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WiederaufbauMinisterpräsident Hendrik Wüst zollt den Menschen in Bad Münstereifel Respekt

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Auf der Erftmauer sitzend blickt Hendrik Wüst auf die andere Seite der Erft, während Sabine Preiser-Marian gestikulierend erklärt. Im Hintergrund die Aktstadtkulisse von Bad Münstereifel.

Auf der Erftmauer erinnerte sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst an seine Besuche nach der Flut. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian erläuterte die Maßnahmen, die die Innenstadt künftig vor der Erft schützen sollen.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst besuchte Bad Münstereifel, um der Stadt 18,7 Millionen Euro für den kommunalen Hochwasserschutz zu übergeben.

Es war sein fünfter Besuch in Bad Münstereifel seit der Flut im Juli 2021 – und der für ihn erfreulichste. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst konnte sich bei einem Rundgang durch die Innenstadt mit eigenen Augen ein Bild davon machen, was die Menschen in Bad Münstereifel beim Wiederaufbau bisher geleistet haben.

Und er brachte – diesmal in Vertretung der erkrankten NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach – sehr viel Geld mit, das dazu beitragen soll, diesen Wiederaufbau vor künftigem Hochwasser zu schützen. Einen Förderbescheid über 18,7 Millionen Euro überreichte er gemeinsam mit Daniel Sieveke, Staatssekretär im NRW-Heimatministerium, an Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Das Geld dient für präventive Maßnahmen, die das Wasser künftig aus der Innenstadt und den Ortschaften heraushalten sollen.

Hendrick Wüst erinnert sich auch an den schrecklichen Geruch

Die Altstadt ist fast menschenleer, als der Gast am Morgen von Sabine Preiser-Marian und MdB Detlef Seif am Werther Tor in Empfang genommen wird. Mit einem Tross Journalisten im Schlepptau geht es langsam in Richtung Rathaus. Wüst ist deutlich anzumerken, dass er sich an die Bilder der Zerstörung, mit denen er bei seinem ersten Besuch nach der Flut, damals noch als Verkehrsminister, konfrontiert wurde, sehr gut erinnert. „Und an den schrecklichen Geruch“, sagt er.

Man muss schon genauer hinsehen, um in der Innenstadt die Stellen zu finden, an denen noch Schäden an die Flut erinnern. An der Freitreppe zur Erft erläutert die Bürgermeisterin ihrem Gast, wie viel an Wiederaufbau schon geschafft worden sei. Aber auch, dass es noch lange nicht geschafft sei.

Die vier Genannten gehen in Richtung Rathaus.

Auf seinem Rundgang durch Bad Münstereifel wurde NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (2.v.l.) von MdB Detlef Seif (v.l.), Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian und Staatssekretär Daniel Sieveke begleitet.

Die Besucher lauschen den Ausführungen Kirchners. Im Hintergrund ein Regal mit Medizinfläschchen.

Günter Kirchner (2.v.l.) erläuterte dem Gast aus Düsseldorf den Wiederaufbau des Apothekenmuseums.

Später, bei einem kleinen Empfang im Rathaus, an dem unter anderen auch die Vertreter der Fraktionen teilnehmen, und bei seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt zollt der Ministerpräsident der Leistung der Menschen beim Wiederaufbau Respekt. Denen in Bad Münstereifel und denen im ganzen Kreis Euskirchen. Aber auch den Helfern, die sich nach der Katastrophe mit Schippen, Besen und Gummistiefeln auf den Weg gemacht hatten, um zu helfen.

Schutzmaßnahmen werden mit 100 Prozent Landesmittel gefördert

Dank einer riesengroßen Anstrengung der Menschen sei vieles geschafft. Aber es sei noch nicht vorbei. Wüst: „Wie kriegen wir die Angst der Menschen wieder raus aus den Köpfen? Die Menschen haben Sorgen, wenn der Regen fällt.“

Genau da setzen die Präventionsmaßnahmen im Rahmen des kommunalen Wiederaufbaus an, die das Land jetzt mit 100 Prozent fördere. Und mit Blick auf die Weilerswister Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst, die ebenfalls gekommen ist, ergänzt Wüst bei der Übergabe der Fördergelder: „Und zwar nicht jeder für sich. Das muss man zusammen denken. Und dann für jede Ortslage die richtige Antwort geben.“

Was ich hier gesehen habe, hat mich überzeugt. Und was noch wichtiger ist, es hat die Fachleute überzeugt.
Hendrik Wüst, NRW-Ministerpräsident bei seinem Besuch in Bad Münstereifel

Mit den aus diesem Geld ermöglichten Schutzmaßnahmen würden nicht nur die Menschen in der Stadt und ihren Ortschaften, sondern auch die Kommunen weiter unten an der Erft geschützt.

Auf einer Leinwand ist die nach der Flut mit Trümmern übersäte Innenstadt von Bad Münstereifel zu sehen. Die Besucher, auch der Ministerpräsident, verfolgen die Ausführungen der Bürgermeisterin.

In einer Präsentation erinnerte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian an die Zerstörungen, die die Flut anrichtete.

Ministerpräsident Hendrik Wüst schreibt ins Goldene Buch, neben ihm die Bürgermeisterin und der Staatssekretär. Im Hintergrund sind Fahnen zu sehen.

Ministerpräsident Hendrik Wüst zollte den Menschen in Bad Münstereifel bei seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Respekt für die Leistung, die sie beim Wiederaufbau erbracht haben; rechts Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian, ljnks Staatssekretär Daniel Sieveke.

