Die Kandidaten pochen auf ihre Stärken, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Favourit sieht sich aber keiner der beiden.
Kommunalwahl 2025Overaths Bürgermeisterkandidaten sprechen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede

CDU-Kandidat Michael Eyer (l) und Hans Schlömer (SPD) sprechen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
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Vor der Stichwahl am 28. September sprachen die Bürgermeisterkandidaten Michael Eyer (CDU) und Hans Schlömer (SPD) über gemeinsame Ansichten, Unterschiede und ihre Ziele für Overath.
Lassen Sie uns mit einer einfachen Frage anfangen: Worin sind Sie sich einig?
Michael Eyer: Ich glaube, dass wir uns einig sind, dass die finanziellen Rahmenbedingungen schwierig sind.
Hans Schlömer: Ja, da sind wir uns einig. Wir sind uns auch sehr einig, dass wir miteinander auskommen, auch wenn wir Konkurrenten sind. Und dass wir uns bei solchen Gesprächen nicht angreifen.
In einer Pressemitteilung der CDU ist der Ton schon schärfer geworden. Herr Eyer, Sie werden mit dem Satz zitiert: „Fragen Sie einfach mal nach in Lindlar. Und dann fragen Sie hier nach Hans Schlömer“. Mit was für Antworten rechnen Sie?
Eyer: Gut, natürlich muss eine Partei auch ein bisschen polarisieren. Letztendlich weise ich darauf hin, dass ich die Verwaltung von der Pike auf gelernt habe. Ich habe zwei akademische Grade in diesem Bereich, mache das schon relativ lang und entgegen mancher anderen Behauptung, auch im Kommunalbereich sind es schon neun Jahre. Und in der Kommunalpolitik bin ich schon viel länger. Es ist halt so – korrigieren Sie mich Herr Schlömer – Sie sind Diplomkaufmann, Sie sind, glaube ich, von Haus aus mehr mit IT zugange, ist das richtig?
Schlömer: Ja.
Eyer: Das sind dann die Kompetenzen, die ich gerade beschreibe. Herr Schlömer ist Kaufmann, hat IT auf dem Buckel und ich selbst bin eben Verwaltungsmann und bin auch entsprechend ausgebildet. Das ist klar, das ist einfach mein Job.
Und wieso soll man hier nach Herrn Schlömer fragen?
Eyer: Ganz einfach: Rathaus Lindlar, Rathaus Overath. Das ist der Unterschied. Ich bin noch im Rathaus Lindlar, Herr Schlömer ist hier unterwegs.
Schlömer: Ich gehe im Rathaus ein und aus, seit ich klein bin.
Eyer: Und Herrn Schlömer kennt man eher als Politiker und mich als Verwaltungsmann, als Stellvertreter des Bürgermeisters.
Der Unterschied ist so prägnant, dass er es in die Mitteilung geschafft hat?
Eyer: Ja, es geht ja – ich glaube, Sie erinnern sich dran – um einen Hauptverwaltungsbeamten und da steckt das Wort Beamter schon drin. Und der Bürgermeister ist mit Sicherheit zu mehr als 60 Prozent Verwaltungschef. Dazu kommen Politik und repräsentative Aufgaben.
Meinen Sie das damit, wenn Sie, wie in der Mitteilung zitiert, Herrn Schlömer als „Verwaltungsamateur“ beschreiben?
Eyer: Das habe ich so nicht gesagt.
Schlömer: Also die CDU mag das so sehen, das stört mich persönlich erstmal nicht. Ich sehe mich nicht als Verwaltungsamateur. Ich habe es schon immer so gesehen, dass man auch als Nicht-Beamter Bürgermeister werden kann und dass das vielleicht sogar ganz gut ist. Wir hatten hier auch schon Bürgermeister, die waren vorher keine Beamten. Das hatte nichts mit ihrer Qualität zu tun. Ich habe Führung gelernt, ich habe Projektleitungen gelernt und auch lange gemacht. Ich bin längst Organisator bei uns der Firma. Und was Overath braucht, ist ein Organisator, der die Verwaltung organisiert und Sie haben es auch gesagt, 60 Prozent sind Verwaltungsführung. Und ich glaube, davon sollten – sind es bisher nicht gewesen – auch 90 Prozent Führung sein und zehn Prozent Verwaltung. Und ich glaube, die habe ich in 30 Jahren Politik in Overath gelernt.

Michael Eyer will Bürgermeister werden.
