Die Ortslagen, die bei der Flut 2021 betroffen waren, sollen künftig geschützt würden, sagt Bürgermeisterin Carolin Weitzel.
Stauraum soll Wasser auffangenSo will Erftstadt weitere Flutkatastrophen verhindern

Erftstadts Technischer Beigeordneter Dirk Schulz zeigt anhand einer Karte den möglichen Retentionsraum an der K44.
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Es geht um eine Fläche von etwa 90 Hektar südlich der K 44 zwischen Liblar und Bliesheim. Um die Erft und den Mühlengraben bei künftigen Hochwasserlagen zu entlasten und die Siedlungsgebiete im Überschwemmungsgebiet der beiden Gewässer vor einer Überflutung zu schützen, könnten die aktuell als Ackerland genutzten Flächen an der K 44 zum Retentionsraum umgestaltet werden.
„Es ist möglich, einen Stauraum zu schaffen, der bis zu eine Million Kubikmeter Wasser auffängt“, erklärte Technischer Beigeordnete Dirk Schulz, als er gestern im Rathaus mit Bürgermeisterin Carolin Weitzel, dem Fachmann für den Wiederaufbau, Gerd Schiffer, und Ruth Haltof vom Erftverband den Entwurf des kommunalen Hochwasserschutzkonzept vorstellte.
Erftstadt: Betroffene Ortslagen der Flut 2021 sollen geschützt werden
„Es ist uns ganz wichtig, dass alle Ortslagen die bei der Flut 2021 vom Hochwasser betroffen waren, künftig geschützt werden“, sagte Weitzel. Das von dem Ingenieurbüro Fischer aus Erftstadt erarbeitete Schutzkonzept sieht vor, die entsprechenden Siedlungsgebiete Bliesheim, Blessem mitsamt der Burg, Frauenthal, Liblar und Haus Buschfeld durch Dämme oder Erdwalle zu schützen. Noch sind die Planungen allerdings nicht im Detail getan. Die Höhe der Schutzdämme steht noch nicht fest. Auch zu den möglichen Kosten konnten weder Schulz noch die Bürgermeisterin etwas sagen.
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Bevor es an eine Umsetzung gehen könne, müssten die Fachleute in der Bezirksregierung, beim Erftverband und bei der Unteren Wasserbehörde im Kreishaus dem Konzept zustimmen, hieß es. „Es ist trotzdem beruhigend, hier und jetzt ganz konkret ein Konzept zeigen und anbieten zu können“, sagte Weitzel und ergänzte: „Mit Hochdruck haben wir daran gearbeitet.“
Berechnungen und Analysen mit einer Starkregenkarte
Die ins Auge gefasste Fläche liegt in einer leichten Senke und war bereits kurz nach der Flut im Gespräch. „Hier hat das Wasser nach der Flut noch lange gestanden“, merkte Schiffer an. Aufwendig seien im Anschluss die Bewertungen der Hochwassersituation mittels topographischer Daten gewesen, ebenso die hydraulischen Berechnungen und die Analyse der Starkregenkarte. Zudem mussten Gutachten eingeholt werden, und in mehreren Workshops wurden die Ideen und Anregungen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger eingeholt und, wenn möglich, berücksichtigt.
Dazu wurden die geplanten Schutzmaßnahmen auch dahingehend geprüft, welche Auswirkungen bei einer Umsetzung zu erwarten sind und wie und wo die Schutzmaßnahmen ausgeglichen werden können. „Dabei haben wir sogar berechnet, die B 265, also die Luxemburger Straße gezielt zu fluten und als Stauraum für fast 400.000 Kubikmeter Wasser zu nutzen“, berichtete Schulz.
K 44 zwischen Bliesheim und Liblar als Retentionsraum ausgewählt
Doch die Nachteile, unter anderem die mehr als doppelt und dreifach so langen Anfahrtswege für die Rettungskräfte, hätten dazu geführt, diese Planungen wieder zu verwerfen. Stattdessen habe sich mehr und mehr das Areal südlich der K 44 zwischen Bliesheim und Liblar als Retentionsraum herauskristallisiert. Einen weiteren Vorteil dieses Geländes sieht Schulz in der vom Erftverband geplanten Renaturierung der Erft. „Im Falle der angedachten Retentionsmaßnahme ließen sich vielleicht sogar beide Bauvorhaben miteinander kombiniert“, so Schulz.
Auch für das Gebiet des Rotbaches werden die Pläne für mehr Hochwasserschutz konkreter. Für die von der Flut 2021 betroffenen Ortschaften Ahrem, Friesheim, Lechenich, Konradsheim und Dirmerzheim ist man nach der Neuberechnung der Überschwemmungsgebiete nun in der Auswertung und Planung.
Vortrag zum Hochwasserschutz
Um die Ergebnisse des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses Hochwasser (PUA) sowie deren Konsequenzen für einen wirksamen Hochwasserschutz geht es am Montagabend, 8. September, ab 18 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bliesheim „Em Dörp“. Gastgeber sind die Grünen. Es diskutieren Astrid Vogelheim (MdL) sowie Rainer von Kempen, Sprecher Hochwasserinitiative Erftstadt, und der Bürgermeisterkandidat Thommy Mewes. (mkl)