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Gymnicher RittTraditionelles Fest kehrt nach Pandemie nach Erftstadt zurück

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Gymnicher Ritt 260522

Auch Emma Böhm (8) trug beim letzten Gymnicher Ritt als KiTa-Kind noch einen Blumenkranz auf dem Kopf - jetzt ritt auch sie erstmals mit.

Erftstadt-Gymnich – Die Freude war allgegenwärtig: Und die Erleichterung war dem Organisationsteam um Joachim Axer an Christi Himmelfahrt richtig anzusehen, als sich gegen 10 Uhr am Morgen auch die Reiter zur Prozession aufstellten und langsam über die Hauptstraße an all den vielen Verkaufsbuden vorbei zum Ortsausgang zogen. Hunderte Besucher säumten ihnen den Weg. Es schien tatsächlich so, als hätte es nie eine Pandemie gegeben.

Der Gymnicher Ritt fand zum 795. Mal statt

„Es ist so schön, dass wir dieses Fest und unsere Tradition wieder so feiern dürfen“, strahlte ein sichtlich begeisterter Wilfried Breuer vom Orgateam. Auch ihm haben die Vorbereitungen der vergangenen Wochen so manchen Nerv gekostet. „Die Teilnahme ist aber richtig super“, sagte er und berichtete von 253 Fußpilgern sowie 156 Reiterinnen und Reiter und drei Kutschen mit weiteren 40 Pilgern. Sie alle hatten sich auf den Weg gemacht um die Tradition fortzusetzen und das Versprechen das Ritter Arnold von Gymnich einst gegeben hat nun zum 795. Mal einzulösen.

Der Legende nach soll der Ritter mit seinem Pferd im Sumpf stecken geblieben sein und dabei für den Fall seiner Rettung das Versprechen an Gott gegeben haben, dem Herrgott zu Ehren jedes Jahr einen Ritt in Gymnich zu veranstalten.

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In ziemlich abgespeckter Form setzten die Gymnicher dieses Versprechen auch in den Jahren der Pandemie um. „Doch so ist es doch viel viel schöner“, schwärmte eine Besucherin.

Das Fest steht auch im Sinne des Klimaschutzes

Das fanden auch viele der mehr als 80 Händler die ihre Verkaufsstände traditionell entlang der Hauptstraße aufgestellt hatten. Zunächst jedoch lag die volle Aufmerksamkeit der Gäste auf den Reitern und Fußpilgern. Während die Fußpilger begleitet von mehr als 70 Schützen, den Kommunionkindern und den Kindergartenkindern aus dem Ort hinausbegleitet wurden, stellten sich gegen neun Uhr am Morgen die Reiter auf dem Rittplatz zur Reitermesse auf.

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Hans-Dieter Wirtz (58) war schon als Kind immer aus Bornheim zum Gymnicher Ritt gekommen. Viele Jahre hatte er sich auch den Fußpilgern angeschlossen. „Dieses Jahr schaue ich einfach nur zu“, sagte er. Aus tiefster Verbundenheit mit den Gymnichern und ihrer besonderen Tradition wegen war er gekommen. „Hier wird der Glaube in Verbindung mit der Natur und der Schöpfung gebracht“, erklärte er. Und dies sei gerade in den Zeiten des Klimawandels sehr wichtig ist.

Auch stehe er für einen gerechten Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen. Wie wichtig dieser Segen für die Früchte der Felder ist betonte auch Erftstadts Bürgermeisterin Carolin Weitzel, die zum ersten Mal ebenfalls hoch zu Ross bei der Bittprozession mit ritt. Sie erinnerte an die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr, sprach auch die trockenen Sommer mit extremer Hitze und den Krieg in Europa an und betonte, dass dies zu Problemen in der Nahrungsversorgung führe. Alle rief sie deswegen auf um den Segen für die Früchte auf den Feldern zu bitten.

Aus Dank für eine gute Ernte

Aus Überzeugung hatte sich auch Ferdinand Schneider (55) aus Köln aufgemacht um mit der Fußgruppe die 12,5 Kilometer den Reitern voraus über die Felder rund um Gymnich zu gehen. Auch ihm sei es ein richtiges Anliegen für den Frieden aber auch für die Landwirtschaft und eine gute Ernte zu beten.

Monika Hallstein aus Nörvenich hatte sich richtig auf diesen Tag gefreut: „Mir hat in den vergangenen Jahren sogar wirklich etwas gefehlt“, berichtete die 56-Jährige. Als Fußpilger gehe sie für ihr Seelenheil aber auch um die Tradition fortzusetzen, die ihr Vater sie gelehrt habe.

Der Gymnicher Nachwuchs war zu Pferde vertreten

Schon früh lernt der Gymnicher Nachwuchs diese Tradition um den Gymnicher Ritt kennen. So waren es auch in diesem Jahr wieder die Kindergartenkinder der katholischen KiTa St. Kunibert, die die Fußpilger und später auch die Reiter bis zum Ortsrand begleiteten.

Aufgeregt waren auch die kleinen Reiterinnen und Reiter – Emma Böhm (8) zum Beispiel. Beim letzten Gymnicher Ritt ging sie noch in den Kindergarten. Jetzt war sie mit ihrem Pferd Jenky eine der insgesamt 156 Reiterinnen und Reiter. Auch Lilly Wilems (8) hat dem Tag des Gymnicher Ritts in diesem Jahr richtig entgegengefiebert – um zum ersten Mal im Tross der Reiter am Gymnicher Ritt teilzunehmen.

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