Helden der KindheitDieser Brühler sammelt Comicfiguren – seit 50 Jahren

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Nicht nur Zeichnungen haben es Pfister angetan: Comic-Figuren füllen eine Vitrine in seinem Wohnzimmer.

Nicht nur Zeichnungen haben es Pfister angetan: Comic-Figuren füllen eine Vitrine in seinem Wohnzimmer.

  • Diplom-Betriebswirt Mathias Pfister führt durch seine beachtliche Sammlung.
  • Die Zeichner trifft er auch persönlich – auf Festivals.

Brühl – Asterix und Obelix, Donald Duck, Lucky Luke und viele andere Comic-Figuren waren die Helden seiner Kindheit. „Für Comic-Hefte habe ich mein gesamtes Taschengeld ausgegeben“, berichtet Mathias Pfister schmunzelnd, „ich habe damals alles verschlungen, was mir in die Finger kam, und manches heimlich ins Elternhaus geschmuggelt.“

Diese Leidenschaft hat den 57 Jahre alten Brühler bis heute nicht losgelassen. Seine Vorlieben aber haben sich geändert. Inzwischen begeistert sich Pfister insbesondere für Comics aus dem frankobelgischen Bereich, zu deren Protagonisten der Amateurdetektiv Rick Master und der schläfrige Bürobote Gaston gehören.

Dicht an dicht im Treppenaufgang

„Die Geschichten haben eine gute Qualität, und ich schätze die Illustratoren“, so der Diplom-Betriebswirt. Die Zeichner trifft er bei Comic-Festivals in der Nähe von Brüssel, in Lüttich und in Luxemburg, die er regelmäßig besucht, auch persönlich. „Da sitzen die Künstler am Tisch und zeichnen auf Bestellung in die Hefte, die man dort kaufen kann“, erzählt Pfister. Bleistift, Fineliner und Tusche kommen zum Einsatz, wenn die Comic-Zeichner sich ans Werk machen. Bis zur Vollendung brauchen die Profis oft nur wenige Minuten.

Die Zeichenstile sind sehr unterschiedlich.

Die Zeichenstile sind sehr unterschiedlich.

Auf diese Weise hat Pfister über die Jahre eine beachtliche Anzahl von Blättern zusammengetragen. Er hat die Zeichnungen im DIN-A-4-Format aus den Comics herausgetrennt und säuberlich gerahmt. Dicht an dicht hängen sie im Treppenaufgang seines Hauses. „Ich habe die Bilder lieber an der Wand als im Regal, auch wenn es eigentlich nicht gern gesehen wird, dass man sie ausschneidet“, gesteht der Comic-Liebhaber. Die unterschiedlichen Handschriften der Künstler kann man leicht erkennen, wenn man den Blick über die Sammlung schweifen lässt. Nicht wenige Zeichnungen tragen eine persönliche Widmung. „Man kann Wünsche äußern“, erzählt Pfister. Eigens für ihn hat ein Zeichner zwei Comic-Figuren aus unterschiedlichen Serien auf einem Blatt vereint und damit ein ganz besonderes Werk geschaffen.

„Viele sortieren Comics in die Schmuddelecke“

Sein größter Schatz ist eine Zeichnung von Jean Giraud, den viele unter dem Pseudonym Moebius kennen. Das Werk, ein mit „Gir“ signiertes Porträt der Comic-Figur Leutnant Blueberry, hat Pfister im Internet erstanden. „Giraud habe ich leider nicht mehr kennengelernt“, berichtet der Sammler, „er war ein Superstar in der Szene.“

Der 2012 verstorbene Künstler ist nicht nur der Erfinder des kantigen, schwer zu disziplinierenden Soldaten, der zu den Klassikern des Genres gehört. Unter dem Künstlernamen Moebius erschuf er außerdem fantastische und surrealistische Bildwelten, die ab Mitte September im Max-Ernst-Museum gezeigt werden. „Auf die Ausstellung bin ich schon sehr gespannt“, sagt Mathias Pfister, der den Fantasy-Geschichten allerdings wenig abgewinnen kann, wie er freimütig gesteht. Die zeichnerischen Qualitäten des Franzosen schätzt er aber hoch ein.

Dicht an dicht hängen die Seiten aus Comic-Heften in Mathias Pfisters Treppenhaus.

Dicht an dicht hängen die Seiten aus Comic-Heften in Mathias Pfisters Treppenhaus.

„Viele sortieren Comics in die Schmuddelecke“, weiß der Sammler aus Erfahrung. Dieser Abwertung tritt er energisch entgegen: „Die Hefte sind gut gemacht und greifen gesellschaftspolitische Themen auf. Wie andere einen Roman lesen, so lese ich Comics.“

Beim Sammeln von Zeichnungen hält er sich mittlerweile aber zurück. „Meine Wände sind voll, ich bin nicht mehr auf der Seite der Jäger.“

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