„Filetgrundstück“Entwürfe für neues Quartier in Bergheim vorgestellt – Bürger besorgt

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Man sieht Welters, wie er Modellhäuser zu einem größeren Modell hinzufügt.

Hartmut Welters, einer der Projektorganisatoren.

An der Stadtmauer in Bergheim soll ein neues Quartier entstehen, mehrere Entwürfe wurden nun den Bürgern vorgestellt.

Wie soll das Quartier zwischen Jobberath, Knüchelsdamm und Beisselstraße in Zukunft aussehen? Mit den Anregungen aus einer Bürgerwerkstatt im vergangenen Jahr haben drei Planungsbüros sechs Grobentwürfe erstellt, die jetzt im Ratssaal den Bürgern vor- und zur Diskussion gestellt wurden.

Das Planungsprojekt wird organisiert von den Stadtplanungsbüros von Wolfgang Wackerl und Hartmut Welters. „Der Stadtmauer soll gebührender Raum gegeben, ein Quartiersplatz vorgesehen und die Höhe der Gebäude an die Nachbarschaft angepasst werden“, erläuterte Wackerl die Vorgaben. Es solle „mehr Vorder- als Rückseiten“ geben. „Der ehemalige Hit-Markt kann für eine neue Nutzung erhalten bleiben oder abgebrochen werden. Darüber entscheidet aber der Eigentümer“, sagte Welters.

„Filetgrundstück im Herzen der Bergheimer Innenstadt“

Die Entwürfe für das „Filetgrundstück im Herzen der Innenstadt“, wie die Technische Stadtdezernentin Claudia Schwan-Schmitz das Areal einsortierte, luden sowohl als Planskizze als auch als Styropormodelle zur Diskussion ein. Einschließlich Verwaltung und Politik waren etwa 50 Interessierte zur zweiten Bürgerbeteiligung des Insek-Bausteins gekommen. Sie erfuhren, dass in den drei-, vereinzelt viergeschossigen Gebäuden Raum für verschiedene Wohnformen, für kleinen Einzelhandel und Büros, für Kultur von Atelier bis Fitnessstudio, ein Ärztehaus und vielleicht eine Markthalle entstehen könnte.

Locker angeordnete Blöcke lassen an der Stadtmauer Platz für eine kleine Promenade, viel Grün und wenig Autoverkehr soll es geben, und an der Erft einen gastronomisch genutzten Platz. Die dort wegfallenden rund 100 Parkplätze sollen durch eine Tiefgarage ersetzt werden.

Die Modelle sind nur ein grober Anhaltspunkt

Vier Eigentümern gehört das Areal: Die Stadt besitzt den Parkplatz, zwei Privatpersonen die mittleren Grundstücke und die Brüder Richrath, die Rewe-Märkte betreiben, das seit Jahren leerstehende Supermarkt-Gebäude am anderen Ende. Mit letzteren ist die Planung offenbar noch nicht in trockenen Tüchern. „Da ist noch Bewegung drin. Wir sind weiterhin zuversichtlich. Man muss das jetzt in einem Guss planen. Denkbar ist dann auch eine zunächst teilweise Bebauung“, relativierte Schwan-Schmitz die diesbezügliche Hängepartie. „Wir werben aber dafür, dass wir zusammen ein schlagkräftiges Projekt hinbekommen.“

Stadtrat Peter Hirseler (Grüne) teilte mit, dass ein Vertreter der Besitzer des ehemaligen Hitmarkts in der Vorbesprechung mit der Jury Verwaltung und Stadtplaner vor vollendete Tatsachen gestellt habe. Die Besitzer hätten dort mitgeteilt, eigene Pläne zu haben. Die Stadt sollte daraus Konsequenzen ziehen, „denn das geschah mit Ansage. Man zeigt der Stadt damit, wer in Bergheim das Sagen hat. Der Bürgermeister darf sich nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen und muss endlich ein Machtwort sprechen."

Es muss zu den Menschen passen, die hier leben.
Astrid Machuj

Die Veranstalter der Bürgerbeteiligung machten deutlich, dass die groben Würfel der Modelle nicht den endgültigen Zustand der Bebauung simulieren. „Da wird in der Detailplanung noch an Fassaden und Gestaltung viel passieren“, betonte Schwan-Schmitz.

Die Bürgerinnen und Bürger hatten Bedenken, dass die Gebäudeblöcke zu groß seien, neue Einzelhandelsgeschäfte und die bestehenden Anbieter auf der Hauptstraße einander „kannibalisieren“, das jetzt umgestaltete Kleine-Erft-Ufer nicht wieder „zugeballert“, der historische Stadtkern nicht „erschlagen“ werden solle. „Es muss zu den Menschen passen, die hier leben“, sagte Astrid Machuj und sprach damit dem applaudierenden Publikum aus der Seele.

Jetzt sollen die Ideen aus der Bürgerschaft und die Einschätzungen der Jury an die Wettbewerbsteilnehmer weitergegeben werden. Im Sommer soll es dann nach Stadtratsberatung eine weitere Bürgerwerkstatt geben.