Gegen die EinsamkeitLiblarerin lädt völlig Fremde zum Weihnachtsessen ein

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Eine Frau legt einen Adventskranz auf einen gedeckten Tisch.

Petra Limbach dekoriert die Tische für ihr festliches Weihnachtsessen.

Petra Limbach kocht für mehr als 30 Menschen, die sie zum Essen an Heiligabend eingeladen hat, damit sie nicht einsam sind.

50 Menschen über 50 wollte Petra Limbach zu Weihnachten einladen. Einfach so. Nicht Freunde und Bekannte, sondern Menschen, die sonst an Heiligabend allein gewesen wären. Dass es nur gut 30 geworden sind, ist auch okay, findet die Gastgeberin. Schließlich bereitet sie für die ganze Schar den Nachmittagskaffee und das festliche Abendessen zu. Entstanden ist die Idee dazu – logisch – an Weihnachten.

Vor einem Jahr, als sie sich gerade fertig gemacht habe, um mit ihrer Familie zu feiern, sei plötzlich der Gedanke da gewesen: Wie fühlen sich jetzt eigentlich Menschen, die keinen haben, der mit ihnen diesen besonderen Abend verbringt? „Das Pflänzchen war gesät, ich habe es dann das ganze Jahr gehegt und gepflegt, damit es kräftig gewachsen ist“, sagt die 57-Jährige.

Erfolgreich nach Spendern gesucht

Im August begannen die Vorbereitungen. Petra Limbach entwarf Plakate, machte sich auf die Suche nach Spendern, verteilte Einladungen im Bekanntenkreis. Eingeladen war jeder, der sonst an Heiligabend allein gewesen wäre. Wer dabei sein wollte, bekam einen Fragebogen. Schließlich muss die Gastgeberin wissen, was sie kochen soll und was die Gäste trinken möchten.

Bei den Getränken erlebte sie gleich zwei Überraschungen. „Für mich war klar, dass es koffeinfreien Kaffee gibt. Wer trinkt denn nachmittags noch Kaffee?“ Das tun die meisten, weiß die Heilpraktikerin jetzt. Nur zwei Gäste bevorzugen entkoffeinierten Kaffee. Und ebenfalls nur zwei möchten ein alkoholisches Getränk zum Abendmenü.

Hier steht kein Sternekoch am Herd
Petra Limbach

Ein paar schlaflose Nächte habe ihr die Aktion gemacht, gesteht Petra Limbach, obwohl sie doch so schrecklich gern organisiert. Am Freitagmorgen wurde es noch mal hektisch, dabei sind die Tische im Vereinsheim der Liblarer Narrenzunft schon so hübsch dekoriert, dass die Gäste jederzeit kommen und sich wohlfühlen können.

Den Samstag wird sie am Herd verbringen, die Vorsuppe kochen, den Braten vorbereiten, ebenso den Nachtisch. Ein richtig festliches Essen eben, auch wenn Limbach den Ball flachhält: „Hier steht kein Sternekoch am Herd.“ Beim Service wird sie von Freunden und Bekannten unterstützt. Zum Glück sind viele Spenden eingegangen, sowohl Geld als auch Lebensmittel.

Ehepaar spendiert den Hol- und Bringdienst

Wenn etwas davon übrig bleibt, bekommt es die Tafel. Und für die Leute, die gern auch noch am ersten Feiertag ein Stück Kuchen essen möchten, hat die 57-jährige eigens Verpackungen gekauft, damit sie Reste mitnehmen können. Ein Ehepaar spendiert sogar den Hol- und Bringdienst, den zwei örtliche Taxiunternehmen leisten werden.

Die Zeit zwischen Kaffee und Abendessen dürfte den Gästen – nur drei sind Männer – nicht lang werden. Eine Opernsängerin tritt auf, ebenso eine Märchenerzählerin. Und gewichtelt wird auch, mit der anschließenden Möglichkeit, Geschenke zu tauschen. Ein Rundumpaket gegen das Weihnachtstief.

Warum sie sich den Stress antut? „Ich habe andere Menschen im Blick, mir liegt ihr Wohlergehen am Herzen“, sagt Petra Limbach. „Alles fühlt sich fluffig und leicht an, wenn ich mit den Menschen spreche, die kommen wollen.“ Anfangs seien die Anmeldungen nur tröpfelnd eingegangen. Manchen Menschen falle es schwer, sich die Einsamkeit einzugestehen, andere hätten Scheu, allein unter fremde Menschen zu gehen.

Zwei Anmeldungen seien gerade gestern noch gekommen. Und mehrere Leute hätten schon gefragt, ob es nächstes Jahr wieder so eine Weihnachtsaktion gebe. Die Chancen stehen gut. Vor allem, nachdem eine der Eingeladenen zu Petra Limbach gesagt hat: „Jetzt habe ich keine Angst mehr vor Weihnachten.“

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