Das ehrenamtliche Team war sehr gut vorbereitet. An der Andreaskirche in Vochem standen ein Klappstuhl sowie ein Campingtisch mit zwei Karteikästen bereit, in denen die Namen der Patienten und ihrer Besitzer steckten. Daneben parkte ein umgebauter Transporter. Davor warteten bereits vor Sprechstundenbeginn einige Frauchen und Herrchen mit ihren Hunden und Katzen.

Zum ersten Mal war die mobile Tierarztpraxis „Tiemo“ aus Grevenbroich in Brühl, überhaupt im Rhein-Erft-Kreis, vor Ort. Sie gehört zum Verein „Herzensangelegenheit – Menschen für Tiere und Tiere für Menschen in Not“, der inzwischen an vier Standorten bedürftige Haustierhalter mit kostenlosen tierärztlichen Behandlungen sowie mit Sach- und Futterspenden unterstützt. „Ich bin sehr froh, dass ich heute hier meinen Pudel untersuchen lassen konnte“, sagte Siegfried Hullmann aus Bonn. „Mein Hund hat Zucker, braucht täglich Insulin und ist ziemlich blind“, berichtete er.

Kosten für den Tierarzt gestiegen

Früher konnte er sich auch an eine mobile Station bei ihm zu Hause wenden, aber die gibt es nicht mehr. Deshalb nutze er diesen Check-up in Brühl auch vor dem Hintergrund gestiegener Tierarztkosten. Gekommen war auch Sonja Szary aus Wesseling, um zu schauen, ob mit ihrer zehnjährigen Lina alles in Ordnung ist. Die kleine quirlige Bolonka-Zwetna-Hündin schaute sich neugierig auf dem Behandlungstisch im Wagen um.

Behutsam nahmen die Hürther Tierärztin Jutta Jaman und ihre Assistentin Chantal Loboda, die an diesem Nachmittag ehrenamtlich Sprechstunde hielten, auch eine 16 Jahre alte Katzendame aus Erftstadt entgegen. „Sie hat Probleme mit der Verdauung und zu lange Krallen“, erläuterte ihre Besitzerin. Zweieinhalb Stunden lang wurden etliche Tiere untersucht, behandelt und mit Medikamenten versorgt.

Millionen-Projekt

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Wolfram Kämpf

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Angemeldet hatten sich alle Besitzerinnen und Besitzer per Mail. „So brauchen wir niemanden wegzuschicken“, erklärte Lutz Wingerath, der „Tiemo“ mit Freunden vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat, um damit nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen zu helfen, die sich einen normalen Tierarzt nicht leisten können. Der Verein trägt sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und durchs Ehrenamt. Für die mobile Tierarztpraxis wurde der Transporter eines Paketdienstes umgerüstet und mit Equipment ausgestattet.

Die Investition betrug rund 55.000 Euro. Den größten Teil der benötigten Mittel wurde als Fremdkapital aufgenommen, berichtete Wingerath, der in Grevenbroich wohnt und als Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH auch in der Domstadt vernetzt ist. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Tafeln macht der Praxiswagen regelmäßig Halt im Kölner Norden und in Köln-Sülz. Auch in Brühl will er künftig regelmäßig sein. „Hier war die evangelische Andreaskirche für einen Standort offen“, freute sich Wingerath.