Die Kölner Polizei hat am Freitag ein Paar festgenommen, das für mehrere Sprengungen an Geld- und Fahrkartenautomaten in Köln, Leverkusen und Kerpen verantwortlich sein soll.
LKA und Banken äußern sichPolizei nimmt Elsdorfer Paar fest – Fünf Automaten gesprengt

Nach der Explosion des Geldautomaten Ende Oktober in Erftstadt war auch die Feuerwehr im Einsatz.
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Die Polizei hat am Freitag ein Paar in Elsdorf festgenommen, das für mehrere Sprengungen an Geld- und Fahrkartenautomaten in Kerpen, Köln und Leverkusen verantwortlich sein soll. Die Ermittler hatten die beiden schon länger im Visier. Der Verdacht, dass sie mehrere Geld- und Fahrkartenautomaten gesprengt haben sollen, verhärtet sich schließlich, sodass Haftbefehl erlassen wurden.
Bei den Tatverdächtigen soll es sich um einen 42-Jährigen und seine 36-jährige Lebensgefährtin handeln. Wie die Polizei mitteilte, wird dem Paar unter anderem eine versuchte Geldautomatensprengung im Juni 2022 in Leverkusen-Küppersteg vorgeworfen. Damals sollen die Tatverdächtigen zwischen 1 und 6 Uhr vergeblich versucht haben, einen frei stehenden Geldautomaten zu sprengen.
Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Kaschny“ eingerichtet
Außerdem sollen sie im Februar 2022 einen Geldautomaten an der Adolf-Kaschny-Straße in Leverkusen aufgebrochen haben und mit Geld geflüchtet sein. Nach dieser Tat wurde laut Polizei und Kölner Staatsanwaltschaft eine Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Kaschny“ eingerichtet.
Nach aktuellen Ermittlungen bestehe ebenfalls der Verdacht, dass die Elsdorfer für weitere Sprengungen verantwortlich ist. Durch die Taten soll ein Schaden von mindestens 50.000 Euro entstanden sein. Ende Juni soll das Paar in Kerpen-Sindorf am Bahnhof einen Automaten gesprengt haben, gelangte aber nicht an die Geldkassette. Ende Juli sollen die beiden es in Kerpen-Horrem probiert haben.
2022 wurden im Rhein-Erft-Kreis acht Geldautomaten gesprengt. Nicht in allen Fällen machten die Täter Beute. Zuletzt detonierte im Foyer eines Lebensmittelgeschäfts in Elsdorf ein Sprengsatz. Knapp drei Wochen zuvor hatte es in Liblar gekracht. Und zwar so heftig, dass die Fenster auf der Rückseite des Gebäudes, gut 30 Meter entfernt, aus der Verankerung gerissen wurde.
In ganz Nordrhein-Westfalen wurden 2022 mehr als 180 Geldautomaten gesprengt, 2021 waren es 151. Immer wieder kommt die Frage auf, was Banken und Polizei unternehmen, um solche Taten zu verhindern. Als eine Reaktion gibt es den 24-Stunden-Service nicht mehr.
Die Kreissparkasse Köln hat bereits seit geraumer Zeit den Zugang zu ihren Foyers der Filialen von 23 bis 6 Uhr, geschlossen
„Die Kreissparkasse Köln hat bereits seit geraumer Zeit den Zugang zu ihren Foyers der Filialen von 23 bis 6 Uhr, geschlossen“, sagt Unternehmenssprecher Christoph Hellmann. Zwar sei die Geldversorgung der Bevölkerung eine Aufgabe der Sparkassen, eine gesetzliche Vorgabe für die Öffnungszeiten gebe es jedoch nicht. Gleiches gilt für die Volksbank Rhein-Erft. Sprecherin Tanja Schynke: „Unsere Foyers der Filialen und SB-Standorte sind täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet.“
Um den Tätern das Handwerk zu legen sind Banken, Polizei und Landeskriminalamt (LKA) im Austausch. Wie LKA-Sprecherin Maren Menke berichtet, seien vorbeugend unter anderem Vernebelungsanlagen zum Einsatz gekommen. Sie nehmen bei einer Detonation den Tätern die Sicht. „Die jüngste Vergangenheit hat uns gezeigt, dass das auch funktioniert.“ So habe es im November mehrere Sprengungen gegeben, bei denen die Täter unverrichteter Dinge flüchten mussten. Nebel behinderte auch Täter bei einer Sprengung im Frechener Gewerbegebiet.
Nebelanlagen soll es den Tätern schwer machen
Banken und Präventionsexperten des Landeskriminalamts (LKA) arbeiten daran, die Standorte auszusuchen, deren Lage aufgrund einer besonderen Nähe etwa zur Autobahn reizvoll für die Bankräuber ist. „Deswegen sind auch schon einige Geldautomaten geschlossen und abgebaut worden“, sagt Maren Menke.
Zudem arbeitet die Sonderkommission Begas (Bekämpfung und Ermittlung von Geldausgabeautomaten-Sprengungen) bis zum 31. März weiter. In der Soko arbeiten Fachleute der Bereiche Repression, Prävention, Einsatz und internationale Zusammenarbeit. Ihr Auftrag ist es, alle Erkenntnisse zusammenzuführen und daraus Schlüsse zu ziehen.
Auf Basis dieser Erkenntnisse konnte sie bereits veranlassen, dass die Opferschutzbeauftragten der 47 Kreispolizeibehörden den Mitarbeitenden der Geldinstitute sowie den Anwohnerinnen und Anwohner Hilfe vermitteln können. Auch wurde der Austausch den besonders betroffenen Ländern und der Vertreter der Banken- und Kreditwirtschaft verstärkt. Bereits seit 2015 ist im LKA die Ermittlungskommission Heat angesiedelt, die sich speziell mit Maßnahmen und Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen und dem angrenzenden Ausland befasst. Unter anderem ist es der Kommission im August 2022 gelungen, nach dem Versuch einer Automatensprengung in Königswinter mehrere Tatverdächtige festzunehmen.