brust gesetzt worden“, war nach der Sitzung zu hören. Bis zum nächsten Vergabeausschuss im November soll klar sein, ob die Finanzierung in Neschen durch die Stiftung gesichert ist. Daran hat Eva Kuhl (FDP) Zweifel: „Wer keine vierte Gruppe leisten kann, der kann auch die Bauherren-Funktion nicht stemmen.“

Pfarrer Taxacher ist optimistischer. Es funktioniere durch die Fördermittel vom Land, die für noch nie geförderte Kitaplätze höher seien als für bestehende. Und wenn die Kommune die Planungsleistungen übernehme. Im Gegenzug hätte die Kommune nichts mehr mit der Bauunterhaltung zu tun. Taxacher: „Eine Kündigung in Hüttchen steht nicht im Raum.“

KStA abonnieren