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Eyer: Herr Schlömer, da muss ich doch mal nachfragen, Personalführung. Wie viel Personal führen Sie oder haben Sie in der Spanne geführt?
Schlömer: Im Moment habe ich keine Personalführung. Ich habe in Projekten vier bis fünf Personen geführt, aber ich habe eine Führungskräfteausbildung, die würde mich qualifizieren, eine Abteilung mit 30, 40 Leuten zu führen. Und die habe ich auch gut absolviert. Allerdings war dann die Stelle, die ich gerne haben wollte, nicht frei und ich wollte nicht irgendeine Stelle.
Eyer: Oh gut. Das ist ja nachvollziehbar.
Schlömer: Deswegen möchte ich auch die Stelle des Bürgermeisters und nicht irgendeine Stelle.
Also glauben Sie nicht, dass sich Overath auf einen Irrweg begibt, wenn Sie zum Bürgermeister gewählt werden? Die Mitteilung endet mit dem Slogan „Zukunft mit Eyer – oder Irrweg mit Schlömer.“
Schlömer: Ja, viel Slogan, wenig Inhalt. Das ist aber im Wahlkampf erlaubt. Dass die CDU das macht ist neu, aber in der Stichwahl noch einen draufzulegen, war nicht unerwartet. Ich ignoriere das, weil ich weiß, dass das Quatsch ist. Ich weiß was ich kann. Ich weiß, dass ich es hinbekommen würde, Overath flott zu machen. Ich glaube, dass ich eine ganze Menge mehr frischen Wind reinbringen könnte, als andere.
Eyer: Sehen Sie Herr Schlömer, da sind wir uns nicht einig. Das glaube ich eher nicht. Denn es reicht nicht, Dinge zu versprechen. Sie müssen auch bezahlbar sein. Und darin ist für mich auch die Krux in dem neuen Zusammenschluss zwischen SPD und Grünen. Den Grünen werden Dinge in Aussicht gestellt, die man nicht ohne weiteres abarbeiten kann. Es muss jedem klar sein, dass wir Geld brauchen, besonders für den Bereich Schule. Das ist gerade unsere Top-Priorität. Für mehr Geld brauchen wir mehr Gewerbesteuern. Das war in der letzten Legislaturperiode eher schwierig. Das haben Sie ja auch mitbekommen. Für uns als CDU wäre es wichtig, dass wir mehr Gewerbesteuern generieren können, damit auch solche Sachen bezahlt werden können.

Auch Hans Schlömer möchte Bürgermeister werden.
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Schlömer: Schön ist, dass ich mich damit seit 15 Jahren beschäftige. Noch bevor die CDU darauf eingeschwenkt ist, dass man das Geld erstmal haben muss, bevor man es ausgibt. Vorher hat die CDU gesagt: „Nö, das geht alles so weiter.“ Noch zehn Jahre lang ungefähr. Dann habe ich gesagt: „Das kann so nicht funktionieren. Leute, ihr müsst langsam auf die Bremse treten, wir geben zu viel Geld aus. Für Dinge, die zwar schön sind, die wir uns aber nicht leisten können.“ Das wird es mit mir nicht geben. Mit mir gibt es dann vernünftige Politik. Die kann nicht alles bezahlen. Es sind aber Dinge möglich, man kann Dinge anders machen, das haben wir hier auch schon gemacht, auch überparteilich geregelt. Das ist in den letzten fünf Jahren verloren gegangen. Da würde ich gucken, dass wir wieder auf einen sanierten Haushalt kommen. Da sind wir uns einig, dass das eine der höchsten Prioritäten ist.
Eyer: Sie wissen genauso gut wie ich, dass wir nur zwei Hebel haben, um Geld zu generieren. Neben dem Trick, der allgemein sehr unpopulär ist, nämlich dem Sparen. Man kann auch mal sparen, und zwar sinnvoll sparen, nicht tot sparen. Sonst hätte man nur noch die Schraube der Grundsteuererhöhung, die ja keiner von uns wirklich haben will. Aber auch da haben wir in der mittelfristigen Finanzplanung bis zu 1600 Punkte reingeschrieben. Das ist ja eine Katastrophe. Da muss man auf jeden Fall irgendwo auf die Bremse treten. Gerade ältere Menschen mit kleiner Rente haben darunter zu leiden.
