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Rhein-BergWaschbären werden zum Problem für die Artenvielfalt

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Ein Waschbär liegt flach auf einem großen Ast und schläft.

Waschbären zählen als invasive Art und machen sich auch im Rheinisch Bergischen Kreis breit.

Die Verbreitung der invasiven Art nimmt zu und wird auch für Besitzer von Haus und Garten zum Problem.

Dass es im Rheinisch-Bergischen Kreis Waschbären gibt ist schon länger nichts Neues mehr. Doch wie Ralf Huckriede vom Hegering Rösrath-Sülztal berichtet, explodiert der Bestand geradezu. Vor zehn Jahren seien die ersten Waschbären im Kreis erlegt worden. Im gesamten Gebiet seien es seinerzeit gerade einmal drei Tiere gewesen. Vor vier Jahren kamen dann schon 48 Tiere zur Strecke, im letzten Jagdjahr aber sage und schreibe 287. Das bemerkt der Experte auch auf der Arbeit: In den vergangenen Wochen hätten sich ungewöhnlich viele Leute bei ihm gemeldet, weil sie ein Waschbären-Problem hatten.

Seine Fast-Nachbarin Claudia halte seit Jahren Hühner in ihrem Garten. Kürzlich habe sie ihn kontaktiert und von zwei Waschbären berichtet, die sich am eigentlich gut gesicherten Hühnerstall zu schaffen gemacht hätten. „Ich habe echt Angst um meine Hühner, denn noch mal muss ich so ein Massaker nicht haben.“ Mit „noch mal“ habe sie einen Vorfall vor einigen Jahren gemeint, als die maskierten Räuber trotz Sicherung in ihren Stall eindringen konnten – für ihre sieben Hennen kam damals jede Hilfe zu spät.

Invasive Art aus Nordamerika

Die eigentlich in Nordamerika beheimateten Kleinbären sähen zwar putzig aus, sie entwickelten sich aber zunehmend zu einer Gefahr für heimische Tierarten. Denn als Allesfresser mögen sie neben Hühnern auch gerne Singvogelgelege, Nestlinge und selbst Amphibien wie die seltenen Gelbbauchunken stehen auf ihrem Speiseplan.

Die laut dem Experten zu den Neozoen zählenden Tiere könnten zudem nicht nur gut klettern und schwimmen, sie seien auch in der Lage, mit ihren Händen Nistkästen zu öffnen und zu plündern. Somit sind nicht nur Bodenbrüter, sondern auch Vogelarten, die auf Bäumen ihr Nest bauen, gefährdet. Auch Höhlenbrüter wie Meisen seien vor den Kleinbären nicht sicher.

Ein Waschbär liegt in einem hohlen Baumstumpf und schläft.

Die flauschigen Räuber sind nicht nur gut im Klettern, sondern auch im Schwimmen.

Waschbären könnten auch problemlos an Dachrinnen hochklettern, Dachpfannen anheben und beiseiteschieben, um so auf die Dachböden zu gelangen. Gerne nutzten sie auch Katzenklappen für ihren Einbruch. Mülltonnen werfen sie einfach um und durchsuchen sie nach Fressbarem. Am Ziel angekommen randalierten die Tiere oft laufstark, besonders gerne auch nachts, und sorgten mit Fraßresten, Kot und Urin auch für eine eher unangenehme Duftwolke. „Die betroffenen Bewohner finden die Eindringlinge daher weniger putzig“ habe Andreas Wernz, Waschbärbeauftragter der Jägerschaft Rösrath, Huckriede berichtet. Und laut seinem Amtskollegen Philipp Berghäuser aus Overath übertragen Waschbären eine ganze Reihe von Krankheiten wie Spulwürmer und Staupe.

Huckriede nach zählten die flauschigen Gauner zu den invasiven Tierarten, die wegen ihrer nachweislichen ökologischen Schäden von der EU als Bedrohung für die Biodiversität angesehen werden. Ihre Ausbreitung soll daher verhindert werden. Leider sei das beim Waschbären noch nicht gelungen. In Nordrhein-Westfalen seien nach den aktuell veröffentlichten Daten im Jagdjahr 2024/25 über 33.000 Waschbären erlegt worden - zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.

Tipps gegen die Eindringlinge

Um die oft sehr aggressiven Kleinbären von Haus und Garten fernzuhalten, sollte man ihnen laut dem Experten vor allem kein Futter geben – weder direkt noch indirekt. Konkret heiße das zum Beispiel keine Essensreste auf einen offen zugänglichen Kompost werfen, das helfe übrigens auch gegen Ratten, Müll wie den gelben Sack nicht draußen lagern und Vogelfütterungen nur in echten Notzeiten bestücken, und auch dann nur so viel Futter geben, wie an einem Tag gefressen wird. Man sollte auch nachts kein Katzenfutter vor die Türe stellen – das sei wie ein Selbstbedienungsladen für die Waschbären.

Wenn das alles nicht helfen sollte, könne man sich an den zuständigen Revierpächter oder einen der ehrenamtlichen Berater der Jäger wenden. Da die Jäger der Hegeringe Rösrath und Overath eigens über Waschbären- beziehungsweise Marderbeauftragte verfügen, könne Huckriede die „Einbruchsopfer“ auch an diese Fachleute vermitteln.