Brühler BrauchtumEinem der größten Karnevalszüge im Kölner Umland droht das Aus

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Das Foto zeigt Walter Breidenbach. Er engagierte sich über mehrere Jahre auch als Kinderprinzenführer.

Walter Breidenbach engagierte sich über mehrere Jahre auch als Kinderprinzenführer.

Der Festausschuss Brühler Karneval (FBK) ist derzeit führungslos. Ändert sich das nicht, steht die Session 2023/24 vor dem Ende.

Nach Heiterkeit ist den Brühler Karnevalisten derzeit nicht zumute. Sie sorgen sich um den Fortbestand des organisierten Fasteleers mit dem Rathaussturm und dem großen Karnevalszug. Denn ihr als Verein eingetragener Interessenverband, der Festausschuss Brühler Karneval (FBK), hat derzeit keine reguläre Führung. „Wenn sich dies nicht ändert, entscheidet irgendwann das Amtsgericht über die Zukunft“, erklärt Rainer Nieschalk, der bis Ende der vergangenen Session Festausschuss-Präsident war.

Er hatte sich schon ein Jahr zuvor von diesem Amt verabschieden wollen. Da aber kein Nachfolger zu finden war, erklärte er sich trotz gesundheitlicher Probleme bereit, in die Verlängerung zu gehen. Eine weitere schloss er jedoch frühzeitig aus.

Es laufen hoffnungsvolle Gespräche mit Interessenten

Die Hoffnung, bei der jüngsten Hauptversammlung die Nachfolge regeln zu können, erfüllte sich nicht. Mangels Bewerber gab es keine Neuwahlen. Nun führt der verbliebene Restvorstand um Vize-Präsident Andreas Behning übergangsweise die Geschäfte. „Allerdings lediglich für rund zwei Monate, damit dann für den neuen Vorstand genügend Zeit zur Vorbereitung der kommenden Karnevalssession 2023/2024 bleibt. In dieser Zeit muss ein neuer Gesamtvorstand gefunden werden“, heißt es in einer Mitteilung des FBK.

Im Unterschied zu einer vergleichbaren Situation 2019 – damals sprang letztlich Nieschalk ein – liefen aber bereits Gespräche mit Interessenten, die sehr hoffnungsvoll stimmten, heißt es weiter.

Dann gibt es keine Proklamation, keine Tollitäten, keinen Rathaussturm und keinen Närrischen Elias
Rainer Nieschalk

Sollte die Suche dennoch ergebnislos bleiben, droht ein Fiasko. „Dann gibt es keine Proklamation, keine Tollitäten, keinen Rathaussturm und keinen Närrischen Elias“, stellt Nieschalk klar. Einem der größten Umzüge des Kölner Umlands droht dann das Aus.

„So weit sind wir zwar noch nicht“, sagt Nieschalk. Die Zeit dränge jedoch. Die Vorbereitungen für die nächste Session beginnen laut Nieschalk gewöhnlich bereits im Frühsommer. Er sagt, es sei immer schwieriger, Ehrenamtler zu finden. Es gelte daher, die Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

„Die Aufgabe ist faszinierend. Das weiß man, wenn man das Funkeln in den Augen der Kinder bei Auftritten sieht, wenn man bei den Proklamationen ein feierndes Publikum erlebt und mitbekommt, dass die halbe Stadt beim Närrischen Elias außer Rand und Band ist“, betont Nieschalk. Für ihn habe nun aber die Gesundheit Vorfahrt. „Sie hat zuletzt gelitten“, sagt er.

Weitere Vorstandsmitglieder sind ausgeschieden

Einen Schlussstrich zogen auch Schatzmeister Eckhardt Tobeck und Kinderprinzenführer und Literat Walter Breidenbach. Letzterer trug sich längere Zeit mit dem Gedanken, die Präsidentschaft zu übernehmen. „Das geht aber nur mit einem guten Team. Ich habe die nötigen Mitstreiter nicht gefunden und mich dagegen entschieden“, erklärt der 51-Jährige, der zehn Jahre im FBK aktiv war – als Vizepräsident, Literat und Kinderprinzenführer. Die aktuelle Situation bereite ihm „absolute Bauchschmerzen“, sagt er.

Beim FBK hofft man nun auf die Gespräche mit Interessenten. Weitere können sich per E-Mail (vize@bruehler-karneval.de) melden. Vize-Chef Behning sagt, er sei bereit für eine Aufgabe. „Für das Präsidentenamt bin ich aber beruflich zu stark eingespannt“, betont er.


Der Festausschuss Brühler Karneval (FBK) ist seit seiner Gründung 1970 eine der mitgliederstärksten Interessenvertretungen der Stadt. 20 Vereine gehören dem FBK an, der Proklamationen, den Rathaussturm an Weiberfastnacht und den großen Karnevalszug „Närrischer Elias“ durch die Innenstadt organisiert. Die Interessenvereinigung ist zudem das Bindeglied zwischen den Karnevalsvereinen, Rat und Stadtverwaltung. (wok)

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