„Sicherer Tod“PETA fordert nach Schlangenfunden am Liblarer See Verbot von Exoten als Haustiere

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Ein Feuerwehrmann hält den Kopf der Königspython in seiner Hand fest. Er trägt einen dicken Handschuh.

Ein Feuerwehrmann hält den Kopf der Königspython in seiner Hand fest.

Unbeeindruckt von den Schlangenfunden in den vergangenen Tagen zeigen sich die Spaziergänger am Liblarer See. Wurden die Reptilien ausgesetzt?

Alleine die Vorstellung lässt viele Menschen erschaudern – wenn sich plötzlich eine Schlange beim Waldspaziergang aus dem Gebüsch schlängelt. Auch den Passanten, die an der Wassersportallee am Liblarer See am späten Montagnachmittag eine etwa ein Meter lange Würgeschlange entdeckt hatten, dürfte wohl ein ordentlicher Schreck in die Glieder gefahren sein.

Diesmal soll es sich bei dem Fund um einen Königspython gehandelt haben. Bereits vor ein paar Tagen musste die Feuerwehr Erftstadt dorthin ausrücken, weil Spaziergänger einen etwa 30 Zentimeter großen Baby-Python gesichtet hatten. Der Fund am Montag hatte jedoch ein ganz anderes Kaliber. „Die Schlange ist gut einen Meter lang und etwa vier bis fünf Kilogramm schwer“, erklärte der Sprecher der Feuerwehr Erftstadt Elmar Mettke.

Schlange wurde an die Reptilien-Zuchtstelle weitergegeben

Da sei es auch den erfahrenen Feuerwehrleuten teils ganz mulmig geworden. Erst nachdem sie sich bei einem ihrer Kollegen, der sich mit Schlangen bestens auskennt, rückversichert hatten, wagten sie es mit einem immer noch spürbaren Unbehagen, sich dem Tier zu nähern.

Unter der Einsatzleitung von Marco Heimbach sei die Schlange zunächst mit einem Besenstiel niedergedrückt und dann mit bloßen Händen geschützt mit Handschuhen hinter dem Kopf gepackt und in eine bereitgestellte Kiste gesteckt worden. Wie auch die beiden letzten Schlangen wurde der „King“ zunächst mit zur Wache genommen, um von dort aus ans Ordnungsamt und dann an die zuständige Reptilien-Zuchtstelle weitergegeben zu werden.

Das Foto zeigt Sebastian Kendler und seine Hunde.

Sebastian Kendler und seine Hundebande. Eine Schlange würde ihn nicht in Panik versetzen.

Allerdings geht die Feuerwehr zurzeit nicht davon aus, dass in Erftstadt und speziell in Liblar nun Schlangen beziehungsweise Pythons heimisch geworden sind. Insider gehen ohnehin davon aus, dass die Tiere ausgesetzt wurden. Möglicherweise wurden sogar mehrere Terrarien ausgeleert. Das vermutet auch Willibald Glöckner. Er ist Mitglied im Segel-Club Ville und öfter auf der Wassersportalleee unterwegs. „Ich findet es unglaublich, dass Leute ihr Terrarium einfach so entsorgen“, sagte er. Das sei eine Riesensauerei. Die Tiere gingen ein. „Man setzt Tiere grundsätzlich nicht aus“, betonte er.

Glöckner wies auch noch auf eine weitere Gefahr hin, dass nämlich nichtheimische Tiere und Pflanzen heimische Arten verdrängen und regelrecht ausrotten könnten. Diesbezüglich fielen ihm die Kanadagänse ein, die am Liblarer See bereits die Vorherrschaft übernommen und viele heimische Arten vertrieben hätten.

Unverständnis darüber, dass Tiere ausgesetzt werden

„Wie gut, dass wir ein festes Schuhwerk anhaben“, sagte Sebastian Kendler, als er am Dienstagvormittag zusammen mit Birgit Cianfarini und einem ganzen Dutzend von Hunden auf der Wassersportallee spazieren ging. Schlangen hätten sie jedoch nicht gesehen. Und auch die Hunde seien nicht nervös gewesen. „Sie gehen aber auch immer ordentlich bei Fuß“, erklärte er.

