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HochwasserschutzSo will die Stadt Bad Münstereifel die Erft bändigen

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An der Erft lässt sich Hendrik Wüst erklären, mit welchen Maßnahmen künftig Hochwasser aus der Innenstadt gehalten werden kann.

Die Instandsetzung der Erftmauern in der Bad Münstereifeler Innenstadt begutachtete NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bei der Übergabe des Bescheids für 18,7 Millionen Euro Fördermitteln.

Mit 18,7 Millionen Euro vom Land will Bad Münstereifel 17 Maßnahmen zum Hochwasserschutz umsetzen. Das nach Starkregen zufließende Wasser soll zurückgehalten werden.

Mit 18,7 Millionen Euro sollen im Stadtgebiet von Bad Münstereifel insgesamt 17 Hochwasserschutzmaßnahmen ermöglicht werden. Bei einem Besuch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Staatssekretär Daniel Sieveke erläuterte Ralf Wassong, technischer Leiter der Stadtwerke, wie Bad Münstereifel und seine Ortschaften künftig vor Wassermassen geschützt werden sollen.

Eingeflossen ist in das kommunale Hochwasserschutzkonzept nicht nur das Know-how der Stadtwerke, der Okeanos Solutions GmbH und des Erftverbands. Wie die Stadt mitteilte, waren auch die Beobachtungen und Ideen der Bürger gefragt. Diese seien teils in das Konzept eingearbeitet worden. Genau das, so Ministerpräsident Hendrik Wüst, sei im Kampf gegen Hochwasser der richtige Weg: „Man muss für jede Ortslage die richtige Antwort geben.“

Zwölf Rückhaltebecken im Stadtgebiet geplant

Vorgesehen sind insbesondere Maßnahmen an kleineren Bächen, die in die Erft fließen. In welche Monster selbst Rinnsale sich nach Starkregen verwandeln können, hat die Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 mit verheerenden Folgen vor Augen geführt. Im Stadtgebiet von Bad Münstereifel sind vor allem zwölf Rückhaltebecken geplant. Und zwar an der Erft, am Eschweiler Bach, am Hornbach, am Bodenbach, am Kolvenbach, am Schleidbach, am Schlierbach, am Kornbach, am Bülgesbach, am Dreisbach und an einem namenlosen Graben. Hinzu kommen Hochwasserschutzmauern und kleinere Rückhalte in Waldbereichen.

Schlauchleitungen, die in den Damm eingebaut werden sollen.

Geotextile Schläuche sollen einen Damm am Bülgesbach bei Schönau widerstandsfähiger machen.

Wassong: „Nach Abschluss dieser Maßnahmen können laut Berechnung der Stadtwerke 350.000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden.“ Das klingt im Vergleich zu großen Rückhaltebecken, die bis zu zwei Millionen Kubikmeter fassen, nach nicht viel. Aber, so Wassong: „In der Summe können so die Spitzen der Zuflüsse gekappt werden.“ Am Beispiel Schönau, wo drei Gewässer in die Erft münden, verdeutlichte er, wie durch mehrere Maßnahmen verhindert werden kann, dass die Erft in die Ortslage hineingepresst werde. Etwa am Bülgesbach, wo ein Damm entsteht, dessen Konstruktion bei Überflutung durch geotextile Schläuche vor der Strömung geschützt werde.

Man muss für jede Ortslage die richtige Antwort geben.
Hendrik Wüst, NRW-Ministerpräsident

Die Rückhaltebecken, so teilte die Stadt mit, würden als Retentionsflächen gestaltet, in denen nur bei Bedarf Wasser aufgestaut werde. Ansonsten können die Flächen bewirtschaftet werden wie bisher, etwa durch Ackerbau. Dadurch zählen diese Projekte zu den „No-Regret-Maßnahmen“, die zur Prävention in den kommunalen Wiederaufbauplänen vom NRW-Heimatministerium gefördert werden.

Greifen Maßnahmen in die Landschaft oder den Wasserhaushalt ein, ist das NRW-Umweltministerium zuständig. So wird neben den kommunalen Maßnahmen der Erftverband nach Mitteilung der Stadt an der Möschemer Mühle ein Rückhaltebecken mit einem Volumen von bis zu 400.000 Kubikmetern bauen.

Auf städtischen Flächen geht es am schnellsten

Da die Finanzierung der kommunalen Hochwasserschutzmaßnahmen nun klar ist, kann die Stadt jetzt die Ausführungsplanungen ausschreiben. Im Anschluss müssen die Planungen von übergeordneten Behörden genehmigt werden, vor allem im Hinblick auf Natur-, Umwelt- und Gewässerschutz.

„Am schnellsten könnten voraussichtlich Maßnahmen auf stadteigenen Flächen umgesetzt werden, zum Beispiel im Forst, so Wassong in einer Pressemitteilung der Stadt. „Die Nutzung der restlichen benötigten Flächen müssen wir nun vertraglich sicherstellen. Mit einigen Eigentümern gab es im Vorfeld bereits Gespräche, die uns grundsätzlich optimistisch stimmen.“

Kleinere Maßnahmen zum Hochwasserschutz, die nicht Inhalt des Konzeptes seien, hat die Stadt bereits im Rahmen des Wiederaufbaus umgesetzt. So wurden etwa die beschädigten oder zerstörten Erftmauern erhöht aufgebaut, der Unterbau des Straßenpflasters in der Kernstadt wasserdurchlässig gestaltet, Wasserrückhaltetümpel im Rahmen von Waldarbeiten eingerichtet und die Profile der Bäche an einigen Stellen verbessert, um einen höheren Abfluss zu ermöglichen.

Zu den bereits getroffenen Maßnahmen, was auch Hendrik Wüst bei seinem Besuch noch mal lobend hervorhob, gehört auch die Installation eines Hochwasserfrühwarnsystems durch die Stadt.

Eine Beschreibung aller geplanten Maßnahmen findet sich auf der Homepage der Stadt.