Im Einsatz noch schneller helfenRösrath bekommt Rhein-Bergs erste DRK-Motorradstaffel

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Die neue DRK-Motorradstaffel mit weiteren Mitgliedern der DRK-Bereitschaft Rösrath.

Die neue DRK-Motorradstaffel mit weiteren Mitgliedern der DRK-Bereitschaft Rösrath.

Rösrath – Ob ein Konvoi von Einsatzfahrzeugen begleitet, eine unklare Lage am Einsatzort erkundet oder kurzfristig eine Straße wegen einer Gefahrenstelle gesperrt werden muss – das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Rösrath will künftig bei Einsätzen noch schneller und mobiler agieren können: auf zwei Rädern. Mit geistlichem Beistand hoben die Einsatzkräfte am Wochenende die erste Motorradstaffel der Region aus der Taufe – mit Blaulicht und Martinshorn.

„Wir haben eine Reihe junger Mitglieder, die Motorrad fahren. Da lag es nahe, Hobby und Dienst miteinander zu verbinden und solch eine Staffel zu gründen“, sagt DRK-Orts- und Kreisvorsitzende Ingeborg Schmidt, die die Idee zur DRK-Motorradstaffel hatte. Mit Hilfe eines Sponsors gelang es, zunächst eine, dann eine zweite ehemalige Polizeimaschine zu erwerben und für den DRK-Einsatz umzurüsten.

Eine Frau und zehn Männer bilden die Motorradstaffel

„Eine erweitere Erste-Hilfe-Tasche, Funk, Blaulicht und Martinshorn haben wir schon an Bord, weitere Ausrüstung wird noch folgen“, sagt der Leiter der neuen Motorradstaffel, Bryan Sterzenbach, und führt die beiden Maschinen vor, eine 300 Kilogramm schwere BMW 1200 RT mit 125 PS sowie eine 200 Kilogramm auf die Waage bringende BMW F650 GS.

Die Motorradstaffel

DRK-Maschinen: Die „Große“: BMW 1200 RT, Baujahr 2013, rund 300 Kilogramm, 125 PS, Zwei-Zylinder-Boxer-Motor, 1200 ccm, mit Teleskopblaulicht und Frontblitzern; Die „Kleinere“: BMW F650GS, rund 200 Kilogramm, 50 PS, 650 ccm, Blaulichtblitzer vorn und hinten.

Staffelmitglieder: Saskia Lüghausen, Bryan Sterzenbach, Jörn Halm, Sebastian Zintl, Fabian Schulz, Sven Leidheuser, Nicolas Hillebrand, Sebastian Kolbe, Ronald Nepolsky, Tobias Hübinger, Steffen Schmidt.

11 der 45 Mitglieder der Rösrather DRK-Bereitschaft sind damit in der Motorradstaffel einsetzbar. (wg)

Eine Frau und zehn Männer bilden die neue Staffel und können die beiden bereits in Dienst gestellten DRK-eigenen Motorräder vorerst mit ihren gekennzeichneten privaten Krafträdern unterstützen, bis gegebenenfalls Sponsoren für weitere Einsatzfahrzeuge für die Staffel gefunden sind.

„Jetzt beginnen wir mit dem Training“, sagt DRK-Kreisbereitschaftsleiter Steffen Schmidt, der selbst Mitglied der Rösrather DRK-Motorradstaffel ist. „Gerade die große DRK-Maschine ist schwerer als ein »normales Straßenmotorrad«, deshalb geht es am Anfang auch um Fahrtraining“, erläutert Bryan Sterzenbach den Trainingsplan. Der umfasst dann unter anderem auch das Fahren bei Einsätzen, die Begleitung von Konvois sowie eine spezielle Erste-Hilfe-Schulung mit Fokus auf die Notfallversorgung von Motorradfahrern.

„Nie schneller, als der Schutzengel fliegen kann“

„Wir sind alle Feuer und Flamme für das neue Projekt“, sagt Bryan Sterzenbach. „Und wir hoffen, dadurch noch einen Tacken schneller und einen Tacken besser am Einsatzort helfen zu können“, ergänzt Steffen Schmidt. „Wenn du etwas, das dir auch privat Spaß machst, in den Einsatz mit einbringen kann, ist das doppelte Motivation“, sagt Ronald Nepolsky und freut sich, sein Hobby künftig auch in den Dienst der DRK-Arbeit stellen zu können.

„Euer Einsatz ist nicht einfach und auch manchmal gefährlich“, zollt Pfarrer Thomas Rusch den ehrenamtlichen Einsatzkräften Anerkennung, bevor er sie auf ihren Maschinen segnet. Rusch weiß, wovon er spricht. Er fährt selbst leidenschaftlich Motorrad und kennt auch die Gefahren. „Auf dem Weg zu einem Gottesdienst nach Altenberg bin ich neulich drei Mal von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen worden.“

Den Einsatz der DRK-Einsatzkräfte vergleicht der Seelsorger mit dem barmherzigen Samariter aus der Bibel, der einem Überfallopfer hilft, während andere nur achtlos vorbeigegangen sind. „Nutzt die Motorräder, aber fahrt nie schneller, als der Schutzengel fliegen kann“, empfiehlt der Pfarrer den DRK-Motorradfahrern und bittet – nachdem er um Gottes Segen für die Fahrer auf den Maschinen gebeten hat – darum, selbst eine kleine Runde auf einer Einsatzmaschinen drehen zu dürften. „Ist eine Sänfte“, urteilt er wissend nach der Proberunde vor der DRK-Unterkunft.

Rösraths Bürgermeisterin lobt Vielseitigkeit des DRK

„Das DRK ist so vielfältig aufgestellt – toll“, lobt Rösrath Bürgermeisterin Bondina Schulze bei der Indienststellung der Motorradstaffel, zu der auch DRK-Kreisgeschäftsführer Reinhold Feistl nach Rösrath gekommen ist. „Danke für euren Einsatz.“

Einsätze vom lokalen Martinszug bis hin zu Begleitung von Großveranstaltungen wie dem CHIO in Aachen oder dem Hafengeburtstag in Kiel könnte die DRK-Motorradstaffel aus Rösrath künftig übernehmen, freut sich Ingeborg Schmidt. Für sie geht mit der Indienststellung der neuen Einheit ein Traum in Erfüllung, wie sie sagt. „Ein Traum, den ich selbst nicht mehr fahren kann.“ Bis vor 42 Jahren ist sie selbst Motorrad gefahren, hängte den Motorradschlüssel dann aber an den Nagel, als sie alleine vier Kinder erzog.

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„Aber mal sehen“, sagt sie bei der Indienststellung lächelnd, „vielleicht nehme ich ja doch noch einmal eine Motorradfahrstunde. Wichtiger ist mir aber erst einmal, dass die jungen Leute mit so viel Einsatz dabei sind.“ Spricht’s und lädt die gesamte Motorradstaffel samt weiterer Helfer noch zum Grillen hinter der DRK-Unterkunft ein.

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