Tierheim BergheimWelpe „Sprotte“ kämpft ums Überleben

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Die kleine Hündin, im Tierheim „Sprotte“ getauft, hat auch eine Lungenentzündung.

Die kleine Hündin, im Tierheim „Sprotte“ getauft, hat auch eine Lungenentzündung.

Bergheim – Helle Aufregung herrschte am Mittwochabend beim Personal des Bergheimer Tierheims. Eine Familie hatte einen Welpen vorbeigebracht, der sich in kritischem Zustand befand. In stabiler Seitenlage, mit schweren Atemproblemen und Durchfall kam die kleine Hündin dort an.

Die Familie behauptete, den Welpen auf der Straße in Kerpen geschenkt bekommen zu haben, verstrickte sich jedoch in Widersprüche. So wurde schnell klar, dass der Welpe gekauft worden war. „Das ist heutzutage leider nicht allzu selten“, seufzt Tierärztin Nadine Danowski. Die Welpen würden für kleines Geld unter der Hand verkauft werden, um das Wohl des Tieres kümmere man sich da nicht. „Wenn man von so etwas erfährt, solle man am besten das Veterinäramt und die Polizei anrufen. Auch wenn man Mitleid mit den Kleinen hat, sei dies die einzige Chance, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, erklärt sie.

In der Nacht dehydriert

Sprotte, wie sie die kleine Hündin liebevoll genannt haben, musste noch in der Nacht an den Tropf, weil sie wegen des Durchfalls dehydriert war. Erschwerend kommt hinzu, dass der Welpe eine Lungenentzündung hat und Verdacht auf Parvovirose besteht – eine bekannte Krankheit bei Tieren aus dem Ausland. Sprotte ist zwischen sechs und sieben Wochen alt, also viel zu jung, um von ihrer Mama und ihren Geschwistern getrennt zu werden. Dadurch wurde die Muttermilchzufuhr unterbrochen und damit eigentlich nötige Antikörper nicht gebildet.

„Momentan ist es ein ständiges Auf und Ab. Mal kommt man in den Raum rein und es geht ihr besser und dann wiederum ist sie sehr schlapp und zu kaum etwas zu bewegen“, sagt Danowski traurig. Sprotte ist hochansteckend und muss in Quarantäne gehalten werden. Das Virus verbreitet sich über Tröpfcheninfektion und steckt andere Tiere schon bei einem kurzen Kontakt an. „Wir müssen unsere Hunde schützen, auch wenn es schwerfällt, das kleine Würmchen alleine zu lassen.“

Behandlung verschlingt hohe Kosten

Die Behandlung von Sprotte ist sehr zeit- und kostenintensiv. Würde man diese Behandlung in einer Tierarztpraxis durchführen, könnte man gut und gerne mit knapp 6000 Euro rechnen. Bei solchen Kosten hört die Tierliebe bei vielen Haltern auf und sie geben die Verantwortung an das Tierheim ab. „In den letzten zwei bis drei Jahren habe ich so etwas leider vermehrt mitbekommen“, erklärt Danowski. Dies liege an der sinkenden Impfmoral bei vielen Haltern. Hinzu komme das Problem der Massenproduktion aus dem Ausland, die die Welpen bis an die Grenze bringen, egal, ob gesund oder nicht. „Den Hunden wird dann oftmals ein Antibiotikum gespritzt, damit sie vor potenziellen Käufern gesund aussehen. Doch zu Hause wartet dann oftmals eine böse Überraschung“, so Danowski. Das Tierheim Bergheim rechnet daher damit, dass bald weitere Tiere auftauchen, die die selben Symptome wie Sprotte aufweisen und wahrscheinlich aus dem gleichen Wurf stammen. Sollte Sprotte das Wochenende überstehen, sieht ihre Perspektive gut aus.

„Heute Morgen hat das Würmchen auch mal vorsichtig am Futter geleckt, ein klein wenig Appetit scheint also wiederzukehren“, sagt Danowski mit zufriedenem Lächeln. Geht alles gut, darf Sprotte nach Genesung zu anderen Isolierpatienten auf die Station nach Dellbrück, wo sie sozialisiert wird und dann bald in liebende Hände gegeben werden kann.

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