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Daten fehlenInklusionsbeirat in Erftstadt sorgt sich um Kinder mit Förderbedarf

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Das Erftstädter Rathaus. Davor wehen mehrere Regenbogenflaggen.

Der Schulausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung dem Schulentwicklungsplan zugestimmt.

Aus Sicht des Erftstädter Inklusionsbeirats fehlen im Schulentwicklungsplan differenzierte Daten, insbesondere die Anzahl und Verteilung von Kindern mit Förderschwerpunkt (AOSF) an den städtischen Schulen. 

Der Schulausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich dem Schulentwicklungsplan zugestimmt. Doch es regt sich Kritik – einerseits vom Inklusionsbeirat, andererseits von der Fraktion Aufbruch ’22. Aus Sicht des Inklusionsbeirats fehlen im Schulentwicklungsplan sämtliche differenzierten Daten, zum Beispiel die Anzahl und Verteilung von Kindern mit Förderschwerpunkt (AOSF) an den städtischen Schulen.

„Auch die Art des Förderschwerpunktes und sich daraus ergebende Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler, aber auch Erhebungen und Erkenntnisse, warum manche Förderschwerpunkte mehr oder weniger stark in den Schulen des Gemeinsamen Lernens vertreten sind, fehlen gänzlich“, schreibt der Beirat in einer Pressemitteilung. Er hatte bereits im Juni den Schulentwicklungsplan bemängelt und den Blick auf das Thema Inklusion und das Gemeinsame Lernen angemahnt.

Stadtverwaltung Erftstadt tue langfristig zu wenig

„Für uns als Inklusionsbeirat ist das unbegreiflich, denn im letzten Schulentwicklungsplan 2015/16 wurden diese Daten mit in den Blick genommen“, beklagt Gert Löhnert, Vorsitzender des Inklusionsbeirats und pensionierter Rektor einer Grundschule. Die Stadtverwaltung sei hingegen der Meinung, Inklusion müsse und könne nicht in einem Schulentwicklungsplan abgebildet werden, verweise auf die stadteigene Schulstatistik und Schulentwicklungspläne anderer Städte, in denen Inklusion ebenfalls keinen Stellenwert habe, schreibt Löhnert weiter.

Der Schulentwicklungsplan stelle fest, dass die meisten Schulen der Primar- und Sekundarstufen nicht barrierefrei seien, ziehe aber keine Konsequenzen daraus. Kinder, die auf eine barrierefreie Schule angewiesen seien, müssten auf eine auswärtige Förderschule. Auch die Situation im Offenen Ganztag (OGS) für Kinder mit Behinderung und Förderbedarf finde im Schulentwicklungsplan keinerlei Beachtung. „Was die Schülerinnen und Schüler, was deren Eltern wollen – das interessiert die beiden Fraktionen nicht. Sie bringen damit langfristig das Schulsystem in Erftstadt in Gefahr“, kritisiert auch Marion Sand, Mitglied der Ratsfraktion Aufbruch ’22.

Sanierung des Schulzentrums Lechenich in Erftstadt reicht allein nicht

Es werde keine Elternbefragung darüber geben, welche Schulformen bevorzugt oder gewünscht würden. Sand und ihr Fraktionskollege Bernd Bohlen sind überzeugt, dass die weiterführenden Schulen in Erftstadt immer unattraktiver werden. Knapp 1000 Schülerinnen und Schüler besuchten zu Beginn des Schuljahres 2022/2023 eine weiterführende Schule in einer der Nachbarkommunen, rund 2400 seien an einer weiterführenden Schule in Erftstadt angemeldet.

Die Abwanderungsquote betrage also rund 30 Prozent – vor 20 Jahren seien es zehn Prozent gewesen. „Unsere Nachbarkommunen haben uns in den letzten zwei Jahrzehnten überholt“, sagt Bohlen. Allein 400 Schülerinnen und Schüler gingen auf Gesamtschulen in Weilerswist, Brühl oder Kerpen – weil es in Erftstadt keine gebe. Mit der Teilsanierung des Schulzentrums Lechenich, die Millionen koste, sei es nicht getan. „Erftstadt braucht eine Qualitätsoffensive für Bildung“, fordert Bohlen.


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