Statistik, Gründe und LösungenExperten beraten Kaufsüchtige in Bergheim und Brühl

Fünf Prozent der Bevölkerung sind laut Statistik kaufsüchtig. (Symbolbild)
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Brühl/Bergheim – Hier ein neues Kleid, da eine neue Uhr: Meist beginnt es ganz harmlos. Doch manche Menschen geraten irgendwann in einen Kaufrausch, den sie nicht mehr kontrollieren können. Sie kaufen auch Dinge, die sie nie benutzen und dann horten. Wenn durch Shoppen der Betroffene selbst oder sein privates Umfeld darunter leidet, kann das fatale Folgen haben bis hin zum finanziellen Ruin.
„Fünf Prozent der Bevölkerung sind von der Kaufsucht betroffen. Das geht quer durch alle Altersgruppen, Einkommens- und Bildungsschichten“, sagt Susanne Gutzeit. Sie arbeitet als Beraterin für die Drogenhilfe Köln, die in ihren Beratungsstellen in Bergheim und Brühl Lösungen für Suchterkrankte anbietet, seit einiger Zeit auch ein spezielles Beratungsangebot für Kaufsüchtige. „Das gut angenommen wird“, informiert sie. Inzwischen hat sich dazu eine Selbsthilfegruppe mit sieben Betroffenen aus der Region gebildet, die sich einmal im Monat in Bergheim live trifft und sich ein weiteres Mal per Videoschalte austauscht.
Betroffene schämen sich oftmals für ihre Kaufsucht
„Kaufsucht wird oft nicht früh genug erkannt“, erklärt die Beraterin. Einkaufen müsse schließlich jeder, das sei gesellschaftlich akzeptiert. „Betroffene haben häufig Schuldgefühle und schämen sich für ihr Problem“, führt sie aus. „Gegenüber engen Vertrauten verharmlosen oder verheimlichen viele deshalb ihre Exzesse.“
Kaufsucht gehört zu den substanzungebundenen Abhängigkeiten. „Im Gegensatz etwa zur Drogenabhängigkeit ist der Betroffene nicht nach einer Substanz wie Kokain oder Alkohol süchtig, sondern nach dem Akt des Kaufens. Es geht nicht um die Ware, sondern um den Kick“, erläutert Gutzeit. Der Kaufrausch verschafft dem Süchtigen Befriedigung. Er wirkt wie ein Beruhigungsmittel bei Ängsten. „Die Ursachen können vielfältig sein. Mitunter leiden die Betroffenen unter Beziehungsproblemen, Depressionen oder sozialen Ängsten.“
Die Suche nach dem Kick beim Einkaufen
Der Kaufsucht, der eine Impulskontrollstörung zugrunde liegt, kann begegnet werden, wenn sich die Betroffenen in eine Verhaltenstherapie begeben. Gutzeit rät Angehörigen, das Kaufverhalten offen anzusprechen, um dem Betroffenen zu helfen, sich seine Probleme einzugestehen und ihn zu motivieren, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn möglich verständnisvoll und nicht anklagend.
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Trotzdem ist es wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen. In weniger schwierigen Fällen könne auch der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe zum Erfolg führen.
Kontakt zur Beratung
Informationen dazu gibt es in den Beratungsstellen der Drogenhilfe in Bergheim an der Blumenstraße 8 und unter 02271/4764-0 sowie in der Brühler Beratungsstelle an der Heinrich-Esser-Straße 37 und unter 02232/1893-0 sowie unter 0176/301 254 93.
Kontakt zur Selbsthilfegruppe unter: www.shg-kaufsucht.de.