Schlömer: Eine Steuererhöhung wäre überhaupt keine Lösung, da die Einnahmen im Moment so schlecht sind, dass wir trotzdem pleite sind. Da frage ich mich, warum soll man das tun? Die Leute sind nicht schuld, dass es uns so schlecht geht. Man muss gucken, dass man Mittel und Wege findet, an Geld zu kommen. Es wird demnächst die eine oder andere Lösung geben, die wird aber nur dann tragen, wenn das Land uns dauerhaft mehr Geld gibt.
Der Haushalt ist „auf Kante genäht“. Wo kann man da noch sparen?
Eyer: Wir haben nicht viele Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel auf die sogenannten Freiwilligen Leistungen gucken.
Schlömer: Die haben wir schon eingedampft.
Eyer: Wir haben halt das Problem, dass wir ein Haushaltssicherungskonzept haben. Das zwingt uns dazu, auch zu sparen, wenn es körperliche Schmerzen bereitet. Deswegen müssen wir gucken: Was könnten auch Investoren für uns erledigen, was müssen wir selbst machen. Außerdem kann man beim Thema Gewerbe überlegen, ob man die Grundstücke wirklich verkaufen möchte, oder es zum Beispiel lieber über eine Erbpacht regelt. Da muss man gucken, ob sich das lohnt. Da hätten wir regelmäßig Einnahmen, im Vergleich zum Verkauf sind die aber geringer. Aber ich kann das Tafelsilber immer nur einmal verkaufen. Wenn ich dann nichts mehr habe, was mache ich denn dann? Und zum Thema einsparen: In der Verwaltung könnte man sich zum Beispiel mal den Fuhrpark anschauen. Auch da ist die Frage, ob alle Fahrzeuge nötig sind. Über die Fahrtenbücher könnte man das zum Beispiel feststellen.
Schlömer: Das hat die Verwaltung bisher auch so gemacht. Das kenne ich so, dass das in die Argumentation mit eingebracht wurde. Das ist nicht wirklich das Problem.
Wie schauen Sie auf den Wahlsonntag?
Eyer: Da werden jetzt beide sagen optimistisch.
Schlömer: Genau. Man muss immer klar sagen, es ist offen. Aber ich habe den Glauben daran, dass wir die Nase vorne haben werden. Wir werden sie nicht so eklatant vorne haben, dass nachher alle sagen, „oh Wahnsinn“. Aber ich glaube, es wird schon so sein, dass wir einige Prozente mehr haben werden, weil wir auch vorhaben, entsprechend zu arbeiten. Ich weiß, dass die CDU das genauso vorhat. Das heißt, es ist, wie es ja auch gedacht ist, ein demokratischer Wettbewerb.
Eyer: Genau. Viel wird auch davon abhängen, wie viele Leute hier auch zur Wahl gehen. Es soll nicht so sein, wie jetzt letzten Wahlsonntag, dass es Teile gibt, in denen die Kommunalwahl kaum Beachtung findet. Das ist bitter für die Demokratie. Denn egal, wie es ausgeht: Die Demokratie wird dadurch gestärkt, dass alle, die können, mitmachen. Mir haben im ersten Wahlgang rund 2,5 Prozent gefehlt. Die gilt es noch zu erkämpfen. Auf der anderen Seite haben sich die Karten jetzt auch wieder neu gemischt. Deswegen sind wir beide recht gespannt, wie es dann ausgeht. Aber wir werden uns auch danach nicht in einem Streitgespräch darüber zerfleischen. Und uns wie faire Demokraten auch die Hand geben.
Streit muss ja nicht unfair sein. Woran hat es gelegen, dass Sie die 2,5 Prozent nicht geholt haben?
Eyer: Die Frage könnte man auch meinem Mitbewerber stellen, da haben ja viel mehr Prozent gefehlt. Aber es geht darum, wie weit waren die Wählerinnen und Wähler mit dem zufrieden, was man präsentiert hat. Und darum, seine eigene Wählerschaft zu mobilisieren und vielleicht von den Unentschlossenen noch etwas abzugreifen. Aber wie schon gesagt: Die Wähler entscheiden und dem müssen wir uns fügen.
Schlömer: Und es ist auch gut so, dass die Wähler entscheiden, denn so müssen wir uns nicht die Köpfe einschlagen. Dafür hat man das ganze mal erfunden.
Eyer: So ist es.
Also geht es um Inhalte?
Eyer: Eigentlich geht es nur um Inhalte.
Schlömer: Wenn die Wahl gelaufen ist, geht es nur um Inhalte und darum, welche wir durchbekommen.