„Zustände wie im Wilden Westen“Händler verlässt Erftstädter Einkaufszentrum

Lesezeit 3 Minuten
Durch das schwer beschädigte Schaufenster seines Ladens blickt Corc Sener, der schon häufig Opfer von Räubern war.

Durch das schwer beschädigte Schaufenster seines Ladens blickt Corc Sener, der schon häufig Opfer von Räubern war.

Erftstadt-Liblar – Am Morgen des 14. Februars waren schon wieder Einbrecher im Einkaufszentrum. Diesmal waren sie nicht erfolgreich. Die drei dunkel gekleideten Täter versuchten um 9.10 Uhr in den Schmuckladen von Resul Sekmec einzudringen. Doch die Tür hielt stand, nur der Griff wurde abgerissen. Die Polizei sucht nach Zeugen.

Resul Sekmec hatte Glück, die Täter schafften es nicht, die Eingangstür seines Geschäfts zu öffnen.

Resul Sekmec hatte Glück, die Täter schafften es nicht, die Eingangstür seines Geschäfts zu öffnen.

Dem Schmuckladen gegenüber befindet sich „Martins Handyshop“. Besitzer Coc Sener hat schon eine ganze Reihe von Einbrüchen erlebt. Er hat die Nase voll, schließt seinen Laden und zieht um nach Pulheim. „Das ist mir hier zu gefährlich geworden. Ich will noch was vom Leben haben“, betont der vierfache Familienvater.

Coc Sener: „Vor zwei Jahren ging es los mit den Einbrüchen.“

Der gebürtige Türke, der auch griechische Wurzeln hat, lebt seit 27 Jahren in Deutschland. Der gelernte Fernsehtechniker machte sich 2004 selbstständig, führte erst eine Werkstatt in der Nähe von Frankfurt am Main und stieg später in die Handybranche um. 2006 eröffnete er vor den Kassen des Liblarer Real-Marktes einen Laden für Verkauf, Beratung und Reparatur von Mobiltelefonen.

Lange lief es gut. Doch das änderte sich vor zwei Jahren. „Da ging es los mit den Einbrüchen. Ich blieb noch einige Zeit verschont. Doch dann, im Juni 2021 war ich Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls. Nicht im Laden, sondern in der Tiefgarage des Real-Marktes“, berichtet der Unternehmer. Geld und Dokumente, alles sei geraubt worden. Nach Monaten seien die polizeilichen Ermittlungen ergebnislos eingestellt worden.

Mehrere Einbrüche nach der Flutkatastrophe

Dann kam die Flutkatastrophe, die den Real-Markt verwüstete. Coc Sener eröffnete seinen Handyladen an anderer Stelle. „Der Laden war gerade mal zehn Tage am neuen Standort geöffnet, da wurde nachts eingebrochen“, berichtet er. Auf einer Videoaufzeichnung ist der Täter zu erkennen, Blutspuren wurden gesichert. „Ich habe den Täter sofort wiedererkannt, er wurde aber nicht gefasst.“

Damit nicht genug, erlebte der Geschäftsmann im November die nächste Tat. In seinem zwischenzeitlich geschlossenen Laden im Real-Markt hatten unbekannte Täter sämtliche Möbel und alles Zubehör kurz und klein geschlagen, das Sener aus Platzmangel noch zurückgelassen hatte.

Wahllos Waren zerstört

Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Nacht zum 6. Februar. Mit brachialer Gewalt verschaffen sich der oder die Täter Zutritt in den Laden, stahlen nicht nur Smartphones, sondern zerstörten in der Werkstatt wahllos Tablets und andere Dinge. Sener ist froh, Liblar hinter sich zu lassen.

Resul Sekmec hatte Glück, die Täter schafften es nicht, die Eingangstür seines Geschäfts zu öffnen. Pandemie, Flutkatastrophe und zunehmende Kriminalität setzen dem Einkaufszentrum zu.

Resul Sekmec hatte Glück, die Täter schafften es nicht, die Eingangstür seines Geschäfts zu öffnen. Pandemie, Flutkatastrophe und zunehmende Kriminalität setzen dem Einkaufszentrum zu.

Die Lage, insbesondere im und um das Einkaufszentrum, werde immer schlimmer. Bankautomaten würden in die Luft gesprengt, Raubüberfälle und Einbrüche seien fast an der Tagesordnung. „Hier geht die Angst um. Das sind hier inzwischen Zustände wie im Wilden Westen.“ Für das Einkaufszentrum sollte zumindest ein Wachdienst eingerichtet werden, schlägt er vor.

Probleme mit Einbrechern und Drogenhändlern

Ulrike König-Rosemeyer, Sprecherin des Centermanagements, bestätigt den Ernst der Lage. Nicht nur mit Dieben und Einbrechern plage man sich herum. Seit längerer Zeit gebe es auch Probleme mit Drogenhändlern. „Das Centermanagement hat versucht, einen Sicherheitsdienst zu organisieren. Leider würden sich aber nur die inhabergeführten Läden an den Kosten beteiligen. Die zu Ketten gehörenden Läden äußern sich nicht dazu.“

Ortsbürgermeister Axel Erhard weiß aus Gesprächen mit den Bürgern, wie groß die Besorgnis ist. So würden in Tiefgaragen Fahrzeugtanks leergezapft. Bürger legten sich auf die Lauer, um der Täter habhaft zu werden. „Wir brauchen in Liblar mehr Polizeipräsenz“, fordert Erhard. Eine Wache werde in Liblar mehr gebraucht als in Lechenich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zumindest sollte für die Polizei ein Lokal angemietet werden und das Ordnungsamt mehr Streife gehen. Die Polizei registriere sehr genau, was sich ereigne, betont Polizeisprecher Bernd Mauel. Wichtig sei die Mitarbeit der Bürger. Je mehr Zeugen sich meldeten, desto erfolgreicher sei die Polizei.

KStA abonnieren