Der Erftverband weihte den neuen Flussverlauf am Donnerstag (23. Oktober) bei Gymnich mit Politik und Öffentlichkeit feierlich ein.
Größtes NRW-RenaturierungsprojektErft fließt zwischen Erftstadt und Kerpen im neuen Bett

Durchstich: Ein Bagger schaufelt den Weg für die Erft in ihr neues Flussbett frei.
Copyright: Eva-Maria Zumbé
Es ist vollbracht: Die Erft fließt zwischen Erftstadt und Kerpen in ihrem neuen Bett. Feierlich weihte der Erftverband am Donnerstagmorgen (23. Oktober) den neuen 5,5 Kilometer langen Flussverlauf ein. Neben geladenen Gästen versammelten sich auch etliche Zuschauerinnen und Zuschauer am Anfang des neuen Flussabschnittes, um das Spektakel mitzuerleben.
Gegen 10 Uhr hieß es: Der Countdown läuft. Von zehn an wurde gemeinsam heruntergezählt. Bei null drückten die Akteure unter dem Jubel der Zuschauer auf den Startknopf. Das waren als Einladender der Vorstand des Erftverbands Professor Heinrich Schäfer und NRW-Umweltminister Oliver Krischer, der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp, Erftstadts Technischer Beigeordneter Dirk Schulz und der Gymnicher Ortsbürgermeister Patrick Morgen.

Drücken auf den Buzzer: Erftverbands-Vorstand Prof. Heinrich Schäfer (v.l.), Gymnichs Ortsbürgermeister Patrick Morgen, NRW-Umweltminister Oliver Krischer, der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp und Erftstadts Technischer Beigeordneter Dirk Schulz.
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Der Weg für die Erft in ihr neues Bett ist frei.
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Kurz darauf setzte der Fahrer des Baggers auf der anderen Flussseite die Baumaschine in Bewegung. Nach und nach schaufelte er den Weg zum neuen Flussbett der Erft frei. Als sich die ersten Wellen ihren Weg ins neue Flussbett bahnten, gab es erneut Applaus von den Zuschauern.
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Verbandschef Schäfer sprach bereits vor dem Umschluss von einem Erfolg. Er dankte allen Beteiligten, von bauausführenden Firmen über Aufsichtsbehörden bis hin zum Verband. Alle Mitwirkenden hätten zum Erfolg beigetragen: „Ohne Sie wäre das alles nicht möglich gewesen.“
Erftstadt/Kerpen: Erft fließt nun im neuen Bett – Drei neue Brücken
Ab sofort schlängelt sich die Erft durch einen 5,5 Kilometer langen, kurvenreichen und naturnahen Bachabschnitt. Bisher floss sie durch den 2,5 Kilometer langen, geraden Erftflutkanal . Laut Schäfer ist das Projekt für den Verband eines von besonderer Größenordnung: „Es ist das größte Renaturierungsprojekt in NRW.“ Zudem seien drei Brücken und ein Wehr neu erstellt worden.
Das Land fördert die Renaturierung, die insgesamt rund 10 Millionen Euro kostet, mit dem Höchstsatz von 80 Prozent. NRW-Umweltminister Oliver Krischer sprach von einem „rundum super Projekt“. „Wir tun damit der Natur und der Umwelt etwas Gutes.“ Mit Blick auf frühere Flussbegradigungen sagte Krischer: „Das war damals der Geist der Zeit.“ Die Renaturierung komme nicht nur der Natur, sondern auch den Menschen zugute, so der Minister weiter, der indes auf die Flutkatastrophe 2021 einging. Wenn man Flüssen wieder Raum gebe, dann sei das auch ein Beitrag zum Hochwasserschutz.
Auch für Projektleiterin Ruth Haltof vom Erftverband war es ein besonderer Tag. Sie habe das Projekt in den vergangenen zehn Jahren sehr intensiv begleitet. Einen ersten Termin habe sogar bereits 2007 gegeben, berichtete sie.
Am Ufer der Erft bei Gymnich hatten sich etliche Zuschauer versammelt
„Mit der heutigen Umschließung der Erft bei Erftstadt-Gymnich setzen wir einen wichtigen Meilenstein für Natur, Sicherheit und Nachhaltigkeit im Rhein-Erft-Kreis“, teilte wiederum Landrat Frank Rock mit, der nicht persönlich anwesend sein konnte.
Am Ufer der Erft hatten sich auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer versammelt, um das Ereignis mitzuerleben. „Hier wird Jahrhundertgeschichte geschrieben“, sagte der Gymnicher Landwirt Willi Esser.
Am Ende des neuen Flussabschnitts am Naturparkzentrum Gymnicher Mühle konnten Zuschauer wiederum das Ankommen der Erft mitverfolgen. Etwa zwei Stunden nach dem Umschluss meldete der Erftverband Vollzug: Das Wasser ist am Ende des neuen Flussabschnitts angekommen.
Mit dem Umschluss ist die Arbeit für den Verband aber noch nicht getan. Direkt im Anschluss beginnen Fischereibiologen und der Erftverband damit, die Fische im Erftflutkanal zu fangen und in den neuen Flussabschnitt umzusetzen. Danach wird der alte Erftlauf trockengelegt und verfüllt. Gleiches gilt für den aufgegebenen Abschnitt der Kleinen Erft an der alten Wehranlage.
Ende Oktober beginnt der Abriss der nicht mehr erforderlichen Brücken über den Flutkanal. Ab Anfang 2026 werden die alten Wege wiederhergestellt. Dann sollen die Wege wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden.
Voraussichtlich Ende des Frühjahrs 2026 sollen die Arbeiten mit der Einsaat von heimischen Pflanzen abgeschlossen sein. Erftverbands-Chef Schäfer versprach: „Wir werden die Entwicklung der Erft vor Ort in Gymnich weiter begleiten.“