Neubau der Brühler Feuerwache85-Millionen-Projekt nimmt Fahrt auf

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Auf der Brache an der Römerstraße soll die neue Brühler Feuerwache entstehen.

Brühl – Den optischen Rahmen setzten einmal mehr die Feuerwehrleute der Stadt. Wie bereits bei vorangegangenen Ausschusssitzungen waren sie am Montagabend uniformiert und in großer Anzahl zur Zusammenkunft des Stadtrats in die Aula des Max-Ernst-Gymnasiums gekommen, um ihrem Anliegen Ausdruck zu verleihen. Ihre Sorge, die Politik werde die Entscheidung über den Neubau der Wache an der Römerstraße verschieben und damit die Zeit in der bisherigen, nicht mehr zeitgemäßen Zentrale an der Rheinstraße verlängern, erwies sich als unbegründet.

Teuerstes Projekt der Brühler Stadtgeschichte

Nach mehrstündiger Diskussion stimmte der Rat mit großer Mehrheit für die Freigabe der Vorplanung, der sogenannten Leistungsphase II. Das wohl kostspieligste Projekt der Stadtgeschichte kann damit Fahrt aufnehmen und bei optimalem Verlauf bis Ende 2026 realisiert werden. Lediglich die FDP, Harry Hupp von den Piraten und zwei Ratsleute der Grünen wollten dem nach jetzigem Stand 85 Millionen schweren, vermutlich aber deutlich teureren Neubau an diesem Abend kein grünes Licht geben.

Zu dieser Weichenstellung gehörte auch die Festlegung auf bestimmte Präferenzen bei den baulichen Details. Das Dach wird so begrünt, dass eine Bienenwiese entsteht, das Regenwasser als Brauchwasser genutzt. Geheizt wird mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit zwei Pellet-Spitzenlastkesseln. In diesen Punkten herrschte weitgehende Einigkeit.

Details des Baus an der Römerstraße umstritten

Gestritten wurde um die Gestaltung der Fassade: Letztlich setzte sich das rot-grüne Mehrheitsbündnis mit der Forderung einer maximalen Begrünung, der Installation einer zweiten Photovoltaikanlage an den Außenmauern – neben der ohnehin vorgesehenen auf dem Dach – und der Verwendung von Holz als Baumaterial anstelle des von den Planern empfohlenen recyceltem Metalls durch.

Insbesondere letzterer Punkt brachte Vertreter von CDU und FDP auf die Palme. Während Grünen-Fraktionschefin Simone Holderried die gute Umweltbilanz von Holz lobte, erklärte ihr Pendant von der FDP, Jochem Pitz, das sei aus Sicherheitsgründen mit den Gesetzen nicht vereinbar und widerspreche den Empfehlungen der Fachleute. „Wer ist so doof, eine Holzfassade in einem Katastrophenschutzgebäude zu installieren? Hier wird Ideologie vor Fachrat geschoben“, echauffierte sich Pitz. CDU-Fraktionschef Holger Köllejan beantragte angesichts der Sicherheitsbedenken namentliche Abstimmung, die letztlich am Ergebnis nichts änderte.

Heftige Diskussionen

Eifrige Diskussionen hatte es auch vor der Grundsatzentscheidung für den Neubau gegeben. Harry Hupp von den Piraten hatte betont, um die „Wichtigkeit der Feuerwehr“ zu wissen und „grundsätzlich für einen Neubau zu sein“ zu sein. Er stimmte aber nicht für die Freigabe der Leistungsphase, weil Bausumme und Zeitplan bestimmt nicht eingehalten würden und zu viele Details unklar seien. Das Vorhaben sei zu groß und zu teuer und erfolge an falscher Stelle.

CDU-Ratsherr Patrick Berg von der CDU-Fraktion konterte: „Sie wiegen Geld gegen Menschen auf Herr Hupp. Wer nicht zustimmt, spielt mit dem Feuer.“ Auch die SPD-Fraktion um den Vorsitzenden Michael Weitz wollte die Entscheidung nicht weiter aufschieben. Der Missstand, dass im Schadensfall möglicherweise Fristen beim Eintreffen der Feuerwehr nicht eingehalten werden könnten, müsse man beenden, so Weitz. Alternative Standorte seien geprüft worden, die bestehende Wache sei kein angemessener Arbeitsort und es werde kein Luxus eingebaut.

Stadtverordnete fühlt sich unter Druck gesetzt

Holderried sagte: „Wer die heutige Wache kennt, verliert jeden Zweifel an der Notwendigkeit eines Neubaus.“ Bauvorhaben zu verschieben, habe die Kosten noch nie gesenkt. Ihre Fraktionskollegin Cornelia Richter erklärte hingegen, sie könne das Vorhaben nicht durchwinken. Sie fühle sich unter Druck gesetzt. Richter beklagte, das Verbesserungsvorschläge von der Verwaltung abgebügelt würden. „Mir geht es darum, insgesamt weiterhin Daseinsvorsorge betreiben zu können. Wo bleibt der Spielraum?“, so Richter angesichts der hohen Baukosten.

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Ihr Parteifreund Martin Bender wünschte sich eine Verschiebung, um „eine Nummer kleiner zu denken“. Und FDP-Mann Pitz forderte, eine zweite Meinung bei fachkundigen Architekten einzuholen. „Mir fehlt der Wille zu sparen“, so Pitz. Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) widersprach energisch: Man sei tief ins Detail gegangen. Niemand solle jetzt Trugbilder aufbauen.

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