„Zeit der Irren und Idioten"Wilfried Schmickler nörgelte und lästerte in Lechenich

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Kabarettist Wilfried Schmickler war zu Gast in Lechenich.

Kabarettist Wilfried Schmickler war zu Gast in Lechenich.

Erftstadt-Lechenich – Die Lockdown-Zeit habe ihm psychisch ziemlich zugesetzt, gab Wilfried Schmickler zu: „Irgendwann bin ich nur noch mit Helm durch die Wohnung gelaufen – weil ich Angst hatte, die Decke könnte mir auf den Kopf fallen.“ Doch das ist jetzt vorbei. Nach drei Absagen aufgrund der Pandemie und der Hochwasserkatastrophe konnte der Kabarettist am Freitag (27. Mai) endlich sein für das Frühjahr 2020 geplantes Gastspiel in der evangelischen Versöhnungskirche nachholen. Die Gage spendete er der Flutopferhilfe. Schmickler kam nicht des Geldes wegen, er wollte dem Publikum „trotz der niederschmetternden Nachrichten vom beängstigenden Zustand der Welt ein wenig Vergnügen zu bereiten“.

„Es hört nicht auf“, heißt das Programm des gut gelaunten Dauernörglers, und es begann mit einem mit lautstarkem Beifall bedachten Glaubensbekenntnis: „Sie mögen mich für einen realitätsfremden Träumer halten, aber ich glaube an eine Zukunft, die bestimmt wird von Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität. Von Vernunft, Respekt und gutem Miteinander statt von Willkür, Hass und Terror.“

Erftstadt: Knallharte Schimpftiraden über rechtsextreme Volksverhetzer

Der ernsten Ansage folgten zwei Stunden Lästern und Lachen, Schimpfen, Spotten und Lamentieren im typischen Schmickler-Stil. Leicht fällt das nicht: „Es ist die Zeit der Irren und Idioten, der Wahnsinn steht Gewehr bei Fuß“, singt Schmickler in einem seiner zwischen die Wortbeiträge und Gedichte eingestreuten Songs, um dann knallharte Schimpftiraden über rechtsextreme Volksverhetzer abzufeuern.

Mit einer guten Portion Selbstironie lenkte Schmickler im zweiten Teil das Augenmerk weg vom weltpolitischen hin zum alltäglichen Wahnsinn. Da ging es um durch die Wälder hetzende Jogger, die als evolutionärer Beweis dafür herhalten, dass manche Säugetiere sich gern lächerlich machen oder um Gemeinsamkeiten zwischen dem Virus und Fußball-Geisterspielen („Hauptsache, es wird übertragen“).

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Die Freude am Fußball ist Schmickler in der Coronazeit abhanden gekommen: „Geisterspiele im menschenleeren Stadion? Da herrscht eine Stimmung wie auf einer Wahlparty im Willy-Brandt-Haus.“ Mit einem Wunsch verabschiedete sich Schmickler vom Publikum „Bleiben Sie zivil, aber ungehorsam.“

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