Büchertipp von Uta HeitkemperEmotionale Reise mit „Drei Frauen am See“

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Uta Heitkemper ist fasziniert von den Büchern von Dora Heldt und empfiehlt „Drei Frauen am See“.

  • In unser Adventsserie „Lesenswert“ stellen ihnen Buchhändler aus dem Rhein-Erft-Kreis ihre Lieblingsbücher vor.
  • Diese eignen sich bestens für die knackig kalten Wintertage.
  • Heute: „Drei Frauen am See“ von Dora Heldt.

Dora Heldt kennt man aus ihren mit viel Humor erzählten Frauenromanen. So schlägt sie in diesem Buch „Drei Frauen am See“ deutlich ernstere Töne an – ein Buch mit viel Emotionen.

Die Geschichte handelt von den vier Frauen Marie, Friederike, Alexandra und Jule. Sie kennen sich seit Kindheitstagen, sind unzertrennlich und könnten unterschiedlicher kaum sein. Aber zusammen funktionieren die vier besser als alleine. Marie ist die Besonnene, die einen angeborenen Herzfehler hat, Alexandra die Schönste von ihnen, Jule die Sportskanone und Friederike die eher Schüchterne. Ewige Freundschaft schwören sich die vier, sie sind immer füreinander da.

Leseprobe

„Wo ist der Umschlag?“, fragte Marie. Friederike hielt ihn hoch, schob alle Blätter exakt zusammen und steckte sie in den Umschlag. Sie verschloss ihn, nahm ihren Stift und schrieb das Datum in großen Zahlen darauf. „So. Das ist das heutige Datum. Und öffnen werden wir ihn erst wieder am gleichen Tag in dreißig Jahren. Keinen Tag vorher.“ Ein seltsames Gefühl. Und wenn sie in die Gesichter der anderen schaute, war klar, dass nicht nur sie das so empfand. (...) Maries Hand zitterte ein wenig, als sie den Umschlag an sich nahm. Dann sagte sie mit einem unsicheren Lächeln: „Wisst ihr was: Ich freue mich schon jetzt darauf.“

Dora Heldt: Drei Frauen am See, ISBN: 978-3-423-21809-2, dtv, 2020, 592 Seiten, 11,95 Euro

Maries Eltern gehört ein Haus am See, wo die Vier immer einen Teil der Sommerferien verbringen. Später gehört das Haus Marie. Nach dem Schulende gehen sie ihre eigenen Wege. Um sich aber nicht aus dem Auge zu verlieren, treffen sie sich jährlich Pfingsten im Haus am See. Dieses Treffen ist Tradition.

Rund 30 Jahre später stirbt die herzkranke Fotografin Marie mit Anfang 50. Jule, Friederike und Alexandra trifft das wie ein Schock. Gleichzeitig erreicht aber auch ein Brief alle drei. Sie werden zu einem Notartermin gebeten, wo sie eine Überraschung erleben – Maries letzter Wille. Die Vorstellung, sich wiederzusehen, erfüllt jede von ihnen mit Unbehagen. Denn die einst besten Freundinnen haben zu dieser Zeit ihren Kontakt untereinander schon längst abgebrochen. Ein Streit, der mehr als zehn Jahre zurück liegt, war der Auslöser.

Feinfühlige Lebensgeschichte

Marie vererbt ihnen das Haus, aber nur unter einer ganz bestimmten Bedingung. In den kommenden fünf Jahren müssen sich Jule, Friederike und Alexandra an Pfingsten im Haus am See treffen, so wie sie das in alten Zeiten getan haben. Der letzte Wille von Marie zwingt die drei ehemals besten Freundinnen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Können die drei über ihren Schatten springen und den letzten Willen ihrer Freundin erfüllen? Was ist es, wovor sie sich fürchten? Und was ist es, dass sie dazu bringt, trotzdem anzureisen? Was war überhaupt passiert?

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Mit viel Feingefühl wird die Lebensgeschichte der vier jungen Damen in Zeitfenstern abwechslungsreich und spannend erzählt, gerade auch mit den Rückblenden aus Maries Tagebuch. Nach und nach fügt sich so das Puzzle zusammen, und der Leser erfährt den Grund des Zerwürfnisses. Man kann sich gut in jede Person versetzen, freut und leidet mit. Ein faszinierendes Buch, spannend bis zum Ende, das zum Nachdenken anregt und das Auge nicht trocken lässt.

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