Auf welche Weise das geschieht, verdeutlicht Ralf Wassong, technischer Betriebsleiter der Stadtwerke, in einem Kurzvortrag am Beispiel Schönau. Im Konzept, das die Stadtwerke seit Mitte 2023 gemeinsam mit der Okeanos Solutions GmbH aufgestellt haben, wurden für das gesamte Stadtgebiet 17 bauliche, aufeinander abgestimmte Maßnahmen entwickelt. Bei den meisten, so Wassong, gehe es darum, bei einem Hochwasser nach Starkregen die Spitzen der Zuflüsse zu kappen.

17 Schutzmaßnahmen hat die Stadt Bad Münstereifel konzipiert

Für die 17 geplanten Maßnahmen hatte die Stadt jeweils Steckbriefe erstellt, die zunächst von der Unteren Wasserbehörde und dem Erftverband auf ihre Wirksamkeit vorgeprüft und dann dem Ministerium vorgelegt wurden. Der Erftverband glich sie auch mit den Planungen anderer Anrainerkommunen der Erft ab, da Maßnahmen am Oberlauf Auswirkungen auf Planungen am Unterlauf haben.

Hendrik Wüst: „Was ich hier gesehen habe, hat mich überzeugt. Und was noch wichtiger ist, es hat die Fachleute überzeugt.“

Die Stadt Bad Münstereifel ist eine der ersten Kommunen, die den Förderbescheid erhält. Wüst in einer gemeinsamen Presseerklärung: „Die Hochwasserkatastrophe vor vier Jahren hat viele Menschen in unserem Land hart getroffen, unvorstellbares Leid verursacht und ein fürchterliches Ausmaß der Zerstörung hinterlassen. Seitdem haben wir als Land rund 500 Projekte für einen besseren Hochwasserschutz gefördert und rund 390 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.“ Und im Hinblick auf den Landeshaushalt: „Wir halten unsere Mittel für den Hochwasserschutz auch in diesem Jahr bei knapp 84 Millionen Euro – das sind fast 50 Prozent mehr als vor der Hochwasserkatastrophe.“


Die rote Telefonzelle in Bad Münstereifel

Die Fotos der von den Wassermassen der Flut fortgerissenen roten Telefonzelle, die der Stadt 1978 von ihrer britischen Partnerstadt Ashford geschenkt wurde, wurden zum Synonym für die Zerstörungen, die die Flutkatastrophe am 14./15. Juli 2021 in Bad Münstereifel anrichtete.

Die zerstörte Zelle wird zwar derzeit von einem Schreiner in Nöthen wiederhergerichtet, doch ein Wiederaufstellen ist nicht mehr möglich. „Doch viele Bewohner und Gäste haben gefragt, ob sie wiederkommt“, sagte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Und so hat die Zelle nun eine Nachfolgerin gefunden.

Die beiden Fotografen bei einer Ansprache zur Eröffnung der neuen roten Telefonzelle.

Die beiden Fotografen Georg Wessel (l.) und Benjamin Fahl haben mit zahlreichen Fotos die Videodokumentation der Flut in der roten Telefonzelle ermöglicht.

In einer Endlosschleife werden auf einem Bildschirm im Inneren der Zelle Fotos der Katastrophe gezeigt.

Die Dokumentation in der roten Telefonzelle erinnert Besucher an die Geschehnisse der Flut 2021.

Mit finanzieller Unterstützung der Bürgerstiftung Bad Münstereifel und in Zusammenarbeit mit der britischen Firma „The Telephonebox“ unter Leitung von Robert Ingham wurde eine neue rote Telefonzelle beschafft. Und die hat es in sich.

Im Inneren der Zelle ist ein Bildschirm installiert, der in einer Endlosschleife Bilder und Videos aus den Tagen nach der Flut zeigt. Und so Besuchern vor Augen führt, welches Leid der Stadt durch die Flut widerfahren ist. Aber auch daran erinnert, wie groß die Hilfsbereitschaft der Menschen war, die aus ganz Deutschland in die Katastrophen-Region kamen, um Schlamm zu schippen.

Präsentation gehört zur Ausstellung im Erftmuseum

Diese Präsentation gehört zur Ausstellung im Erftmuseum, das zum Naturpark-Zentrum Gymnicher Mühle gehört und vom Erftverband sowie dem Rhein-Erft-Kreis betrieben wird. Bei der Einweihung, an der nach dem Besuch von Ministerpräsident Hendrik Wüst zahlreiche Gäste teilnahmen, dankte Preiser-Marian dem Team des Erftmuseums sowie den städtischen Mitarbeitern Alexander Smith, Michaela Kirchner und Stephanie Schmitz , die sich um die neue Telefonzelle und ihren Inhalt gekümmert hatten.

Archivfoto der Redaktion, dass die reißende Erft und die an einem Baum gestrandete Telefonzelle zeigt.

Die Fluten rissen die alte rote Telefonzelle mit sich.

Maßgeblichen Anteil an dem Flutmuseum im Miniaturformat haben die Fotografen, die die Flut mit ihren Bildern dokumentiert haben. Das gilt insbesondere für die beiden Fotografen Georg Wessel und Benjamin Fahl, die bei der offiziellen Eröffnung anwesend waren.

Und auch der Ministerpräsident würdigte das Wiederaufstellen der roten Telephonebox, die dazu beitragen werde, an die Ereignisse zu erinnern. Hendrik Wüst: „Man vergisst ja schnell.“