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Schutz für KinderPolizisten aus der ganzen Welt kamen für UN-Programm nach Brühl

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Polizisten aus der ganzen Welt kamen zum Start des UN-Projekts für einen besonderen Schutz von Kindern.

Polizisten aus der ganzen Welt kamen zum Start des UN-Projekts für einen besonderen Schutz von Kindern.

Das Trainingsprogramm geht bald offiziell an den Start, in Brühl an der Rheinstraße fanden Schulungen statt.

Das neue Kinderschutzprogramm der Vereinten Nationen wurde in Teilen in Brühl, im Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten an der Rheinstraße entwickelt. „Jetzt geht unser Trainingsprogramm offiziell an den Start“, berichtet UN-Polizist Stefan Schwarz zufrieden.

Mit Kolleginnen der UN-Fachabteilung Kinderschutz und einer Trainingsexpertin des United Nations Institute for Training and Research (UNITAR) aus Genf hat der ehemals in Hürth ansässige Polizeidirektor das Trainingsprogramm für einen besseren Schutz von Kindern in der Welt mit entwickelt. Dazu war er die vergangenen drei Jahre im Auftrag der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen in New York tätig.

Schulungen fanden in Brühl statt

Mehrmals führte ihn seine Arbeit aber auch zurück ins Rheinland und nach Brühl ins Schulungszentrum an der Rheinstraße. Dort wurden die einzelnen Programm-Module in speziellen Unterrichtseinheiten mit den internationalen Polizeikolleginnen und -kollegen immer wieder abgestimmt und angepasst. Jetzt stand sozusagen die Generalprobe an – es war der Praxistest.

Dazu waren 27 Teilnehmer – Polizeitrainer und Experten – aus Italien, Kanada, Ghana, Indonesien, Burkina Faso, Sudan, Bangladesch, Türkei, Ruanda, Nigeria, Nepal, Jordanien, Senegal, Tansania, Gambia und Deutschland nach Brühl ins Schulungszentrum gereist. In Rollenspielen und vielen theoretischen Unterrichtsstunden testeten und diskutierten sie, inwieweit sich das neue UN-Kinderschutzprogramm in den Nachkriegs- und Krisenländern der Welt anwenden lässt.

Umgang mit Kindern in Verhörsituationen

„Das Wissen und die Erfahrungen dieser internationalen Experten fließen natürlich noch in unser Programm mit ein“, kündigt Schwarz an. Themenschwerpunkte des Programms sind unter anderem, wie mit Kindern als Tatverdächtige, Opfer und Zeugen von Straftaten umzugehen und zu kommunizieren ist.

„Um die Kinder nicht zu verunsichern und sie nicht darüber im Unklaren zu lassen, was ihnen vorgeworfen wird, ist es besonders wichtig, mit ihnen in kurzen und verständlichen Sätzen zu sprechen und bei Festnahmen und Vernehmungen völlig auf eine sogenannte Amtssprache zu verzichten“, erläutert Stefan Schwarz. Ginge es nach ihm, dann gehörten Kinder ohnehin nicht hinter Schloss und Riegel.

Es gibt auch andere Sanktionen, etwa im sozialen Engagement, um den jungen Leuten wieder auf die richtige Bahn zu helfen.
Stefan Schwarz, UN-Polizist und früherer Hürther Polizeidirektor

„Es gibt auch andere Sanktionen, etwa im sozialen Engagement, um den jungen Leuten wieder auf die richtige Bahn zu helfen“, sagt er. Hier in Deutschland gebe es den Kinderschutz. Kinder bis 14 Jahre seien strafunmündig. Einen solchen Schutz hätten die Kinder in vielen anderen Ländern der Welt leider nicht.

Statt Schulbildung, Krankheitsvorsorge und einer Zukunftsperspektive bekämen diese Kinder nicht einmal ausreichend Nahrung, um satt zu werden. Sie würden teils zwangsverheiratet, oft sexuell missbraucht, ausgenutzt und sogar, wie in der Demokratischen Republik Kongo, als Kindersoldaten an die Waffe gezwungen.

Auch säßen straffällig gewordene Kinder oft mit Erwachsenen in einer Gefängniszelle. „Ihnen drohen mitunter auch die gleichen Strafen wie den Erwachsenen“, sagt Schwarz.

Die Vereinten Nationen möchten das ändern. Deswegen bildet sie Mentoren aus, die das UN-Kinderschutzprogramm in ihren Heimatländern an die Polizisten dort weitergeben. Für die Entwicklung des Programms hat Deutschland rund 700 000 Euro in die Hand genommen. „Bis ein solches Konzept jedoch spürbar greift, werden wohl Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte vergehen“, schätzt Stefan Schwarz.

Dass die Vereinten Nationen das Brühler Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten als zuverlässigen Partner sieht, erfüllt übrigens auch den Chef des Hauses, Polizeidirektor Meinolf Schlotmann mit Stolz. „So hat auch die Polizei Nordrhein-Westfalen ihren Anteil an einem stärkeren Schutz der Kinder in dieser Welt.“

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