Auch die beiden Wanderer aus Brühl, Gerhard Baumerich und Giuseppe Palmisano, waren empört, als sie von den Schlangenfunden an der Wassersportallee in der Zeitung gelesen haben. „Tiere einfach auszusetzen ist alles andere als in Ordnung“, erklärte Palmisano, und Baumerich ergänzte: „Für Pythons bedeutet das doch der sichere Tod.“

„Angst habe ich nicht“, versicherte Michael Nicolai. Fast täglich ist der Oberliblarer mit seiner Hündin Anna auf der Wassersportallee unterwegs. „Eine Schlange ist uns bisher dort noch nicht begegnet“, meinte er. Richtig empörend findet er jedoch, dass die Reptilien von ihren Besitzern einfach so weggeschmissen werden. „Erst haben wollen und dann einfach weg damit – warum muss man sich überhaupt Schlangen halten?“, fragte er.

Das Foto zeigt Gerhard Baumerich und Giuseppe Palmisano aus Brühl auf der Wassersportallee. Ihnen sind dort noch keine Reptilien begegnet.

Regelmäßig wandern Gerhard Baumerich (l.) und Giuseppe Palmisano aus Brühl entlang der Wassersportallee, Schlangen und speziell Pythons haben sie dabei noch nicht gesehen.

Die Tierrechtsorganisation PETA fordert ein generelles Haltungsverbot von Exoten in Privathaushalten. Sie kritisiert, dass der Kauf von gefährlichen und anspruchsvollen Tieren unabhängig von dringend erforderlichem Fachwissen noch immer erlaubt ist. Es wundere sie auch nicht, dass jedes Jahr Hunderte exotische Tiere aus ihren Terrarien ausbrechen oder von überforderten Haltern einfach ausgesetzt werden.

Feuerwehrmann empfiehlt, Schlangen nicht zu nahe zu kommen

Aber auch Kreisbranddirektor Thomas Weiler rät dringend davon ab, sich Tieren im Wald zu nähern, die man nicht kennt. Speziell auf die Schlangen angesprochen empfiehlt er, Abstand zu halten und die Feuerwehr zu alarmieren. „Wenn möglich, können die Finder ein Foto von dem Reptil machen, ohne ihm aber zu nahe zu kommen“, erklärte er. Niemals sollte man dem Tier ins Unterholz folgen, falls es sich vom Fundort wegbewegen sollte.


Im Durchschnitt dreimal in der Woche werden in den Reptilien-Auffangstationen für NRW, Hessen und Thüringen in Sontra bei Kassel und in Rheinberg bei Duisburg Reptilien abgegeben. „Meist sind es Feuerwehrleute oder Vertreter der Kommunen, die uns die Fundtiere überlassen“, berichtet Tierpfleger René Tarko. Die gemeinnützige GmbH (www.reptilien-auffangstation.de) nimmt Reptilien gegen eine Schutzgebühr auf – Giftschlangen genauso wie Pythons, Kornnattern, aber auch Leoparden-Geckos und Nil-Krokodile. Für jedes solcher Tiere muss eine Schutzgebühr von 30 Euro gezahlt werden — einzig für invasive Arten wie die Schnappschildkröte werde eine Gebühr von 330 Euro erhoben.

Auf Anfrage hieß es aus dem Tierheim Bergheim, dass dort eigentlich keine Reptilien aufgenommen werden können. Die Feuerwehr Bergheim hatte dort am Sonntag eine Schlange abgegeben, die auf einem Firmengelände an der Willy-Messerschmidt-Straße in Bergheim-Paffendorf entdeckt wurde. Das rotgelb gestreifte Tier wurde von der Feuerwehr eingefangen und in einem Karton ins Tierheim Bergheim gebracht, wo es vom Besitzer auch abgeholt werden könne. (mkl)

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