Protest gegen Corona-SchließungenGastronomin will auf Nöte der Branche hinweisen

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Eine Lanze für die Gastronomie brechen Carla Neisse-Hommelsheim (l.) und Karin Will.

Eine Lanze für die Gastronomie brechen Carla Neisse-Hommelsheim (l.) und Karin Will.

Erftstadt-Lechenich – Es sieht verlockend aus: Karin Will hat Tische und Stühle unter den Bäumen auf dem Lechenicher Marktplatz aufgebaut, Weinflaschen stehen bereit. Doch wer meint, er könne dort gemütlich im Freien essen und trinken, wird enttäuscht, Flatterband versperrt den Zugang. „So schön könnte es sein!“, steht auf einem Plakat vor dem Bistro „Will-Kommen“.

In Dresden haben es in der vergangenen Woche viele Gastwirte vorgemacht, bundesweit gab es am Freitag solche Aktionen, mit denen auf die Nöte der Branche aufmerksam gemacht wird. Dass sie in Lechenich keine Mitstreiter gefunden hat, bedauert Karin Will, es entmutigt sie aber nicht. Und die Reaktion der Vorübergehenden gibt ihr Recht. „Wann geht es denn wieder los?“, fragt ein Passant erwartungsvoll. Die Wirtin kann es nicht sagen. Wann und wie es weiter geht, weiß sie nicht. Aber dass es für einige ihrer Kollegen nach der Krise gar nicht mehr weitergeht, da ist sie sicher.

Will-Kommen bietet Außer-Haus-Verkauf an

Will kompensiert einen Teil der Verluste mit Außer-Haus-Verkauf. Das werfe aber ein neues Problem auf: Verpackungsmüll. Sie gebe den Kunden häufig Porzellangeschirr mit – und „zu 90 Prozent“ bekomme sie die guten Stücke auch zurück. Ihre Tische hat sie heute so aufgebaut, dass jeweils zwei Menschen daran sitzen könnten, wenn sie denn dürften. Auf dem Boden sind die Abstände markiert, großzügig, wie die Wirtin sagt. „Wenn ich die vorgeschriebenen Mindestabstände zugrunde legen würde, bekäme ich noch zwei Tische unter.“

Eine Mitstreiterin hat sich am Freitagmorgen eingefunden. Die CDU-Politikerin Carla Neisse-Hommelsheim setzt sich dafür ein, die Mehrwertsteuer für die Gastronomie nicht nur befristet, sondern dauerhaft auf sieben Prozent zu senken. Der geringere Satz galt bisher nur für außer Haus verkaufte Speisen. Nach derzeitigem Stand soll die Steuererleichterung für ein Jahr gelten. Dass sich die Branche allerdings so schnell erholen wird, halten Neisse-Hommelsheim und Will für unwahrscheinlich. Eine attraktive Gastronomie sei für eine belebte, liebenswerte Innenstadt unverzichtbar, sagt die Christdemokratin.

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„Ich will zeigen, dass es geht“, begründet die Wirtin, warum sie Tische und Stühle nett arrangiert hat, ohne dass Gäste kommen werden. Und sie wolle, dass der Lechenicher Marktplatz nicht mehr so aussehe, „als ob morgen der Sperrmüll abgeholt wird“. Denn die zusammengerückten und gestapelten Möbel der Außengastronomie seien wahrhaftig keine Zierde, sagt Karin Will.

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