Belvedere-SperrungHändler und Gastronomen in Brühl beklagen deutliche Umsatzeinbußen

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Das Bild zeigt den Belvedere-Platz aufgenommen von einer dort aufgebauten Aussichtsplattform. Zu sehen sind Sitzgelegenheiten und Sportgeräte sowie die Häuser rund um den Platz.

Auf dem Belvedere stehen anstelle geparkter Autos nun Sitzgelegenheiten, Sportgeräte und eine Bühne.

Die Aktion „Brühl macht Platz“ kommt bei Geschäftsleuten der Stadt nicht gut an, Teile der Politik loben Veranstaltungen und Verkehrsexperiment.

Seit einer Woche läuft die Aktion „Brühl macht Platz“, und eines ist klar: Die Meinungen über Sinn und Nutzen gehen nach wie vor meilenweit auseinander. Während die Befürworter froh sind, dass endlich weniger Autos über die nördliche Kölnstraße rollen und Impulse für ein Nachdenken über eine künftige Gestaltung der Straße und des Belvedere gesetzt werden, sehen sich die Kritiker in ihren Befürchtungen bestätigt.

„Durch die Sperrung des Parkplatzes fehlen der City die Kunden und Gäste“, sagt Frank Pohl, Vorsitzender der Händlervereinigung Wepag, über die Situation in Gastronomie und Einzelhandel. „Manche sagen, dass es schlimmer als im Lockdown ist.“

20 Prozent weniger Einnahmen

Einer der betroffenen Geschäftsleute ist Achim Düster. Er führt zusammen mit seiner Schwester in dritter Generation ein Geschäft für Herrenmoden an dem Abschnitt der Kölnstraße, der zur Fußgängerzone gehört. „Wir müssen da durch. Es nützt ja nichts“, sagt er. Den Umsatzverlust beziffert er auf rund 20 Prozent. Immerhin hielten ihm die Stammkunden die Treue.

Die Erkenntnis, dass die Kunden ausbleiben, wenn der Belvedere als Parkplatz gesperrt ist, sei ihm nicht neu. Aber auf die Erfahrungen der Händlerschaft habe die Stadt bei der Planung nicht zurückgegriffen. „Es gab keine Kommunikation“, sagt er.

Händler in Brühl bezeichnet Projekt als „ideologischen Unsinn“

Das ganze Projekt sei „ideologischer Unsinn“, findet Düster, und obendrein kostspielig. „Mit den Umsätzen sinkt auch das Gewerbesteueraufkommen. Die Stadt verzichtet auf die Einnahme von Parkgebühren und obendrauf kommen die Ausgaben für die Veranstaltungen“, erklärt er.

Der für den Verkehr freigegebene Abschnitt der Kölnstraße werde immer eine Zufahrtsfunktion haben. „Dort wird es keine große Aufenthaltsqualität geben. Dafür gibt es andere Stellen in der Innenstadt“, lautet die Einschätzung des Geschäftsmanns. Offenbar verfehlt die Verkehrseinschränkung tatsächlich ihre Wirkung.

Hartmut Belzer, der die Konditorei Guglhupf am besagten Teil der Kölnstraße führt, betont, dass die provisorischen Sitzgelegenheiten vor seiner Ladenfront trotz des geringeren Verkehrs nicht angenommen würden. „Dort setzt sich kaum jemand hin“, berichtet er. Zudem sei der Außer-Haus-Verkauf von Torten und Pralinen deutlich zurückgegangen. „Bisher funktioniert die Aktion überhaupt nicht“, meint Belzer.

Vorsitzender der Grünen in Brühl positiv gestimmt

Einen ganz anderen Eindruck hat Robert Saß, der Vorsitzende der Brühler Grünen, an den ersten Tagen gewonnen. „Das Diner en blanc und der Tag des Sports sind extrem gut angenommen worden“, sagt er. Zwar nehme er die Kritik der Geschäftsleute ernst, aber die Aktion verdiene eine Chance.

„Daher ist es schade, dass Handel und Gastronomie nicht aktiver dabei sind“, findet Saß. Immerhin kämen viele Besucher zu der noch bis Samstag, 23. September, laufenden Veranstaltungsreihe in die Innenstadt.

Pohl sieht das anders. Von wenigen Veranstaltungen abgesehen, halte sich der Besucherzustrom seines Erachtens in Grenzen. Vielfach werde eben nur Bekanntes auf einer neuen Fläche geboten. „Das bisherige Ergebnis als Erfolg zu verkaufen wird schwierig“, sagt er. Noch nichts Neues gibt es von der Klage, mit der einige Händler und Gastronomen ein vorzeitiges Ende der Aktion bewirken wollen.

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