Die dunkle Jahreszeit und Weihnachten sind für Trauernde besonders schwer. Christine Beiderwieden erklärt, was helfen kann.
Umgang mit VerlustTrauerbegleiterin aus Erftstadt: „Der Alltag ist voller Trigger“

Trauerbegleiterin Christine Beiderwieden koordiniert den ambulanten Hospizdienst für Erwachsene des Hospiz-Vereins Erftstadt.
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Die Feiertage stehen kurz bevor. Doch nicht für alle Menschen ist Weihnachten in diesem Jahr ein Fest der Freude. Gerade für Trauernde ist diese Zeit, verstärkt durch die dunkle Jahreszeit, besonders schwer. Trauerbegleiterin Christine Beiderwieden erklärt, warum Trauer in diesen Wochen besonders spürbar ist und was Betroffenen helfen kann.
Beiderwieden ist Koordinatorin des ambulanten Erwachsenenhospizdienstes des Hospiz-Vereins Erftstadt. „Jeder trauert individuell“, sagt sie. Wie lange Menschen trauern und wie sie mit der Trauer umgehen, sei von Mensch zu Mensch unterschiedlich. „Trauer kann sich so anfühlen, als wäre man krank. Es macht Scherzen“, erläutert sie.
Trauern ist jedoch auch wichtig. „Trauer ist eher die Heilung von dem, was einem da gerade widerfahren ist“, sagt Beiderwieden.
Erftstadt: Wie Menschen trauern, ist individuell
Vor den Feiertagen hätten gerade verwitwete Menschen große Angst. „Sie kommen abends in ein leeres Haus“, sagt die Trauerbegleiterin. Auch für Menschen, die ein Kind verloren hätten, sei die dunkle Jahreszeit besonders traurig.
Dabei ist nicht nur das Weihnachtsfest selbst eine Belastung. „Der Alltag ist voller Trigger. Aber ja, Weihnachten fällt es besonders auf“, sagt Christine Beiderwieden. Solche Auslöser könnten Musik sein oder etwas, das man immer gemeinsam gemacht habe.
Liblar: In Gruppen kommen Trauernde beim Hospiz-Verein Erftstadt zusammen
Der Hospiz-Verein Erftstadt an der Carl-Schurz-Straße 47-51 in Liblar macht verschiedene Angebote für Trauernde. „Viele denken: ‚Das schaff’ ich schon allein‘“, schildert Beiderwieden. Neben Einzelgesprächen gibt es beim Hospiz-Verein Erftstadt auch Gruppenangebote. „Es macht auch manchmal Mut zu hören, dass es anderen genauso geht, und was man alles schaffen kann.“ Einige Trauernden stünden zudem über eine WhatsApp-Gruppe in Kontakt und träfen sich über die Gruppe hinaus.
Nicht nur der Austausch kann helfen. Die Expertin rät, sich auf die Suche nach etwas zu machen, das einem guttut. „Trauende dürfen sich auch mal ablenken“, sagt sie. Mit Blick auf Weihnachten sei es in Ordnung, etwas abzusagen und sinnvoll, für Rückzugsmöglichkeiten zu sorgen.
Wir fühlen mit, aber wir haben kein Mitleid
Christine Beiderwieden ist seit 2009 beim Hospiz-Verein Erftstadt. „Wir sind keine Therapeuten, wir sind Trauerbegleiter“, betont sie. In ihrem Berufsalltag höre sie vor allem sehr viel zu. „Den Weg geht man selbst, aber wir begleiten ihn.“ Der Verein biete den Rahmen, die Trauer zu zeigen. Dabei seien insbesondere Tränen schambehaftet. „Unser Anliegen ist: Hier könnt ihr sein, wie ihr wollt.“
Wie sie selbst mit den Schicksalen umgeht? „Wir fühlen mit, aber wir haben kein Mitleid, wir leiden nicht mit“, sagt sie.
Über die Jahre hat sich in der Hospizarbeit und auch im Umgang mit Trauer einiges verändert. „Eine schöne Entwicklung ist, dass Arbeitgeber viel Verständnis haben und Freiräume schaffen“, sagt Beiderwieden. Das sei ein Erfolgsergebnis der Hospizszene, das Thema aus dem Tabu zu holen.
Auch Angehörige und Freunde können Trauernde unterstützen. „Es gibt keine Pauschalempfehlung.“ Die oft gestellte Frage ‚Wie geht es dir?‘ stoße bei den meisten Trauernden eher auf Ärger. Entscheidend sei die Beziehung zueinander. Ehrlichkeit sei immer gut. Man dürfe sagen, dass es einem leid tue, oder auch, dass man nicht wisse, was man sagen solle. Unterstützung könne man ebenfalls anbieten. Manchmal reiche auch der Satz: „Ich bin für dich da.“
„Das Schöne an der Trauerarbeit ist, dass man mitbekommt, dass es wieder gut wird“, sagt die Trauerbegleiterin. „Aus Krisen kommen wir immer ein bisschen stärker heraus.“ Das sei auch in der Trauer so. Für die Feiertage rät Beiderwieden, sich bewusst zu machen: „Das wird traurig werden, aber das wird auch schön werden.“
Das Angebot
Das Team des Hospiz-Vereins Erftstadt, Carl-Schurz-Straße 47-51, besteht aus zwei hauptamtlichen und acht ehrenamtliche Trauerbegleiterinnen. 2025 hat der Verein 72 Menschen begleitet. Dabei bietet er für Trauernde einige Angebote an, Einzelbegleitung und verschiedene Trauergruppen. Eine vorherige Kontaktaufnahme und eine Anmeldung sind erforderlich.
Ein Trauertreff für verwitwete Menschen findet beispielsweise an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat von 16 und 18 Uhr statt. Weitere Trauergruppen gibt es für verwaiste Eltern, für Menschen, die ein Kind verloren haben, sowie für Erwachsene, die ein Elternteil verloren haben, zudem gibt es eine Jugend- und eine Kindertrauergruppe
Kontakt zum Hospiz-Verein unter 02235/5227 oder per E-Mail, weitere Informationen online. (eva)
info@hospizverein-erftstadt.de
https://hospiz-verein-erftstadt.de/

