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100-Millionen-ProjektGefahrenabwehrzentrum könnte in Bergheim gebaut werden

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Das Bild zeigt das Gebäude des Gefahrenabwehrzentrums des Kreises Mettmann.

Das Gefahrenabwehrzentrum des Kreises Mettmann gilt als eines der modernsten im Land NRW. Eine Delegation aus dem Rhein-Erft-Kreis hat sich das Gebäude schon vor einiger Zeit einmal angeschaut.

Der Kreis hat große Pläne: 2026  soll die Kreisleitstelle umziehen, langfristig plant die Verwaltung den Bau eines Gefahrenabwehrzentrums für etwa 100 Millionen Euro.

Wer den Notruf 112 im Rhein-Erft-Kreis wählt, wird in der Regel mit der Leitstelle des Rettungsdienstes und der Feuerwehr des Rhein-Erft-Kreises verbunden. Von dort aus werden die Einsätze koordiniert und an die einzelnen Wachen im Kreisgebiet weitergegeben. Angesiedelt ist die Kreisleitstelle auf dem Gelände der Feuerwache Kerpen an der Sindorfer Straße. Doch die Tage dort sind gezählt.

Die Kreisleitstelle ist in die Jahre gekommen, sowohl räumlich als auch technisch. Die Personalstärke ist zwar immer angepasst worden, doch jetzt stößt man an die Grenzen des Machbaren. „20 Jahre lang war die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Kerpen super. Aber die Aufgaben und das Notrufaufkommen sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns neu aufstellen müssen“, berichtet Martin Gawrisch, Dezernent der Kreisverwaltung für das Amt Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz. Zuletzt waren es rund 105.000 Notrufe pro Jahr.

Neue Räume für die Kreisleitstelle

Man habe Räume im Blick, aber noch keinen Mietvertrag unterschrieben. Ein solches Gebäude müsse einige Anforderungen erfüllen. Neben der eigentlichen Leitstelle benötige man Büroräume, je nachdem für bis zu 70 Personen. Und technische Besonderheiten müssten auch berücksichtigt werden. „Eine Leitstelle braucht unter anderem eine Notstromversorgung“, so der Dezernent weiter. Auch wenn der Mietvertrag noch nicht unterschrieben ist, so plant man beim Kreis im Laufe 2026 umzuziehen.

Ursprünglich war vorgesehen, dass die Kreisleitstelle in das neu geplante Gebäude des Gefahrenabwehrzentrums kommen soll. Doch die Realisierung wird noch mehrere Jahre dauern. „Ein Standort für das Gefahrenabwehrzentrum steht noch nicht fest. Wir haben aber eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen und darin sind gute Vorschläge“, berichtet Gawrisch weiter. Doch bis das neue Gebäude stehe, würden noch acht bis zehn Jahre ins Land gehen, so die vorsichtige Schätzung des Dezernenten.

Momentan laufen erste Gespräche zwischen dem Landrat und mir, mit dem Ziel des Verkaufs einer Fläche hinter der Feuer- und Rettungswache an den Rhein-Erft-Kreis
Volker Mießeler, Bürgermeister der Stadt Bergheim

Wenn es nach Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler gehen würde, wäre die Standortfrage schon geklärt. Er verbreitet, dass das Gefahrenabwehrzentrum nach Bergheim kommen soll, direkt neben der jetzigen Feuerwache an der Kölner Straße. Mießeler schreibt: „Momentan laufen erste Gespräche zwischen dem Landrat und mir, mit dem Ziel des Verkaufs einer Fläche hinter der Feuer- und Rettungswache an den Rhein-Erft-Kreis. Dort soll auf der Grundlage eines von uns erstellten Standortexposés perspektivisch das Gefahrenabwehrzentrum entstehen.“

Das Bild zeigt die Kreisleitstelle bei der Feuerwehr in Kerpen.

Die Kreisleitstelle des Rhein-Erft-Kreises in Kerpen ist zu klein und in die Jahre gekommen. 2026 soll sie in neue Räume umziehen.

Über 36.000 Quadratmeter ist das Grundstück groß. Das könnte zu den Vorstellungen der Planer aus der Kreisverwaltung passen. Gawrisch spricht auf Nachfrage von einem Grundstück zwischen 30.000 und 40. 000 Quadratmetern, das für ein solches Projekt benötigt werde. Unklar ist jedoch, ob das Grundstück, von dem Mießeler spricht, wirklich alle Anforderungen erfüllt. Es liegt jenseits der Bahnlinie der Erftbahn, die in Zukunft zur S-Bahn-Strecke ausgebaut werden soll.

