Aktion „Achtung, Schulweg“Wie Bergheimer Schüler sicher zur Schule kommen

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Das Bild zeigt den knieenden Polizisten Hans-Dieter Ehlert und zwei Kinder, die zwischen zwei Autos auf die Straße gucken.

Immer alles im Blick: Polizist Hans-Dieter Ehlert zeigt den Kindern, worauf sie im Straßenverkehr achten müssen.

Wie kommen sie ohne Risiko zur Schule? Das haben die Schüler der Odilia-Weidenfeld-Grundschule in Rheidt-Hüchelhoven von zwei Polizisten gelernt.

Auf dem Schulweg lauern überall Gefahren. Die tückischsten Stellen sind Hauseinfahrten, Kreuzungen und die Lücken zwischen parkenden Autos. Die Polizeibeamten Hans-Dieter Ehlert und Claudia Färber sind trotzdem der Meinung: Kinder können den Schulweg problemlos meistern, wenn sie sich an ein paar einfache Regeln halten. Dies übte die Polizei nun mit den Schülern der Odilia-Weidenfeld-Schule.

Ehlert räumt gleich zu Beginn der Schulwegaktion mit einem gängigen Vorurteil auf: „Unfälle passieren nicht unbedingt an der Schule. Sondern auf dem Weg hin und zurück.“ Kleinigkeiten würden aber helfen, das Risiko fast auf Null zu senken. An einer T-Kreuzung etwa sollten Kinder nicht nur nach rechts und links blicken, erläutert Ehlert. Auch von hinten könne ein Auto kommen.

Kinder sind im Straßenverkehr oft unsichtbar

Oft sind Kinder im Straßenverkehr praktisch unsichtbar. Zum Beispiel sehen Autofahrer sie nicht beim Zurücksetzen in Einfahrten. Das gilt auch dann, wenn Kinder in Parklücken zwischen zwei Autos stehen. Gerade kleine Kinder können nicht über parkende Autos hinwegsehen. Sie sehen nicht, ob ein Fahrzeug auf der Straße fährt. Ehlert demonstriert das, indem er selbst in die Hocke geht.

Unfälle passieren nicht unbedingt an der Schule. Sondern auf dem Weg hin und zurück.
Hans-Dieter Ehlert

Die Kinder lernen auch von den Polizisten, dass der direkte Weg über die Straße der beste ist. Ehlert braucht sieben Schritte, um die Fahrbahn gerade zu überqueren. Geht er schräg, sind es 13. Ein Erstklässler braucht ungefähr die doppelte Schrittzahl.

Viertklässler begleiten Erstklässler

Der Übungsschulweg, den die Beamten für die Schüler konzipiert haben, ist nur wenige Hundert Meter lang. Aber das reicht aus. „Uns ist wichtig, dass die Kinder kurz hochkonzentriert sind. Dann schleifen sich die Feinheiten besser ein“, sagt Färber. Die beiden Polizisten haben ein ausgeklügeltes System, um den Stoff dauerhaft im Kopf der Kinder zu verankern: Jeweils ein Viertklässler nimmt einen Erstklässler an die Hand. Die Älteren profitieren so von der Wiederholung der Sicherheitstipps. Und gleichzeitig bremsen sie das oft noch ungestüme Vorpreschen der i-Dötzchen. Mit den Kindern der Odilia-Weidenfeld-Schule sind Ehlert und Färber zufrieden: Ihnen passieren wenig Fehler. Damit schneiden sie besser ab als viele Erwachsene.

Polizistin Claudia Färber zeigt auf ein Auto in einer Einfahrt. Kinder hören ihr zu.

Claudia Färber weist auf die Gefahren in Einfahrten hin.

„Bei uns lernen auch die Erwachsenen noch etwas dazu“, erläutert Färber. Für ihre Schulwegaktionen rekrutieren die Polizisten Eltern oder Großeltern, die als Streckenposten die Reaktion der Kinder kontrollieren. An die Eltern haben die Polizisten aber auch einen wichtigen Appell: „Fahrt die Kinder nicht zur Schule“, sagt Färber. Den Kindern, die zur Schule gefahren werden, fehle die Erfahrung im Straßenverkehr. Sie neigten deshalb zu gefährlichen Verhaltensweisen. Viele würden etwa vom Auto der Eltern direkt auf die andere Straßenseite laufen , ohne nach links oder rechts zu schauen. „Manche ziehen dabei ihren Ranzen an und sind noch unaufmerksamer“, berichtet Färber. „Das Gefahrenbewusstsein ist bei ihnen nicht geschult.“

In Elsdorf gibt es die Schulweghelden

Dabei können nach Ansicht der Beamten Eltern gerne ihre Kinder auf dem Schulweg begleiten. Allerdings nur zu Fuß. So würden die Kinder sicheres Verhalten im Straßenverkehr lernen. Außerdem gibt es laut Monika Schaller, der Schulleiterin der Odilia-Weidenfeld-Schule, noch einen kleinen Pluspunkt: Die Bewegung tut den Kindern gut – und lässt sie aufgeweckter zur Schule kommen.

Das Gefahrenbewusstsein ist bei ihnen nicht geschult.
Claudia Färber über Kinder, die zur Schule gefahren werden

Nicht nur in Bergheim gibt es Projekte, damit Schüler sicher die Schule erreichen. In Elsdorf zum Beispiel treffen sich Kinder an drei Sammelpunkten, um gemeinsam zur Erich-Kästner-Grundschule zu gehen.

Die „Schulweghelden“ machen sich dann gemeinsam auf den einen Kilometer langen, mit Stadt und Polizei abgestimmten Schulweg.


„Wir möchten eine möglichst umfassende Dokumentation der Gefahrenstellen auf Schulwegen in Köln und der Region erstellen und rufen daher mit dem Automobil-Club Verkehr dazu auf, Gefahrenstellen zu melden und zu dokumentieren. So wollen wir konstruktiv dazu beitragen, Gefährdungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und zu reduzieren. Das geschieht über den CrowdNewsroom, eine Online-Plattform des investigativen Recherchenetzwerks Correctiv. Hier geht es zum Formular.

Grundschulen können sich bei den regionalen Radiosendern wie Radio Erft an einer Verlosung beteiligen, um Sicherheitswesten zu gewinnen. Mehr Infos dazu gibt es auf radioerft.de.  Ein vergleichbares Projekt hatte erstmals die Schweizer Zeitschrift „Beobachter“ gemeinsam mit Correctiv organisiert. Alle Infos zur Aktion gibt es auf www.ksta.de/schulweg und www.rundschau-online.de/schulweg.

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