„Abgaswerte deutlich verbessert“So endet der Versuch in Erftstadt, mit Wasserstoff zu heizen

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt eine Anlage mit Leitungen und Ventilen, im Hintergrund die Flaschen mit Wasserstoff.

Die Station im Friesheimer Gewerbegebiet, die den Wasserstoff ins Gasnetz eingespeist hat, wird wieder abgebaut.

Ein Jahr lang haben 100 Haushalte in Niederberg mit einem Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff geheizt. Probleme gab es dabei nicht.

Es war ein gelungener Versuch, aber eben doch nur ein Testlauf: Ein Jahr lang haben die Kunden der GVG Rhein-Erft in Borr und Niederberg nicht mit reinem Erdgas, sondern mit einem Wasserstoffgemisch geheizt. Das Fazit des Projekts H2-Mix: Alles lief gut. Doch zum Ende des vergangenen Jahres ist der Versuch beendet worden.

Beteiligt waren der Gasversorger GVG Rhein-Erft und die Rheinische Netzgesellschaft (RNG), der TÜV Rheinland überprüfte die Abläufe. „Mit unserem Gemeinschaftsprojekt haben wir den Nachweis erbracht, dass ohne Veränderungen an den Kundengeräten 20 Prozent Wasserstoff in bestehende Gasnetze eingespeist werden können“, sagt GVG-Geschäftsführer Werner Abromeit.

Ein Mann zeigt die Technik im Inneren eine Containers.

Ein Jahr lang hat der Technikcontainer seien Dienst versehen.

100 Gasheizungen in den beiden Stadtteilen Borr und Niederberg und im Gewerbegebiet Friesheim sind im Zuge des Versuchs mit dem Wasserstoffgemisch versorgt worden, nachdem sie erst einmal auf ihre grundsätzliche Eignung hin überprüft worden waren.

Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger waren im Vorfeld des Projekts bei einer Versammlung informiert worden. Seit 1. Januar werden sie nun wieder mit reinem Erdgas versorgt. Alle 100 Heizungen seien einwandfrei damit gelaufen, heißt es von der GVG.

Neue Technik zum ersten Mal in Deutschland eingesetzt

Es habe weder Probleme bei der Verbrennung noch Undichtigkeiten an Leitungen oder Armaturen gegeben. Von der Mischstation aus, die im Friesheimer Gewerbegebiet aufgebaut worden war – und nun wieder abgebaut wird –, konnte der Weg des Wasserstoffs exakt verfolgt werden. Auch das eine Neuheit: Die spezielle Sensorik dafür wurde zum ersten Mal in Deutschland eingesetzt.

Der Wasserstoff war in Flaschen angeliefert und in die Gasleitungen eingespeist worden. Für Borr und Niederberg als Testregion hatte man sich entscheiden, weil dort das Gasnetz endet. Zwei Heizperioden sind die Gasheizungen mit dem Gemisch gelaufen. Kontrolliert wurde nicht nur, ob alle funktionierten, die Prüfer hatten auch die Emissionen genau im Blick.

Abgaswerte haben sich deutlich verbessert

„Da Wasserstoff rückstandslos verbrennt, haben sich die Abgaswerte deutlich verbessert“, sagt Julian Schmitz (GVG). Er hat das Projekt mit Felix Schönwald (RNG) geleitet. Für die Kunden hatte sich im Grunde nichts geändert, sie zahlten den gleichen Preis wie bei normalem Gas. Dass auch die Abrechnung regelkonform lief, war mit der Eichbehörde abgestimmt worden.

Dr. Ulrich Groß, technischer Geschäftsführer der RNG, sieht den Versuch als wegweisend an, da man die Ergebnisse auf andere Netzgebiete übertragen könne: „Schon heute können wir sagen, dass der langfristige Ersatz von Erdgas durch klimaneutrale Gase technisch möglich ist.“

Das Projekt in Erftstadt helfe den Städten und Gemeinden auch bei Entscheidungen in der kommunalen Wärmeplanung. Das Gasleitungsnetz könne ohne große Anpassungen für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. Groß sieht darin die Möglichkeit, einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu leisten.

Allerdings ist das Zukunftsmusik. Denn in Friesheim wurde grauer Wasserstoff ins Gasnetz eingespeist, also solcher, der mit Hilfe fossiler Energien gewonnen worden ist. Der kann kein wirklich überzeugender Ersatz für Erdgas sein. Grüner Wasserstoff, für dessen Erzeugung erneuerbare Energien aus Wind und Sonne verwendet werden, ist immer noch ein knappes Gut.

KStA abonnieren