Max-Ernst-Museum„Comic-Mania“ in Brühl bietet große und kleine Kunst für Fans

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Wie beim Porträtzeichnen setzt Daniel Herrmann auch bei seinen Comics in erster Linie auf Handarbeit mit Stift und Papier. Digitalisiertes Zeichnen am PC bleibt für ihn nur die zweite Wahl. 

  • Comic- und Kunstfans waren begeistert von der „Comic-Mania“ im Brühler Max-Ernst-Museum.
  • Fast den ganzen Tag lang dreht sich alles um Sprechblasen, Superhelden, und spitze Zeichenfedern..
  • Die Highlights reichten von 12-Quadratmeter-Bildern von To-Go-Portäts.

Brühl – Es soll immer noch Menschen geben, die Comics für banale Bildergeschichten ohne großen künstlerischen Wert halten. „Obwohl es natürlich auch hier gute und weniger gute Werke gibt, ist der Comic an sich dank seiner einzigartigen Verknüpfung von Bild und Wort längst als eigene Kunstgattung anerkannt. Nicht von ungefähr bezeichnet man ihn auch als die Neunte Kunst. Und Max Ernst, in dessen Collagen durchaus auch comicartige Elemente zu entdecken sind, hätte gegen das, was wir hier heute machen, sicherlich nichts einzuwenden gehabt“, hält Patrick Blümel den Zweiflern entgegen.

Bei denen, die am Samstag ins Max-Ernst-Museum kamen, dürfte der Kurator der laufenden Mœbius-Retrospektive ohnehin offene Türen eingerannt haben. „Comic-Mania“ war angesagt im Max-Ernst-Museum. Fast einen ganzen Tag lang drehte sich alles um Superhelden, Sprechblasen und spitze Zeichenfedern – sehr zur Freude von mehreren Hundert Comic-Fans aller Altersklassen, die sich den Museumsbesuch der etwas anderen Art nicht entgehen ließen.

„Rauschhafte Bildwelten von unglaublicher Intensität“

Einer, dem man nicht erzählen muss, dass gute Comics große Kunst sind, ist Uwe Ostermann. Seit mehr als 30 Jahren sammelt der Kunstfreund aus dem Eifelstädtchen Heimbach seltene Ausgaben von Werken des als Mœbius berühmt gewordenen französischen Zeichners Jean Giraud (1938–2012).

In Brühl präsentierte Ostermann teils in kleinen Auflagen bei Spezialverlagen erschienene Hardcover-Bände rund um Mœbius-Helden wie Leutnant Blueberry und Major Grubert. „Anfangs war Mœbius nur einer von vielen, aber er wurde mit jedem neuen Werk eigenständiger und besser“, schwärmt Ostermann, „seine Arbeiten sind nicht einfach nur Comics; Mœbius erschuf rauschhafte Bildwelten von unglaublicher Intensität und geradezu bewusstseinserweiternder Wirkung.“

Zwölf Quadratmeter-Bild im Mœbius-Stil

Das kann man von den Comics, die nebenan bei den „Kritzel, Kritzel“-Workshops mit Szenegrößen wie der Zeichnerin Frauke Berger („Grün“) entstanden, wohl nicht sagen, doch viele große und kleine Besucher gaben sich nur zu gern der Magie des Zeichnens hin und sogen jeden Tipp dankbar auf. Wer sich nicht traute, konnte bekannten Comic-Machern wie Tristan Wilder oder den Gebrüdern Odenthal beim Live-Zeichnen über die Schulter schauen.

Und wem das zu kleinteilig war, war richtig bei der aufs Großformat spezialisierten Kölner Künstlerin Gizem Winter. Sie zauberte als Hommage an Mœbius ein zwölf Quadratmeter-Bild im Stil des Meisters auf die Museumswand. Ein stilecht gekleidetes Cosplay-Team aus dem Frankfurter Raum sorgte derweil dafür, dass Major Grubert, Stell und Starwatcher quicklebendig durchs Haus spazieren konnten. Interaktive Mitmachangebote und Ausstellungsführungen rundeten das Programm ab.

To-go-Porträts in einer Minute

Der größte Andrang herrschte im Porträtcafé von Paul Kolvenbach und Claus Daniel Herrmann. Die Comic-Fans standen Schlange, um sich von den beiden Künstlern zeichnen zu lassen. „Normalerweise machen wir stark abstrahierende To-go-Porträts innerhalb einer Minute. Heute arbeiten wir ein bisschen filigraner und naturalistischer und nehmen uns drei Minuten pro Porträt. Aber die Stoppuhr läuft immer mit, denn das Ganze soll ja einen gewissen Performance-Charakter haben“, erklärt Claus Daniel Herrmann.

Mit „In Our Garden“ hat der junge Zeichner vor einigen Jahren seinen ersten Comic auf den Markt gebracht; derzeit ist ein neues Projekt mit einem renommierten Fachverlag in Planung. In einer oder in drei Minuten kommt er da allerdings nicht weit. „Das Comiczeichnen, wie ich es mag, ist auch im digitalen Zeitalter akribische und ganz analoge Handarbeit mit Papier und Feder. Da arbeitet man auch mal einen ganzen Tag an den Bildern für eine einzige Seite.“

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Derweil freute sich Kurator Blümel nicht nur über die gute Resonanz beim Comic-Mania-Tag, sondern über den Gesamterfolg der Mœbius-Retrospektive. „Die Ausstellung hat auch in internationalen Fachkreisen viel Beachtung gefunden. Aufgrund der großen Nachfrage haben wir die Schau, die eigentlich am 16. Februar enden sollte, nun bis zum 29. März verlängert.“

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