KatzenschwemmeTierheim Rhein-Berg muss trächtige Fundkatzen in defekten Boxen unterbringen

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Mit Sicherheitsabstand schaut ein Bewohner des Katzenhauses, ob es etwas Leckeres abzustauben gibt.

Mit Sicherheitsabstand schaut ein Bewohner des Katzenhauses, ob es etwas Leckeres abzustauben gibt.

Das Tierheim brauche dringend Spenden, um Reparaturen und Sanierungen finanzieren zu können.

Neugierig, aber skeptisch verfolgen Besucherinnen und Besucher über ein Dutzend Katzenaugen, wenn sie das Katzenhaus des Kürtener Tierheims betreten. Durch die Gitter ihrer Zimmerchen können sie alles ganz genau beobachten. Sie bekommen mit, ob einer der Nachbarn vielleicht mehr Aufmerksamkeit oder ein Leckerchen bekommt.

Um nicht leer auszugehen, machen sie auf sich aufmerksam, klettern die Gitter hoch oder miauen herzzerreißend. Betritt ein Besucher oder eine Besucherin allerdings ihr Zimmer, verstecken sie sich auf ihrem Kratzbaum oder flüchten nach draußen. Nur die Tiere mit besonders starken Nerven – oder besonders großem Hunger – sind mutig genug, um mit genügend Sicherheitsabstand herauszufinden, ob nicht doch noch etwas Essbares rausspringen könnte.

Kater Klötzi ist auf Diät

Vier oder fünf Katzen leben in einem Zimmer, nur Kater Klötzi lebt alleine und freut sich über Streicheleinheiten von Geschäftsleiterin Christina Klein. „Er ist gerade auf Diät“ sagt sie, während ihr der Kater um die Beine streicht. Eine Zeit lang habe er mit ein paar der anderen Katzen zusammengelebt, allerdings habe es ihm ein bisschen zu gut gefallen, dass es auch Futter für mehrere Katzen gibt. „Er hat die anderen schlank gehalten“, sagt Klein und lacht. Damit Klötzi nicht zum Klotz wird, muss er in seinem Einzelzimmer nun ohne das Futter seiner Artgenossen und mit seiner abgespeckten Ration auskommen.

Kater Klötzi lässt sich von Tierheimsmitarbeiterin streicheln.

Kater Klötzi ist auf Diät.

Das Katzenhaus sei gut belegt, habe aber noch Kapazitäten, um neue Katzen aufzunehmen. „Die sind aber begrenzt, weil wir renovieren müssen“, sagt Klein. Außerdem würden sie Notfallkapazitäten für eine mögliche Katzenschwemme bereithalten. Ab Anfang Mai beginne diese meistens. „Unsere Boxen dafür sind aber in einem sehr schlechten Zustand“, sagt sie. Christina Klein, Jennifer Ommer (Tierheimleitung) und Laura Cürten (Stellvertretung) haben das Tierheim im Februar übernommen. Und vieles ist eine Baustelle nach Aussage von Christina Klein. Die maroden Katzenboxen sind eine.

Quarantäneboxen im Tierheim Kürten sind nicht hygienisch

Solange, bis sie die Mittel für neue Quarantäneboxen haben, müssen sie mit denen auskommen, die da sind. „Hygienisch ist das aber nicht“, sagt die Geschäftsleiterin. Sie zeigt, dass die Klappen unten nicht mehr richtig schließen, sodass das Katzenstreu von den oberen Boxen in die unteren fällt. Einige Klappen wurden behelfsweise mit Tape abgedichtet. „Wenn eine Katze oben eine Krankheit hat, stecken sich die Tiere unter ihr auch an. Aber wir haben gerade keine andere Möglichkeit“, erklärt sie. Bis zu neun Katzen und ihre Jungen haben Platz in den Boxen.

Christina Klein zeigt eine defekte Klappe.

Die Quarantäneboxen des Tierheims in Kürten sind im schlechtem Zustand: Die Klappen sind kaputt und von innen können sie nicht richtig gereinigt werden.

Dort bleiben sie zwölf Wochen, solange bis die Kätzchen durchgeimpft sind. Vorher können sie nicht zu den anderen Katzen ins Katzenhaus. Wenn die neun Boxen alle belegt sind, müssten sie improvisieren und beispielsweise auf Hundeboxen ausweichen. „Aber über Corona sind die Tierheime zusammengerückt. Wir helfen uns gegenseitig, wenn wir zum Beispiel keine Tiere mehr aufnehmen können“, erklärt sie. Das sei früher anders gewesen und Klein sei froh über die Entwicklung: „Wir haben ja alle das gleiche Ziel. Das erreichen wir einfacher zusammen.“

Kastrationspflicht würde Tierheim Kürten helfen

Trotzdem hoffe sie, dass der vorhandene Platz ausreiche. Erleichterung würde eine Kastrationspflicht für Freigänger bringen: „In Kürten gibt es die schon, und das macht sich bemerkbar“, sagt sie. Wenn sie trächtige Fundtiere bekämen, seien das welche aus Bergisch Gladbach oder den anderen Kommunen. „Die Kastrationspflicht sollte überall gelten. Das würde uns sehr helfen“, findet Klein. Die Katzenschwemme entstehe vermutlich zum einen, weil es vielen Menschen nicht bewusst sei, dass es unverantwortlich sei, eine unkastrierte Katze frei laufen zu lassen. Und: „Auf vielen Bauernhöfen herrscht oft noch der Irrglaube, dass kastrierte Katzen keine Mäuse jagen. Das stimmt nicht.“


Das Tierheim hat viele Baustellen

Das Tierheim in Kürten ist an vielen Ecken marode: Einige Wände schimmeln, die Quarantäneeinrichtungen für Fundtiere fallen schon auseinander. Besonders schlimm hat es die Hundezwinger getroffen: Die Trennwände sind instabil und geben schon bei kleinem Druck nach. Teilweise fehlen Scharniere und die einzelnen Teile werden nur von Halsbändern zusammengehalten.

„Wir können ungefähr jeden dritten Zwinger nicht nutzen, weil wir Angst haben, dass die Hunde nachts durch die Öffnungen in den Wänden laufen und sich gegenseitig etwas tun“, sagt Geschäftsleiterin Christina Klein. Einige Hunde im Tierheim seien sehr gefährlich und wegen der Schäden müssten sie eine bis drei Boxen neben ihnen freilassen, um sicherzustellen, dass den anderen Tieren nichts geschieht. „Wir haben schon Kostenvoranschläge für die Reparaturen eingeholt, aber das ist alles wahnsinnig teuer“, sagt Klein. Das Tierheim bräuchte dringend Spenden. Infos zu Spendenmöglichkeiten finden sich auf der Webseite.

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