40 Jahre WelterbeAn den Schlössern in Brühl steigt zum Jubiläum ein buntes Familienfest

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Zu sehen ist die Gartenseite des Schlosses Augustusburg.

Spannende Einblicke und Kurzweil verspricht das Familienfest am 2. Juni rund um die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl.

Seit 40 Jahren zählen die Schlösser in Brühl und der dazugehörige Park zum Weltkulturerbe. Das wird am 2. Juni gefeiert.

Es war offenbar nicht die Quantität der Argumente, mit denen die deutschen Initiatoren die Verantwortlichen bei der Unesco in Paris beeindruckten. Um den Welterbe-Status für die Schlösser Augustusburg und Falkenlust zu erlangen, genügten ein zweiseitiges Schreiben und ein Formblatt.

Die Zeiten waren Anfang der 1980er-Jahre eben andere und die Qualität der Argumente bestechend. Am 31. Oktober 1984 verlieh die Unesco auf der Sitzung des Welterbekomitees in Buenos Aires den Prachtbauten in Brühl den erhofften Titel.

In einer Reihe mit Alhambra und Taj Mahal

Die Tochterorganisation der Vereinten Nationen bestätigte den kulturhistorischen Wert des Schlosses als erste herausragende Schöpfung des Rokoko in Deutschland und als Ort, an dem das Zusammenspiel deutscher, italienischer und französischer Architekten, Maler, Bildhauer und Stukkateure bis 1768 ein opulentes Gesamtkunstwerk hervorgebracht hat – mit dem von Balthasar Neumann geschaffenen Prunktreppenhaus im Mittelpunkt und ergänzt um das das kleine Jagdschloss Falkenlust und die von Dominique Girard geschaffene Gartenanlage.

Auf diese Entscheidung im fernen Argentinien hatten in erster Linie Wilfried Hansmann als Referent im Denkmalpflegeamt und Landeskonservator Udo Mainzer hingearbeitet. Zwei Tage später wurde die entsprechende Urkunde ausgestellt.

„Eine große Feier gab es damals nicht“, erklärt Christiane Winkler, die als Fachbereichsleiterin in der Schlösserverwaltung für Unesco-Angelegenheiten die Unterlagen studiert hat. Und das, obwohl die Schlösser im beschaulichen Brühl nun in einer Reihe mit dem ein Jahr zuvor zum Welterbe erklärten Taj Mahal in Indien und der ebenfalls 1984 in diesen Status erhobenen Alhambra in Granada stand.

„Der Kölner Dom wurde übrigens erst 1996 zum Welterbe erhoben“, sagt Regina Junga, die als Dienststellenleiterin gewissermaßen Brühler Schlossherrin im Auftrag des Landes NRW als Eigentümer ist. Immerhin, vier Jahre nach der Ernennung brachte man im Schloss Augustusburg eine Bronzetafel an, die auf den Welterbe-Status hinweist und es gab Sekt und Gebäck.

Vier Jahrzehnte später weiß man Rang und Namen mehr zu schätzen. Nicht wenige insbesondere der ausländischen Besucher, für die es Führungen in einem Dutzend unterschiedlicher Sprachen gibt, reisen gezielt zu den Schlössern als Welterbestätte.

110.000 Menschen besuchen Schlösser in Brühl

Und die Zahl der Gäste wächst stetig. Rund 110.000 waren es im vergangenen Jahr – nicht mitgezählt die vielen Menschen, die lediglich durch den Park spazieren. Die Pandemiedelle ist damit überwunden. 51 Mitarbeiter kümmern sich um Schlösser, Park und Besucher. Hinzu kommen Saisonkräfte, die die Gästeführungen übernehmen. 450.000 Euro werden jährlich aus dem Kartenverkauf erlöst. 8,66 Millionen steckt das Land in diesem Jahr in die Welterbestätte.

Zum 40-jährigen Jubiläum des besonderen Titels will man nun feiern und gleichsam einer Vorgabe gerecht werden. „Erhalten, pflegen und vermitteln – das ist Kern unserer Arbeit“, sagt Junga. Beim Vermitteln der Bedeutung und Geschichte der Bauwerke ist das Zusammenspiel mit den Besuchern unabdingbar. Es gilt es zu zeigen, zu erklären und erlebbar zu machen, was die Schlösser Augustusburg und Falkenlust lange Jahre zum Vorbild für eine Vielzahl deutscher Fürstenhöfe gemacht hat.

Zu sehen sind die Kinder der Maria-Montessori-Schule mit einer Plane, die eine große „40“ ziert.

Seit 40 Jahren zählen die Schlösser in Brühl und der dazugehörige Park zum Weltkulturerbe. Kinder der Maria-Montessori-Schule haben aus diesem Anlass bunte Planen gestaltet.

Das soll nun am Sonntag, 2. Juni, 10 bis 19 Uhr, mit einem Familienfest geschehen. Im Schloss Augustusburg lassen Marta Dotkus, Sören Leupold und Markus Möllenbeck Cembalo, Laute und Violoncello erklingen. „Sie werden damit eine besondere Atmosphäre erzeugen“, wie Tania Schneider vom Marketing der Schlösserverwaltung überzeugt ist.

Unabhängig von Führungen kann jedermann die Schlösser bei freiem Eintritt im eigenen Tempo erkunden. Wer ein originelles Bild haben möchte, kann ein Rokoko-Kostüm überstreifen und sich fotografieren lassen. Vor der Außentreppe von Augustusburg wird eine Bühne aufgebaut, wo es von 11 Uhr an Musik gibt. Darunter viele Ensembles der städtischen Musikschule.

Zu sehen ist die Urkunde der Unesco.

Diese Urkunde der Unesco bezeugt den Status als Weltkulturerbe.

Workshops bietet der Kölner Spielecircus an. Zum Mitmachprogramm gehören Schnitzeljagd, eine interaktive Quiz-Rallye mit Smartphone oder Tablet. Wer will, kann sich beim Bogenschießen und Balancieren auf der Slackline ausprobieren. Im Park werden Vereine, Schulen, die deutsche Unesco-Kommission und Brühl-Tourismus an Infoständen über ihre Aktionen berichten. Weil Bühne und Stände im Weg stünden und großer Andrang zu erwarten ist, sind am 2. Juni am Schloss keine Hochzeitsfotos möglich.

Für einen bunten Farbtupfer haben bereits die Schülerinnen und Schüler aus acht Klassen der Brühler Maria-Montessori-Schule gesorgt. Im Vorfeld des Welterbetags wurden von ihnen gestaltete Planen über eine Strecke von 30 Metern am Bauzaun von Schloss Augustusburg angebracht. „40 Jahre UNESCO-Welterbe“ ist dort nun zu lesen. Es ist wohl das größte Zeugnis des besonderen Stellenwerts der Brühler Prachtbauten.

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