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Fast verhungertes Mädchen aus BergheimWurde Alina im Schrank versteckt?

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Wohnung Bergheim Fall Alina I

Die Wohnung der Bergheimer Familie war bei der Durchsuchung der Polizei in einem desolaten Zustand.

Bergheim/Köln – Wo war die fünfjährige Alina (alle Namen geändert) am 21. August vergangenen Jahres? An jenem Tag stand das Jugendamt vor der Tür der Bergheimer Familie, nachdem der Kindergarten von einem alarmierend Gesundheitszustand berichtet hatte.

„Sie war bei uns in Hennef, mit ihrer Mutter und meinem Sohn,“ sagte Friseurin Dagmar S. im Zeugenstand des Landgerichts aus. Ihr Sohn und Alinas Mutter sind wegen versuchten Mordes durch Unterlassung angeklagt, weil beide Alina vernachlässigt und ihr zu wenig Essen gegeben haben sollen. Alina wäre beinahe verhungert.

Die Familie habe damals das komplette Wochenende in Hennef verbracht. Alina habe wie „immer gut gegessen“, sei aber noch dünner als sonst gewesen und habe getragen werden müssen, weil das Laufen sie so sehr geschmerzt habe.

Fall Alina: War Familie wirklich in Hennef?

Ihr körperlicher Zustand sei erschreckend gewesen. „Du musst mit ihr zum Arzt. Noch schneller als schnell“, habe Dagmar S. der Mutter gesagt. Monika S. habe dies bejaht, allerdings mit keinem Wort erwähnt, dass das Jugendamt am selben Tag unangekündigt dagewesen war.

Die Zeugin ist sich ganz sicher, dass sie Alina am 21. August das letzte Mal gesehen habe, und verneinte eine mögliche Verwechslung des Datums. Merkwürdig ist nur, dass die Auswertungen der Mobiltelefone sowohl von Monika S. als auch von ihrem mitangeklagten Partner an diesem Wochenende in Bergheim und nicht in Hennef eingeloggt waren. Dem Jugendamt gegenüber hatte das Paar am 21. August erklärt, Alina sei bereits in Hennef, vom Bruder des Angeklagten abgeholt worden. Der allerdings sagte aus, er habe alle drei gemeinsam nach Hennef gefahren. Der Verdacht liegt nahe, dass die Eltern das Kind vor der Behörde im Schrank versteckt haben könnten – so steht es zumindest in den Ermittlungsakten vermerkt.

Alina hat „kein einziges Mal nach der Mutter gefragt“

Eine Familienhelferin, die Alina im Auftrag des Jugendamtes im Krankenhaus und in den wenigen Wochen in der Pflegefamilie betreute, berichtete Erfreuliches im Zeugenstand. Alina habe sich „sehr schnell erholt und sehr gut entwickelt“. Das Mädchen, das von der Mutter stets als lethargisch, müde, schlapp und bewegungsarm beschrieben wurde, sei nun „neugierig, wissbegierig, fröhlich und lacht viel“.

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Wichtig sei für Alina das Thema Essen. Bei Tisch halte sie gern ihren Teller fest und lecke ihn ab, um keinen Krümel übrig zu lassen. Sowohl in der Pflegefamilie als nun auch im Heim habe Alina „kein einziges Mal nach der Mutter gefragt“. Wohl aber nach der Stiefoma, die sich alle 14 Tage liebevoll um Alina kümmere.

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