RegionalratEinstimmig das Aus von drei Kiesgruben beschlossen

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Vor der Sitzung des Regionalrates demonstrierten Heppendorfer und Thorrer Abordnungen gegen die Kiesgrubenpläne.

Vor der Sitzung des Regionalrates demonstrierten Heppendorfer und Thorrer Abordnungen gegen die Kiesgrubenpläne.

Elsdorf/Bergheim/Köln – Der Regionalrat hat einem Antrag, drei vorgesehene Kiesgruben nicht im Flächennutzungsplan auszuweisen, einstimmig ohne Enthaltungen zugestimmt.

Wie berichtet, hatten CDU, SPD, Grüne und FDP beantragt, dass die von der Bezirksregierung vorgeschlagenen Felder für Kiesabgrabungen in Thorr/Widdendorf, Heppendorf und Zieverich/Thorr nicht entsprechend ausgewiesen werden. Insgesamt rund 500 Hektar (etwa wie 0,2 Prozent des Saarlands) waren als Konzentrationsflächen ausgewiesen. Die Bürger aus Bergheim-Thorr und Elsdorf-Heppendorf waren nach Bekanntwerden der Pläne vor drei Wochen auf die Barrikaden gegangen. In Bürgerversammlungen hatten sie sich einmütig dagegen positioniert, dass nach Jahrzehnten der Braunkohle künftig weitere 25 Jahre Lärm und Staub ihre Wohnorte belästigen soll.

Parteien nehmen unterschiedlich Stellung

„Elsdorf bekäme eine Insellage“, begründete Stefan Götz (CDU) den Antrag und sprach von „berechtigten Interessen der Kommunen vor Ort“. Horst Lambertz (Grüne) lobte eine „vernünftige Lösung“ in der „extremen Situationsproblematik für die Entwicklung der Kommunen“.

Reinhold Müller (FDP) hat „erhebliche Auswirkungen besonders für Elsdorf“ im Blick. Man könne sich dem Sicherstellungsauftrag des Landes zur Kiesgewinnung „nicht entziehen. Aber viel wichtiger sind die Menschen in den hauptbetroffenen Gebieten“. Für die Linken, die, wie die Piraten dem Antrag der vier Altparteien beigetreten waren, nannte Peter Singer das Einlenken „ein schönes Beispiel, wie öffentlicher Druck angeblich unumstößliche Vorgaben beeinflusst“.

SPD fordert erweiterte Rücknahme der Flächen

Hans Krings (SPD) geht die Rücknahme der Flächen noch nicht weit genug. „Die Kulisse ist noch zu eng. Es sollte für alle geplanten Gruben am Tagebau Hambach gelten“, sagte er am Rande der Sitzung. Auch der geplante Tagebau an der Elsdorfer Fuchserde und solche in Kerpen sollten unterbunden werden, fordert er. Ratsvorsitzender Rainer Deppe sicherte zu, dass die aufgeführten Streichungen „beispielhaft“ seien und weitere Abbauflächen im weiteren Verfahren diskutiert werden könnten.

„Kiesgruben – nein danke“, „Kies ist Käse“, „Es reicht“, Kiesgruben fressen beste Ackerböden“ – auf mitgebrachten Transparenten machten die per Bussen ins Regierungspräsidium angereisten etwa 60 Heppendorfer und Thorrer ihre Ablehnung vor dem Sitzungssaal in der Zeughausstraße deutlich.

Demonstration soll Meinung der Mitbürger zeigen

Rainer Neumann will mit der von ihm vertretenen Interessengemeinschaft Heppendorfer Bürger (IHB) auch die Erweiterung der Kiesgrube in Bergheim-Ahe auf Elsdorfer Stadtgebiet verhindern. „Schon ein Drittel der Stadtfläche ist unwiederbringlich im Tagebau verloren.“ Er kritisiert zudem, dass „40 Prozent des Kieses aus der Region in den Benelux-Ländern verarbeitet wird“. Das Konzept, nur drei Kiesgruben zu stoppen, sei „nicht überzeugend“.

Thorrs Ortsvorsteher Volker Kremer wollte mit der Demonstration seiner Mitbürger „deutlich zeigen, dass wir die Kiesgruben nicht wollen“, obwohl er einräumt, „dass wir nicht gegen alle Gruben sein können“.

Im Anschluss an ihren Protest verfolgten sie die Sitzung von der Zuschauertribüne aus.

Im Anschluss an ihren Protest verfolgten sie die Sitzung von der Zuschauertribüne aus.

Nach der Abstimmung gab es verhaltenen Applaus von der überfüllten Zuschauertribüne. Verhalten nur deshalb weil Deppe vorher ermahnt hatte, Bekundungen von den Besuchern seien „nicht gestattet“. Für die Mitglieder des Regionalrates spendierte Regierungspräsidentin Gisela Walskens Sekt und Saft und Lob für ihre Mitarbeiter, die den Aufstellungsbeschluss des Teil-Regionalplans seit 2016 „mit großem Einsatz“ betrieben hätten.

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