Bürgermeisterwahl OverathFür Weigt wird die Luft dünn – SPD-Entscheidung im März

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Zu den schönsten Amtshandlungen von Bürgermeistern zählen Spatenstiche: Jörg Weigt (M.) im Mai 2018 an der Baustelle für das neue Feuerwehr-Gebäude in Steinenbrück.

Zu den schönsten Amtshandlungen von Bürgermeistern zählen Spatenstiche: Jörg Weigt (M.) im Mai 2018 an der Baustelle für das neue Feuerwehr-Gebäude in Steinenbrück.

Overath – „Ich persönlich mag Herrn Nicodemus, ich kenne ihn noch von früher.“ Hoppla. Ruth Rocholl, langjährige Fraktionschefin der SPD im Rat, überrascht. Was der routinierten Kommunalpolitikerin als erstes einfällt, wenn sie um einen Kommentar zum Coup von CDU, Grünen und FDP gebeten wird, die am Vortag den Rösrather Beigeordneten Christoph Nicodemus als Bürgermeisterkandidaten vorgeschlagen haben, ist bemerkenswert.

Kein: „Jetzt erst recht mit Jörg Weigt“, kein „Wir kämpfen für unseren Bürgermeister“, sondern eine Sympathiebekundung für den Anderen, ergänzt um den Hinweis, dass der Vorstoß für sie keine Überraschung gewesen sei. Auf Nachfrage dann der Satz: „Wir würden uns natürlich wünschen, dass Jörg Weigt es noch mal macht.“

Rocholl: „Dass Weigt es wird, ist auch möglich“

Von einem Tag auf den anderen wird sichtbar, dass die Luft für Jörg Weigt, den strahlenden Sieger der Bürgermeisterwahl von 2014, äußerst dünn geworden ist. Frust und Enttäuschung, die bis dahin aus der SPD eher diskret formuliert worden sind, wenn man von gelegentlichen öffentlichen Rocholl-Rüffeln absieht, werden klarer sichtbar. Dass die Fraktionschefin in ihrer Partei nicht alleine steht, macht Partei-Pressesprecher Manfred Meiger in seinem Statement deutlich. „Wir beschließen über die Bürgermeister-Kandidatur auf der Mitgliederversammlung, und die ist am 5. März. Danach werden wir bekanntgeben, wer für uns antritt.“

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Nachfrage: Wäre denn nicht der Amtsinhaber der geborene SPD-Kandidat? „Dass Weigt es wird, ist auch möglich, keine Frage. Wir wollen diese Frage aber die Mitgliederversammlung entscheiden lassen.“

„Kollege Weigt hat hin und wieder unglücklich reagiert“

Nicht unbedingt ermutigend ist auch, was der Vorsitzende der fünften Ratsfraktion, der Bürger für Overath (BfO), äußert. Die BfO sind laut Norbert Hein von den Jamaika-Parteien vorher nicht informiert worden, sie werden laut Hein aber auch keinen eigenen Bürgermeister-Kandidaten aufstellen. Ihre Personaldecke ist dünn, per Zeitungsanzeige wollen sie nach Kandidaten für die Wahlkreise suchen. Hein, für seine kluge und bedachte Art allseits respektiert, hat mit 71 Jahren wenig Neigung, erneut in den Rat zu gehen. Über den Bürgermeister sagt er: „Der Kollege Weigt hat sich redlich bemüht, aber er hat hin und wieder sehr unglücklich reagiert.“

„Redlich bemüht“: Wohl fast jeder Arbeitnehmer würde sich gegen eine solche Formulierung in seinem Arbeitszeugnis wehren. Von dem, was die Jamaika-Parteien am Vortag höflich-kritisch über Weigt gesagt haben, ist es nicht weit entfernt.

SPD in Overath will mit eigenem Kandidaten antreten

Bürgermeister Weigt selbst hat bislang offengelassen, ob er noch einmal zur Wahl antritt. In dem am 6. Januar in dieser Zeitung veröffentlichten Interview zum Jahreswechsel äußerte er sich sibyllinisch: „Es gibt zahllose Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, unspektakulär mitzuhelfen. Andererseits haben wir in der Politik viele Aufgaben.“ Er schaue „entspannt ins neue Jahr und auf die Gemeinsamkeiten, die sich entwickeln“ Auch sei „Politik auch nur die eine Frage. Die andere ist doch: Wie gestalte ich mein Leben?“

Kann sein, dass der Verwaltungschef das nach dem Jamaika-Coup und den Reaktionen aus der eigenen Partei jetzt anders sieht. FDP-Chef Hermann Küsgen hat der SPD bereits angeboten, ins neue Bündnis einzusteigen, falls Weigt nicht mehr antritt. Diese Möglichkeit sieht SPD-Sprecher Meiger aber eher nicht: „Wir werden mit einem eigenen Kandidaten antreten.“

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