Führungen in BergheimMuseumsverein bringt Jugendlichen jüdisches Leben näher

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Am jüdischen Friedhof erzählte Frank-Rainer Hildenbrand aus dem Leben des Juden Karl Schnog.

Am jüdischen Friedhof erzählte Frank-Rainer Hildenbrand aus dem Leben des Juden Karl Schnog.

Bergheim – „Geschichte in Geschichten“ hieß es am Dienstagvormittag für Schülerinnen und Schüler des Gutenberg-Gymnasiums in der Innenstadt. Anlässlich der Jüdischen Kulturwochen hatte sich der Museumsverein Bergheim die Aktion überlegt, um die Jugendlichen mit jüdischem Leben vertraut zu machen.

„Es war uns ein Anliegen, ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, wie wichtig Zusammenhalt ist. Wir müssen aufstehen, wenn Unrecht herrscht“, betonte Astrid Machuj, Mitglied des Museumsvereins. Der Verein hatte Stadtführungen mit vier Stationen ausgearbeitet, an denen Kinder und Jugendliche der Klassen sechs, sieben, acht und zehn über jüdisches Leben in Bergheim informiert wurden. 300 Jugendliche hätten sich insgesamt für die Führungen angemeldet, berichtete Machuj.

Die letzte Beerdigung in Bergheim war 1933

Die frühere Bürgermeisterin Maria Pfordt führte die Jungen und Mädchen in das Thema ein. Sie berichtete über die Entwicklung des jüdischen Lebens in Bergheim, zeigte den Davidstern, die Menora, auch bekannt als Siebenarmiger Leuchter, die Thora und gab den Jugendlichen etwas Wichtiges mit auf den Weg: „Nur weil Menschen anders leben oder eine andere Religion haben, dürfen sie nicht ausgegrenzt werden.“

Astrid Machuj berichtete den Kindern in ihrer Rolle als Frau Schmitz von ihrer Angst während der NS-Zeit.

Astrid Machuj berichtete den Kindern in ihrer Rolle als Frau Schmitz von ihrer Angst während der NS-Zeit.

An der zweiten Station wartete Dieter Zorn, der in die Rolle eines Freundes des Juden Herbert Schnog schlüpfte. „Herbert war ein begnadeter Fußballspieler in unserem Verein, aber als die Nazis an die Macht kamen, wollte der Verein ihn nicht mehr. Damals habe ich nichts dagegen gesagt. Heute würde ich anders handeln“, sagte Dieter Zorn in seiner Rolle als Herberts Freund.

Besuch am ehemaligen Standort der Synagoge in Bergheim

In der Nähe des Krankenhauses zeigte er den Schülerinnen und Schülern, wo sich bis 1939 die Synagoge der jüdischen Gemeinde Bergheim befand. An der Erftbrücke stand derweil schon Frau Schmitz, alias Astrid Machuj, bereit. Als Frau Schmitz von ihrer Angst erzählte, weil ihr Mann drei Juden im Haus versteckt und sich häufiger gegen die SS gestellt habe, hörten die Kinder ihr gespannt zu.

Die Veranstaltung endete am jüdischen Friedhof. Dort erzählte Frank-Rainer Hildenbrand vom Leben des Juden Karl Schnog und klärte über Besonderheiten des Friedhofes auf. „Die letzte Beerdigung auf diesem Friedhof war 1933. Danach waren kaum noch Juden in Bergheim, da sie geflohen waren.“

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Stefanie Bierkamp, die am des Gutenberg-Gymnasium Geschichte unterrichtet und mit einer siebten Klasse an der Führung teilnahm, zeigt sich begeistert von der Aktion: „Es ist toll, dass wir mit unseren Klassen so ein Angebot direkt hier in Bergheim nutzen können. In der Schule haben wir die Themen zwar auch schon behandelt, aber nun haben wir noch einiges über jüdische Mitbürger erfahren.“

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