Illegale Techno-Party gestopptSo lief das Wochenende mit Ausgangssperre in Rhein-Erft

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In allen Städten des Kreises sind, wie hier in Elsdorf, am Samstagabend Mitarbeiter der Ordnungsämter unterwegs.

In allen Städten des Kreises sind, wie hier in Elsdorf, am Samstagabend Mitarbeiter der Ordnungsämter unterwegs.

Rhein-Erft-Kreis – Der Tag geht, und die Bürger haben sich in ihre Privatsphäre zurückgezogen. Am Tag Eins der Bundesnotbremse herrscht auch im Rhein-Erft-Kreis ein Ausgehverbot zwischen 22 und 5 Uhr. Wir haben uns in einigen Städten umgeschaut und in Elsdorf das Ordnungsamt begleitet.

21.30 Uhr: Zahlreiche Autos sind noch auf der Straße. Wer pünktlich daheim sein will, muss sich jetzt sputen. Nur noch wenige Fußgänger und Radfahrer sind unterwegs.

21.39 Uhr: Die Polizei wird zu einer illegalen Techno-Party nach Brühl gerufen.

21.57 Uhr: Der Ordnungsdienst ist in Elsdorf auf dem Weg zur Köln-Aachener Straße. Drei Männer stehen dort zusammen. „Sie haben noch drei Minuten Zeit“, mahnt die Ordnungshüterin. Nach kurzem Dialog, der beiderseits von Verständnis geprägt ist, zerstreut sich das Trio.

Menschenleer ist auch die Bahnhofsstraße in Wesseling.

Menschenleer ist auch die Bahnhofsstraße in Wesseling.

22.05 Uhr: Auf der Einkaufsstraße, an der sich mehrere Imbissläden befinden, kommen dem Ordnungsamt drei Personen entgegen. Zwei drehen ab, als sie die Streife erblicken. Der Dritte versichert, mit seiner Imbiss-Tüte nur rasch nach Hause zu gehen. Wenige Meter weiter treffen wir auch die beiden anderen wieder. Sie haben Dienstschluss im Imbiss und müssen irgendwie heim, einer nach Kerpen. „Wenn Sie beruflich unterwegs sind, dürfen Sie das tun“, erläutert ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes.

22.15 Uhr: Mehrere Autos brausen viel zu schnell durch die verkehrsberuhigte Straße. „Für den fließenden Verkehr sind wir nicht zuständig“, sagt das Streifen-Quartett resignierend.

22.30 Uhr: Ein Anruf der Polizei. An der Moschee in Esch haben sich Menschen versammelt. „Die Religionsausübung ist auch nach 22 Uhr erlaubt, ebenso wie der Hin- und Rückweg zur Moschee“, sagt der Ordnungsdienst. Trotzdem fährt eine Streife des Ordnungsamts hin.

22.45 Uhr: Am Forum Terra Nova macht ein Paar Picknick. Von der Ausgangssperre habe man nichts gewusst, gibt die Frau vor: „In fünf Minuten sind wir verschwunden“. Knöllchen gibt es auch hier erst mal nicht. Zwei Männer mit zwei Hunden werden zur Rede gestellt. Obwohl beide denselben Heimweg haben, müssen sie sich trennen. „Machen wir, versprochen“, sagen die Hundehalter mit treuem Blick. „Das ist schwer zu vermitteln. Und es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, im Stadtgebiet zu kontrollieren, ob alle in ihren Häusern sind“, räumt ein Mitarbeiter des Ordungsamtes ein.

23 Uhr: Es wird ruhig in der Stadt. An sonst beliebten Treffpunkten wie der Tankstelle und der Grillhütte herrscht Ruhe.

0.02 Uhr: In Brühl rauscht ein weißer Mercedes-Transporter über die L 183. Ansonsten ist kaum eine Menschenseele zu sehen. Nur auf der Rheinstraße in Brühl schlendert ein Fußgänger stadtauswärts. Menschenleer wirkt die Kölnstraße. In der Dunkelheit leuchtet der Scheinwerfer eines Fahrrads auf – ein Jugendlicher fährt gemütlich Richtung Markt.

0.12 Uhr: Fast geräuschlos hält die Straßenbahn der Linie 18 in Brühl-Mitte. Eine Person steigt ein, zwei junge Männer steigen aus. Ihre Schritte hallen noch lange nach, als die Männer hintereinander im Tunnel Richtung Balthasar-Neumann-Platz verschwinden.

An der Bahnhaltestelle Brühl Mitte ist am Sonntag, kurz nach Mitternacht, nicht viel los. Die Linie 18 ist leer, nur eine Person steht am Bahnsteig.

An der Bahnhaltestelle Brühl Mitte ist am Sonntag, kurz nach Mitternacht, nicht viel los. Die Linie 18 ist leer, nur eine Person steht am Bahnsteig.

0.15 Uhr: Am Taxistand wartet Taxifahrer Helmut Pott zunächst vergeblich auf Fahrgäste. Seit mehr als 40 Jahren ist er im Job, doch nächtliche Ausgangsbeschränkungen hat er noch nicht erlebt. „Dabei habe ich persönlich das Gefühl, dass es auf den Straßen im Frühjahr 2020 beim ersten Shutdown wesentlich leerer und die Bevölkerung sehr viel vorsichtiger war als jetzt“, sagt er. Gerade hat er einen Fahrgast zum Köln-Bonner-Flughafen gebracht. Die Polizei habe ihm den Mann anvertraut, der wohl in Brühl gestrandet war. Er habe nur Englisch gesprochen. Über Funk erhält Pott dann den Auftrag, einen neuen Fahrgast in Schwadorf abzuholen.

Viel zu tun haben auch die Taxifahrer in der Nacht nicht.

Viel zu tun haben auch die Taxifahrer in der Nacht nicht.

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0.30 Uhr: Ein einsamer Fahrradfahrer biegt von der Brühler Straße in die Langenackerstraße in Berzdorf ab. Sein Rücklicht flackert. Ansonsten ist es still in Wesseling – gespenstisch wirken die Rauchwolken, die aus den Schornsteinen der Industrieanlagen in den Nachthimmel steigen. Auch auf der Bahnhofstraße und in der Fußgängerzone der Flach-Fengler-Straße ist keine Menschenseele unterwegs.

0.45 Uhr: Ein älterer Mann geht mit seinem Hund auf der Eichholzer Straße spazieren. Einige Schritte weiter albern zwei Jugendliche auf dem Gehweg herum. Die Tankstelle an der Vorgebirgsstraße hat 24 Stunden geöffnet. Eine Angestellte wischt im Ladenlokal die Türen und Regale ab. „Hier waren eben schon Taxifahrer und Polizisten tanken“, sagt sie.

1 Uhr: Auf der Siebengebirgsstraße zucken kurz die Blaulichter von zwei Polizeiwagen auf. Ein Streifenwagen verschwindet mit hohem Tempo auf der L 192 in Fahrtrichtung Bornheim. Auf der Autobahn 555 sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Taxifahrer Pott ahnt warum: „Am Verteilerkreis Marienburg ist eine große Polizeikontrolle“, sagt er: „Die ziehen dort fast jeden Wagen erst einmal zur Kontrolle aus dem Verkehr.“

2.29 Uhr: Auch die Techno-Party in Brühl ist jetzt vollständig aufgelöst.

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