Für HerzpatientenNeue Technik kommt ohne Sonden aus

Jozo Crnac, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie (l.) und Chefarzt Hubert Titz zeigen im Herz-Katheter-Labor des Frauenthaler Marien-Hospitals alte und neue Modelle von Defibrillatoren und Herzschrittmachern.
Copyright: Komuth
Rhein-Erft-Kreis/Erftstadt – Ein kreisweit neues Angebot für Menschen mit Herzbeschwerden hält das Frauenthaler Marien-Hospital bereit. Es bietet vornehmlich solchen Patienten, die noch nicht in höherem Alter sind, eine medizinische Technik an, die ohne herkömmliche Herzschrittmachermodelle und somit ohne die übliche Operationstechnik auskommt.
Implantiert wird das Modell SICD. Nach acht Jahren Entwicklungszeit wird es seit zwei Jahren nur von einem Hersteller auf dem deutschen Markt angeboten. Die vier Buchstaben stehen (vom Englischen übersetzt) für „subkutaner implantierbarer Kardioverter-Defibrillator“. Er soll lebensbedrohliche Rhythmusstörungen beenden, die von der Herzkammer ausgehen – bekannt sind diese Störungen als Kammerflimmern oder Kammerflattern.
Gegen Kammerflimmern
„Das Angebot für die Implantation der neuen Defibrillatoren richtet sich an Patienten vornehmlich jüngeren Alters und versteht sich als reiner Schutz vor Kammerflimmern“, erläutert Chefarzt Dr. Hubert Titz. Bei älteren Menschen, ab etwa 70 Jahren, bei denen absehbar sei, dass sie einen Schrittmacher mit Kabelzufuhr zum Herzen benötigten, komme der SICD nicht infrage. Das neue Gerät werde nicht durch die Vene geführt, es würden keine Sonden in das Herz geschoben. Für die weiteren Jahre und Jahrzehnte sei bei diesem Modell daher mit deutlich weniger bis hin zu gar keinen Komplikationen zu rechnen, die durch die Sonden hervorgerufen würden. Vor sechs Wochen sei im Marien-Hospital erstmals einem 55-jährigen Patienten das Gerät eingesetzt worden, berichtet Titz. Dass ausgerechnet das Krankenhaus in Frauenthal Vorreiter sei, habe einen guten Grund. „Wir haben das Herzzentrum mit den meisten Notfällen in der Region. Somit kommen auch viele jüngere Menschen zu uns, die einen Defibrillator brauchen, aber keinen Herzschrittmacher. Das nur 70 Gramm leichte Aggregat ist etwas größer als ein herkömmlicher Schrittmacher und beendet lebensbedrohliche Rhythmusstörungen mit einen Elektroschock.
„Die Geräte sind so weit entwickelt, dass Fehlfunktionen so gut wie gar nicht mehr vorkommen, alltägliche Muskelbewegungen werden aufgrund der intelligenten Programmierung nicht mehr falsch interpretiert“, erläutert Dr. Jozo Crnac, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Der SICD wird meistens in der linken Achselhöhle implantiert und ist damit auch optisch wenig störend. Für die Verwendung der neuen Geräte bei Operationen müsse das medizinische Personal speziell geschult werden, erklärt Titz. Ein Limit für die Zahl der Menschen, denen der moderne Defibrillator eingebaut werde, gebe es nicht. „Was der Patient braucht, bekommt er auch“, betont der Chefarzt.