Dem neuen Bürgermeister Michael Eyer (CDU) wird nicht viel Zeit für Ruhe und Freude nach dem Wahlkampf bleiben.
Tag nach der StichwahlIn Overath stehen Gespräche über neue Bündnisse an

Da waren sie noch Kontrahenten im Wahlkampf (v. links): Michael Eyer (CDU), Dagmar Keller-Bartel (Grüne) und Hans Schlömer (SPD).
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Er ist da, der Tag nach der Wahl. Der Zeitpunkt, an dem sich alle demokratischen Parteien des Overather Stadtrats zusammenraufen und den Wahlkampf hinter sich lassen wollen. Beide Kandidaten lassen es an diesem Tag ruhig angehen, aber besonders für den neuen Rathauschef Michael Eyer (CDU) wird nicht viel Zeit für Ruhe und Freude nach dem Wahlkampf bleiben.
Es seien bereits zwei Termine mit dem scheidenden Bürgermeister Christoph Nicodemus (parteilos) angesetzt und er habe auch in Lindlar, wo er noch Erster Beigeordneter ist, einiges zu erledigen. In den kommenden Wochen sind außerdem besonders die drei großen Fraktionen CDU, SPD und Grüne gefragt, um zusammen zu überlegen, in welcher Konstellation ab November Mehrheiten im Rat gefunden werden können. An diesen Gesprächen wolle Eyer sich beteiligen.
Overather CDU sucht Wege für Bündnisse
Es liegt jetzt an den Christdemokraten, auf die anderen Parteien zuzugehen. Mit den Ergebnissen aus dem ersten Wahlgang ist klar, dass eine stabile Mehrheit nur mit SPD oder Grünen möglich ist, den Parteien, die sich für die Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten zusammengetan haben.
Zwar habe die CDU sich über die Entscheidung der Grünen, den SPD-Kandidaten Hans Schlömer zu unterstützen, gewundert und geärgert, „aber man kann ja jetzt nicht sauer auf sie sein“, sagte ihr Vorsitzender Hardy Kohkemper im Gespräch mit dieser Zeitung. Noch vor anderthalb Wochen hatte die CDU den Grünen in einer Pressemitteilung vorgeworfen, „die Tür zu einer möglichen vertrauensvollen und kooperativen Zusammenarbeit mit der stärksten Ratsfraktion geschlossen“ zu haben. Die scheint sich mittlerweile aber wieder etwas geöffnet zu haben. „Als Demokraten sind wir dazu verpflichtet, jetzt miteinander zu reden. Der Weg ist jetzt allerdings weiter geworden und nicht näher. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, meinte Kohkemper.
Trotz knappem Ergebnis hat Overath einen neuen Bürgermeister
Auch wenn das Ergebnis denkbar knapp gewesen sei: „Ein 1:0 ist ein 1:0“, sagte er. Auf den Stress, den dieser knappe Abstand verursacht hatte, hätte er gerne verzichtet, aber das ändere nichts daran, dass die Bürgerinnen und Bürger Eyer als ihren neuen Bürgermeister gewählt haben.
Das sieht auch Schlömer so. „Man muss die Aufgabe sehen und nicht, wie viele Stimmen man bekommen hat“, sagte er. Ihm gehe es am Tag nach seiner Niederlage „erstaunlich gut“. Er habe nach dem Aufwachen gedacht, dass es „schade“ sei, dass er die Wahl nicht gewonnen hat, und das auch noch so knapp. „Ein Dämpfer mit zehn Prozent Unterschied hätte die Niederlage einfacher gemacht“, sagte Schlömer und lachte.
Aber die Wählerinnen und Wähler hätten entschieden und jetzt wolle er nach vorne schauen.
Overather SPD will Rolle der Opposition nicht mehr
Auch wenn er kein Bürgermeister ist, wolle die SPD im neuen Rat kooperativer als bisher mit den anderen Fraktionen zusammenarbeiten. „Wir wollen nicht mehr die Rolle der Opposition einnehmen. Durch den gemeinsamen Wahlkampf mit den Grünen haben wir in den letzten zwei Wochen schon engere Verbindungen geknüpft und auch mit Herrn Eyer habe ich mich immer gut verstanden“, sagte Schlömer.
Die CDU sei am Wahlabend noch bei der SPD im Da Nino vorbeigekommen, um Schlömer und den Sozialdemokraten für das knappe Ergebnis und den Wahlkampf zu gratulieren. „Das war toll“, meinte Schlömer. Er freue sich darauf, zukünftig enger mit den anderen demokratischen Fraktionen und der Verwaltung zusammenzuarbeiten. Seine Fraktion habe es zwar noch nicht offiziell beschlossen, aber schon im Vorfeld schon darüber gesprochen, dass sie allen demokratischen Fraktionen gegenüber gesprächsbereit sei. Er hoffe auch, dass die Anliegen der Grünen Platz bekommen und angegangen werden. Er glaubt aber, dass es in Overath noch möglich sei, trotz einiger Unterschiede, gemeinsam etwas zu bewegen.
Auch die Grünen scheinen weiterhin kooperativ. „Hans Schlömer hat ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Und ich bin zuversichtlich, dass alle demokratischen Parteien einen gemeinsamen Weg finden. Wir brauchen die Zusammenarbeit“, sagte die Fraktionsvorsitzende Dagmar Keller-Bartel. Die Partei müsse auch noch genauer besprechen, wie sie jetzt weiter vorgehe, die Mitglieder seien sich im Vorfeld aber auch einig gewesen, dass sie offen dafür sei, mit allen demokratischen Parteien zu sprechen.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob sich zwei oder drei Fraktionen für feste Kooperationen entscheiden, oder ob die Politikerinnen und Politiker sich für eine Zusammenarbeit ohne festen Zusammenschluss entscheiden.
Im Overather Stadtrat wird sich also viel verändern. Er hat einen neuen Bürgermeister, viele neue Mitglieder, unter anderem fünf der AfD, die CDU wählt einen neuen Fraktionsvorsitzenden, es werden neue Bündnisse gebildet.