MargaretenkirmesKarussells und Buden locken Besucher in die Brühler Innenstadt

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Kinder und Erwachsene fahren auf der Kirmes mit der Raupenbahn.

Mit echten Fahrgeschäften wie der Raupe können virtuelle Vergnügungen einfach nicht mithalten.

Das Entenangeln war der Hit bei Kindern. Die Raupenbahn versetzte Besucher der Brühler Margaretenkirmes in nostalgische Stimmung.

Dicht an dicht schaukeln die Enten in der blauen Wasserrinne, gelbe, rote, blaue und welche in Rosa. Mit der Angel braucht man da nicht lange zu fischen, bis der baumelnde Magnet ein Metallplättchen am Kopf einer der 200 Plastikenten trifft. Wie das geht, zeigt ein zweieinhalbjähriges Mädchen, das vergnügt auf dem Tresen zur Entenangelbude sitzt und eine nach der anderen aus dem Wasser fischt.

Der Spaß lohnt sich für die Kleine, einen glitzernden, beleuchteten Stab mit einer Einhornfigur auf der Spitze nimmt sie in Empfang. Entenangeln sei ein wahrer Kindermagnet, bemerkt die Mutter Jenny. Da habe sie selbst schon viel Vergnügen gehabt, vor mehr als 30 Jahren. Oma Christa kann das nur bestätigen, was damals schon ihre Jenny gereizt habe, sei die Aussicht auf garantierte Gewinne gewesen, Bälle oder das Seifenblasen-Röhrchen.

Beim Entenangeln sind Gewinne garantiert 

Rund 30 Jahre beschicke sie die Jahrmärkte mit ihrem Geschäft, erzählt Klara Barber, die Faszination der Kinder für das Entenangeln sei ungebrochen. Es gebe eben keine Nieten und immer einen Gewinn, sagt sie, und die Kinder liebten die Plastikenten einfach.

Gespräche mit Familien zur Margaretenkirmes in Brühl zeigen: Die digitalen Vergnügungen, das Computerspiel, die Xbox, das Tablet oder Smartphone mit ihren Zugängen zu Social Media mögen in Kinderzimmern allgegenwärtig sein. Mit dem wahren Nervenkitzel an althergebrachten Buden und Fahrgeschäften auf einer Kirmes können die virtuellen Welten aber nicht mithalten.

Familienvater Nikos Kastritis hat längst die Konsequenz aus der Erkenntnis gezogen und die Bildschirmgeräte weitgehend aus dem Haushalt verbannt. Sein fünfjähriger Sohn Georgis solle besser draußen spielen gehen, das koste zwar mehr, aber so sei er sicher, dass der Kleine noch „eine richtige Kindheit“ habe. Seit Eröffnung der Kirmes am Freitagabend seien sie schon zum zweiten Mal zum Entenangeln gekommen.

Pokémon-Karten sind Dauerbrenner 

Zwischen Handyhüllen, batteriebetriebenen Hunden und Autos, die sich in galaktische Kampfmaschinen verwandeln, verkauft Händler Jaffar einen anderen Dauerbrenner in schimmernden Tütchen. Wenngleich nicht ganz so betagt wie Entenangeln, sind es hier die Pokémon-Karten, die vor allem Jungen anlocken. Sammeln und Tauschen der Karten liege im Freundeskreis ihres Achtjährigen voll im Trend, erzählt Mutter Tanja. Heiß begehrt seien übrigens die ganz alten Karten aus den 1980er Jahren, weiß Jaffar, vergleichbar sei der Hype nur mit den Schlumpffiguren von damals.

„Als Kind hatte ich noch kein Handy“, erzählt Familienvater Tobias Pohl, aber im Karussell namens „Space“ habe er damals schon gesessen. Jetzt freut er sich über seinen Kleinsten, der mit der großen Schwester in einer der Shuttle-Kabinen im Kreis durch die Luft zieht. Auf der Kirmes finde die Familie wieder zusammen, so erlebt es Pohl immer wieder.

Raupe sorgt für Nostalgie 

Ein ungebrochener Kult bei Jung und Alt sei der Autoscooter des Familienunternehmens, sagt Juniorchef Karl-Heinz Kipp. Schon der Urgroßvater habe Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Scooter mit Benzinmotoren betrieben. Hier seien eben „Fahren ohne Führerschein und Rammen“ ausdrücklich erlaubt, und die Jungs versuchten bei ihren Mädchen zu landen.

Den Nachwuchs, einen zweijährigen Sohn, der den Betrieb in der siebten Generation eines Tages übernehmen soll, hat er mitgebracht. „So bin ich auch aufgewachsen“, sagt Kipp. „Reine Nostalgie“ habe sie zur gemeinsamen Fahrt mit der Tochter auf der Raupe bewegt, schildert Kirmesbesucherin Helene Görgen. Die sei viel schneller als früher, nur das Verdeck von einst fehle ihr, „da konnte man so schön drunter knutschen“.

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