Das Bild zeigt die Kreisleitstelle des Kreises Mettmann.

Die Kreisleitstelle in Mettmann ist auch im Gefahrenabwehrzentrum untergebracht.

Nach Gawirschs Vorstellungen sollte ein Gefahrenabwehrzentrum neben einer Leitstelle und entsprechend ausgestatteten Räumen für Krisenstäbe auch ein Katastrophenschutzlager vorhalten, in dem neben Schutzmaterial, Sandsacklager mit Abfüllmaschine auch kreiseigene Gerätschaften wie Abrollcontainer (z. B. für Atemschutzgeräte oder Schutzanzüge) stehen. Derzeit sind die sperrigen Container auf die  Feuerwachen im Kreis verteilt. Dazu kommen noch spezielle Fahrzeuge für den Katastrophen- und Zivilschutz.

Wird die Kreisfeuerwehrschule auch im Gefahrenabwehrzentrum untergebracht?

Unklar ist, wie die Planungen der Kreisfeuerwehrschule aussehen. Die Gebäude in Bedburg-Rath, in denen überwiegend ehrenamtliche Feuerleute von Freiwilligen Feuerwehren aus dem gesamten Kreis geschult werden, ist alt und ohne jeglichen Standard. Das Außengelände, auf dem praktische Abläufe realitätsnah geübt werden, muss eine entsprechende Größe haben.

Ob der Standort an der Kölner Straße in Bergheim die Voraussetzungen mitbringt, müsste wohl noch geprüft werden. Kritiker sehen das Ehrenamt in Gefahr, wenn nicht auch für die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr ein neues Schulungsgebäude und Übungsgelände geschaffen würde.

Bei den Vorbereitungen und Planungen schaut die Kreisverwaltung auf das 2021 in Betrieb genommene Gefahrenabwehrzentrum des Kreises Mettmann, das derzeit als eine der modernsten Einrichtungen ihrer Art im Land gilt. Eine Abordnung war schon vor einiger Zeit in Mettmann und hat sich das Zentrum angeschaut. Das sechsgeschossige Gebäude beherbergt die Rettungsleitstelle, ein Feuerwehrübungszentrum mit Übungshalle, Brandsimulationsanlage und Atemschutz-Übungsstrecke, die Kreisfeuerwehrschule und das Amt für Brand- und Katastrophenschutz sowie Rettungsdienst des Kreises.

Kooperation mit dem Rhein-Kreis-Neuss prüfen

Wie Gawrisch in einem Gespräch mit dieser Redaktion weiter berichtet, überlege man mit dem benachbarten Rhein-Kreis-Neuss zu kooperieren, um Synergien zu nutzen. So könne sinnvoll Geld gespart werden. Die Frage nach den Gesamtkosten beantwortet Gawrisch zurückhaltend und spricht von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Insider reden von mehr als 100 Millionen Euro und verweisen auf die Kostensteigerungen in acht bis zehn Jahren.


Neuordnung der Kreisleitstelle

Die in der Kerpener Rettungswache angesiedelte Kreisleitstelle ist –zumindest personell gesehen – näher an den Kreis gerückt. Anfang Juli wechselte für die Bediensteten der Arbeitgeber. Seitdem ist nicht mehr die Stadt Kerpen für die 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig, sondern der Rhein-Erft-Kreis. Für drei Mitarbeiter bedeutete der Wechsel des Arbeitgebers zudem eine Beförderung. 

Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Jahr 2021 hatte Landrat Frank Rock das Amt 38 gegründet, um den Bevölkerungsschutz zu verbessern. Ziel war eine bessere Koordination bei Großschadenslagen, Katastrophenfällen und im alltäglichen Rettungsdienstbetrieb.

Die personelle Eingliederung der Leitstelle ist laut Kreisverwaltung der nächste Schritt – auch im Hinblick auf das künftig entstehende zentrale Gefahrenabwehrzentrum. „Die Leitstelle ist das Herzstück unserer Gefahrenabwehr“, sagt Rock. Sie sei rund um die Uhr im Einsatz und sichere schnelle Hilfe. Der Personalstamm soll weiter ausgebaut werden, auf insgesamt 46 Stellen. Erste Einstellungsverfahren seien bereits angelaufen.

Pro Schicht versehen rund sechs Disponentinnen und Disponenten ihren Dienst. Täglich werden in der Leitstelle etwa 300 Notrufe bearbeitet und Einsätze für den gesamten Rhein-Erft-Kreis koordiniert. (dv)