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GeburtstagElisabeth Reuter aus Elsdorf wird 101 Jahre alt

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine Seniorin.

Elisabeth Reuter feiert ihren Geburtstag an zwei Tagen, damit es ihr nicht zu anstrengend wird.

Sie erinnert sich noch genau, wie sie als junges Mädchen das Pferd des Schmieds ärgerte und dafür mit schwarzem Huffett eingerieben wurde.

Die Reichsmark ersetzt die Rentenmark, George Gershwins „Rhapsody in Blue“ wird in New York uraufgeführt und Hans Berger geling an der Universität Jena das erste Elektroenzaphlogramm (EEG) eines Menschen. In die unruhige Welt zwischen den beiden Weltkriegen wurde Elisabeth Reuter 1924 hineingeboren. Heute wird die Wüllenratherin 101 Jahre alt.

Elsdorf: 101-Jährige erinnert sich an ihre Kindheit

Aufgewachsen Am Wiebach, besuchte sie dort die Volksschule, die heutige Michael-Ende-Schule an der Heppendorfer Straße. Hellwach erinnert sie sich daran, wie sie als Kind mit einem Freund im Winter zur Schule ging. Frischer Schnee war gefallen. Bei einer zünftigen Schneeballschlacht zielten sie auch auf ein Pferd, das vor der Schmiede neben der Schule stand. Das Pferd stieg erschrocken. Daraufhin erwischte sie der Schmied „und schmierte mir das Gesicht mit schwarzem Huffett ein. In der Schule wurde ich wegen des schwarzen Gesichts ausgelacht und lief über die Felder nach Hause, damit mich keiner mehr so sehen konnte“, erzählt sie und lacht herzlich über den damaligen Unfug und die schmachvollen Folgen.

Auch an die Arbeit auf dem Großelterlichen Kleinbauernhof erinnert sie sich. „Mit der Sichel haben wir das Korn geschnitten, auf der Tenne mit einer per Handkurbel betriebenen Maschine gedroschen und das Stroh gebunden.

Das Foto zeigt eine Frau und ihren Mann in der Kutsche.

Vor 65 Jahren ließ sich Elisabeth Reuter als Frau des Schützenkönigs in der Kutsche durch den Ort fahren.

1939 ging Elisabeth Reuter als Hauswirtschaftsschülerin ins Berrendorfer Kloster und absolvierte ein Pflichtjahr in einem Kriegsgefangenenlager und Tante-Emma-Laden in Heppendorf. „Da war ich Mädchen für alles“, erinnert sie sich. Während ihrer Tätigkeit in einem Kölner-Lindenthaler Haushalt lernte sie Willi Reuter kennen, den sie 1956 in der Kölner St.-Michael-Kirche heiratete. Bald wurde sie schwanger und das Paar zog zu ihren Eltern nach Wüllenrath, wo Willi Reuter Arbeit als Stellmacher bei Rheinbraun fand.

1960 wurde Willi Reuter Schützenkönig „obwohl wir da eigentlich gar kein Geld für hatten“, und Elisabeth Reuter konnte an seiner Seite im Festzug in einer Kutsche durch den Ort fahren. Schließlich war das Eigenheim An der Kliegegasse in Wüllenrath gerade im Bau. Dort wuchsen die beiden Söhne und die Tochter, geboren 1960, 1963 und 1967, auf, dort starb vor über 30 Jahren ihr Mann.

Mit ihren Handarbeits-Hobbys fertigte sie unter anderem zahlreiche Priestergewänder und Altartücher für die Berrendorfer Pfarrei und war Mitglied im Mütterverein. Im vergangenen Jahr machte ihr drei Monate lang eine schwere Krankheit zu schaffen. Das Bett konnte sie nicht mehr verlassen und sie hatte „eigentlich aufgegeben“. Doch dann fasste sie neuen Lebensmut.

Heute fährt sie trotz nachlassenden Augenlichts wieder mit dem Rollstuhl durch das Alloheim, in dem sie seit drei Jahren lebt, und besucht Mitbewohnerinnen und -bewohner, mit denen sie sich im Seniorenhaus angefreundet hat. Dort feiert sie auf zwei Tage verteilt, „damit es mir nicht zu viel wird“, ihren Geburtstag mit Familie und Bekannten.

Als Lieblingsessen hat sie sich, gewohnt bescheiden, Eier mit Speck und Frühlingszwiebeln gewünscht. „Ich esse kein Fleisch, aber das bisschen Speck macht nichts aus“, sagt sie mit der zupackenden Pragmatik, die ihr Leben gekennzeichnet hat.