Wald am WasserturmKletterwald in Brühl startet mit 17 Parcous in die Saison

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist eine junge Frau, die gut gesichert über eine Planke balanciert.

Zu einem Tag im Kletterwald gehört auch der ein oder andere Balanceakt in luftiger Höhe.

Das schöne Wetter lockte am Wochenende viele Menschen zu der unweit des Brühler Wasserturms gelegenen Kletteranlage.

Nicht nur die Temperaturen wollten am Wochenende hoch hinaus. Auch Hunderte abenteuerlustige Ausflügler schnupperten warme Höhenluft, genossen die Natur aus ungewöhnlichen Perspektiven und meisterten mit Kribbeln im Bauch so manche waghalsige Herausforderung.

Für derartigen Freizeitspaß gibt es an Rhein und Erft kaum einen schöneren Platz als den Kletterwald „Schwindelfrei“ im Wald am Brühler Wasserturm. Dank des traumhaften Wetters kam der Betrieb drei Wochen nach der Saisoneröffnung nun richtig auf Touren – sehr zur Freude von Betreiber Raimund Bechtloff, der sich mit Fug und Recht als Pionier des Waldkletterns bezeichnen darf.

In Brühl bietet der Kletterwald 17 Parcours

„Als ich hier vor 18 Jahren mit meinem Freund Rainer Schmidt loslegt habe, gab es in ganz Deutschland nur sechs vergleichbare Kletterwald-Anlagen. Wir mussten dicke Bretter bohren, um die Behörden von unserem Vorhaben zu überzeugen“, erinnert sich Bechtloff. „Heute gibt es fast 1000 Kletterparks. Doch unser Schwindelfrei-Kletterwald gehört mit seinen 17 Parcours auf rund 2,5 Hektar und oft über 20 000 Gästen pro Jahr nach wie vor zu den größten seiner Art.“

Der 51-Jährige ist ursprünglich Diplom-Pädagoge und hat früher erlebnispädagogische Arbeit mit problembelasteten Jugendlichen geleistet. Mit seinen Jugendgruppen besuchte Bechtloff gern auch Team-Hochseilgärten und geriet ins Staunen über die heilsamen Wirkungen des Kletterns: „Auch die ganz coolen Jungs lernten sich selbst da oben von einer anderen Seite kennen. Sich neuen Herausforderungen zu stellen, Ängste zuzugeben und gemeinsam überwinden zu müssen, war für viele dieser Kids eine wertvolle Erfahrung.“

Also beschloss Bechtloff, sich mit einem Kletterwald selbstständig zu machen, absolvierte diverse Fortbildungen unter anderem zum Baum- und Industriekletterer, und konzipierte mit Fachleuten aus der Branche den Schwindelfrei-Kletterwald. Bis heute gehören erlebnispädagogische Kurse etwa für Schulklassen zum Angebot. Auch für größere Betriebsausflüge ist der Kletterwald, wo man auch Bogenschießen kann, ein beliebtes Ziel.

Vor allem aber ist das Waldklettern als Freizeitspaß für die ganze Familie gedacht: „Das Schöne ist, dass man die Zeit draußen an der frischen Luft verbringt und gemeinsam etwas Spannendes erleben kann. Spaß und Sport ergänzen sich mit einem gewissen Abenteuer- und Adrenalinfaktor.“ Dafür gibt es im Schwindelfrei-Wald eine Vielzahl von luftigen Herausforderungen für alle Alters- und Leistungsklassen.

Von unten sieht manches gar nicht so spektakulär aus. Von oben aus den Baumwipfeln ist der Perspektive aber ganz anders
Besucherin Maria Schnorrenberg

Die ganz jungen Kletterfans ab fünf Jahren balancieren in einem Meter Höhe über dem Waldboden über Balken oder krabbeln durch Netze und Röhren. Für die Größeren geht es per Leiter oder Klettergriffen am Stamm bis auf 15 Meter hinauf und dann über Seilrutschen, Hängebrücken oder Hangelstrecken von Baum zu Baum. „Von unten sieht manches gar nicht so spektakulär aus. Von oben aus den Baumwipfeln ist der Perspektive aber ganz anders. Und wenn du dann aus zehn Metern Höhe von einem schmalen Podest in die Tiefe springen sollst, kann dir trotz guter Sicherung schon mulmig werden. Umso schöner ist es, wenn man es geschafft hat“, erzählt Maria Schnorrenberg, die am Sonntag gleich fünf Bekannte zum Kletterwald-Besuch animierte.

Alle sind hellauf begeistert, und die Studentin selbst hat besonders viel Spaß: „Ich war vor vielen Jahren mal als Kind mit der Schule hier. Jetzt probiere ich mit der Clique die schwierigeren Parcours aus, die wir früher noch nicht machen durften. Die Kletterei hier ist ein schönes und spannendes Gruppenerlebnis.“

Sicherheit genießt Priorität

Hinter dem Spaß steht für Raimund Bechtloff allerdings hochprofessionelle Arbeit. 18 feste und Dutzende freie Mitarbeitende sind nötig, um den Betrieb am Laufen zu halten. Das Thema Sicherheit ist dabei sehr wichtig. Ohne ausführliche Einweisung und modernes Sicherungsgeschirr geht nichts. Die Anlagen werden permanent gewartet, und immer sind ausgebildete Kräfte anwesend, die das Geschehen beobachten, den Kletterfans Tipps geben und im Notfall helfen.

„Wir hatten auch schon Leute im Schwindelfrei, die dann doch nicht so schwindelfrei waren“, erzählt Raimund Bechtloff, „aber dann springen unsere Retterinnen und Retter ein und helfen beim Abseilen. Bisher ist noch jeder wieder vom Baum gekommen.“ Weitere Informationen zum Kletterwald gibt es online

KStA abonnieren