Kochen, Kunst, Kultur, Beisammensein: Im Dorfladen an der Peter-May-Straße kommt eine Gemeinschaft zusammen und belebt den Ort.
Zehn Jahre EhrenamtIn diesem Dorfladen schlägt das Herz von Erftstadt-Köttingen

Das Ehepaar Helen Peters und Dieter Mager (r.), hier mit Marion Sand und Klaus Rhode (l.) schätzen die Mittagsspeisen, die die Frauen des Vereins Köttinger Dorfleben im Dorfladen anbieten.
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Mittwochs geht das Ehepaar Helen Peters und Dieter Mager sowieso im Dorfladen auf der Peter-May-Straße essen, aber auch an anderen Tagen, bis zu drei Mal die Woche. „Die Frauen hier kochen einfach viel besser als ich“, sagt Helen Peters. „Außerdem treffen wir hier immer auf Leute“, sagt Dieter Mager. Eine Gemüselasagne auf ihren Tellern verströmt einen verführerischen Duft, zubereitet von den Köchinnen des Mittwochsteams des gemeinnützigen Vereins Köttinger Dorflebens, Marion Conrad und Carola Wiemeler.
Jeden Tag koche ein anderes Team, heißt es in der Küche, freitags sei es Nina, mit Speisen aus ihrer Heimat Kasachstan. An die mongolischen Teigtaschen der geflüchteten Nara erinnert ein Foto in einem Rückblick mit Momentaufnahmen aus zehn Jahren Köttinger Dorfleben im Schaufenster, zusammengestellt von Simone Scharbert.
Erftstadt: Ein Mann allein unter helfenden Frauen
Mit am Tisch des Ehepaares sitzt Klaus Rhode, der einzige Mann im Kreis der vierzehn Helferinnen, die den Köttinger Dorfladen ehrenamtlich betreiben. Er agiere „hinter den Kulissen“ gibt sich Klaus Rhode bescheiden, kümmere sich um den Einkauf und die Großlieferungen. Am Mittwochmittag hat er die Kartons des Hürther Lieferanten Landlinie schon weggeräumt, die sich morgens noch im Laden türmten. Ansonsten gebe es alles, was ein Haushalt braucht, dazu regionales Gemüse, Kartoffeln aus Köttingen vom Landwirt Fischer, Äpfel aus Rheinbach, Erdbeeren aus Bornheim, Eier und Zwiebeln aus Kerpen.
Es herrscht reger Kundenverkehr, Marion Conrad kassiert ab, während Carola Wiemeler die letzten Pfannen in der Küche abspült. Männer und Frauen kaufen von der Gemüselasagne oder Kuchenstücke und frisch geschlagene Sahne ein, bevorzugt in selbst mitgebrachten Gefäßen zum Verzehr zu Hause. Wegen der frischen Lieferung an Gemüse sei es mittwochs immer voller als im Rest der Woche, mal abgesehen vom Samstag, weiß Marion Sand.

Ehrenamtliche Arbeit leistet ein Kern von 15 Helferinnen, hier spült Carola Wiemeler ab.
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Auch Kultur gibt's regelmäßig im Lädchen: Ausstellungen mit Gemälden und Fotos, Lesungen, Musik und Weinproben gehörten zum festen Bestandteil der Vereinstätigkeit. Ein Begegnungsort für Menschen wolle der Dorfladen vor allem sein, schildert Marion Sand. Dazu gehöre auch, die Tür für Menschen mit Lebensläufen offen zu halten, die anders seien. Nicht allein in Kochkursen mit Geflüchteten habe man einiges von ihnen lernen können.
Ein Lichtblick für einen zuvor sterbenden Ort
Vor über zehn Jahren habe es keinen Einzelhandel mehr in Köttingen gegeben und auch sonst sei der Ort mit nur wenig verbliebenen, schlecht besuchten Kneipen kulturell wie sozial „tot“ gewesen, erinnert sich Marion Sand. Selbst das Leben der jungen Generation des Ortes habe sich nur um „Kinder, Küche, Kirche“ gedreht. Zusammen mit Simone Scharbert habe sie die Idee zum Laden entwickelt. Etwa 70 Menschen seien ein dreiviertel Jahr vor Eröffnung des Ladens zur Gründung des Vereins Köttinger Dorfleben in das Pfarrheim gekommen, „es schien als habe man nur auf uns gewartet“, erinnert sich Sand.
Die älteren Teilnehmer der Gründungsversammlung erinnerten sich an ein anderes Dorfleben, berichteten von früher – eine Blaupause für heutige Vereinstätigkeit. Da seien die Arbeiten im Laden schon in vollem Gange gewesen, eine Komplettrenovierung des alten Ladenlokals, dem ersten Laden der May-Werke vor gut einem Jahrhundert, zuletzt eine Fahrschule, erinnert sich Katrin Kolz.

Immer Zeit für ein Schwätzchen haben Kundinnen und die ehrenamtlich tätigen Frauen, wie Marion Conrad (r.).
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Zur Gründungsversammlung habe sie spontan ihren Beitritt zum frisch gegründeten Verein unterschrieben. Mit den zwei Initiatorinnen zählt sie zum dreiköpfigen Vorstand des basisdemokratisch organisierten Vereins, der heute 70 Mitglieder hat.
Eine wesentliche Rolle für den zehnjährigen Bestand des Dorfladens spielten der Chef der heutigen May Holding, Heinz-Jürgen May und Geschäftsführer Edmund Meier, sind sich die Frauen einig. Zur Eröffnung des Ladens am Samstag, 13. Juni 2015 habe Edmund Meier Blumen mitgebracht und die frohe Botschaft der May-Holding, die gute Sache unterstützen zu wollen, durch Erlass der ursprünglich vereinbarten Ladenmiete von 500 Euro. Gewinne würden so vor allem in die Ausstattung des Ladens fließen, sagt Marion Sand.
Am Samstag, 14. Juni, feiert der Verein Köttinger Dorfleben ab 13 Uhr seinen zehnten Geburtstag. Im Hinterhof gibt es Musik mit den Bands That's it und Chamber 49, im Lädchen gibt es Geschichten für Kinder und Lyrik, gelesen von Andrea Karimé und Anke Glasmacher.