Knapp zehn Millionen Euro kostet der Wiederaufbau der Wirtschaftswege in der Stadt Bad Münstereifel. Die Fertigstellung ist Ende 2026 geplant.
Nach der FlutIn Bad Münstereifel geht der Wiederaufbau der Wirtschaftswege voran

Vorher-Nachher-Vergleich: Der Wirtschaftsweg war zu großen Teilen weggespült worden.
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Wiederaufbau der Wirtschaftswege nach der Flut: Das klingt zunächst nach einer Nebenaufgabe im großen Maßnahmenkatalog, den die Stadt Bad Münstereifel seit vier Jahren abarbeitet. Und ganz falsch ist es nicht: Tatsächlich ist der Wiederaufbau von Wirtschaftswegen nur eine von insgesamt 390 Maßnahmen, die die Stadt bei der Beseitigung der Flutschäden zu bewältigen hat. Zerstörte Wirtschaftswege werden eben von deutlich weniger Menschen wahrgenommen als beispielsweise kaputte Straßen, Mauern oder Kitas, drückt es Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian aus.
Dabei ist auch der Wiederaufbau der Wirtschaftswege eine Mammutaufgabe – und eine teure zugleich. 120 Schadstellen hat Bernd Hiltrop vom städtischen Tiefbauamt in eine Karte übertragen. Verteilt sind sie über das gesamte Stadtgebiet. Ein nicht unerheblicher Teil dieser kaputten Wege wurde von Bürgern gemeldet.
Der Wiederaufbauplan der Stadt Bad Münstereifel ist 204 Millionen Euro schwer
In sechs große Wiederaufbaupakete wurden die Wege aufgeteilt, priorisiert nach Wichtigkeit und aufgeteilt nach Gebieten, führt Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian aus. 8,8 Millionen Euro kostet der Wiederaufbau der Wirtschaftswege. Zu mehr als einem Drittel ist er abgeschlossen. „Wenn alles optimal läuft, dann ist bis Ende 2026 alles abgearbeitet“, sagt Hiltrop.
Nicht miteingerechnet sind übrigens die Forstwirtschaftswege. Die sind mittlerweile alle wiederhergestellt. Eine Million Euro hat das gekostet. Finanziert werden diese insgesamt knapp zehn Millionen Euro aus Wiederaufbaumitteln. Der gesamte Wiederaufbauplan für Bad Münstereifel ist von ursprünglich rund 175 Millionen Euro auf knapp 204 Millionen gewachsen. Die gute Nachricht, dass die zusätzlichen 28 Millionen Euro bewilligt sind, hat die Stadt in der vergangenen Woche erhalten.

Kartograf: Bernd Hiltrop vom Tiefbauamt (hier mit Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian) hat jeden beschädigten Wirtschaftsweg eingezeichnet.
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Die Böschung wurde beim Wiederaufbau verstärkt.
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Der Hauptwirtschaftsweg, der von der Kreisstraße 56 unmittelbar hinter der Zufahrt von der L165 hinaufführt in Richtung Hünkhoven/Odesheim, ist übrigens einer aus der Kategorie „Wichtig“. Denn dort liegen auch der Kanal, der von Hünkhoven zur Kläranlage führt, und eine Stromleitung. Der Buchholzbach, der während des Pressetermins nicht mehr als ein kleines Rinnsal ist und neben dem Weg verläuft, war vor vier Jahren so angewachsen, dass er zu großen Teilen Hang und Weg weggespült hat.
Mittlerweile ist der Weg nicht nur repariert. „Der Zustand ist besser als vorher“, sagt Hiltrop. Mit Wassersandsteinen wurde der Hang verstärkt. Auch der Durchlass des Buchholzbaches wurde erneuert. Dies geschah im Zusammenspiel mit dem Hochwasserschutz. Wiederaufbau der Wirtschaftswege heißt nämlich nicht, dass einfach nur ein wenig aufgeschüttet wird. Im Fall dieses Wirtschaftsweges wurde der Bereich von unten aufgearbeitet, damit eine bestimmte Stabilität gewährleistet ist.
Das Wasser hat an den Wegen ganz unterschiedliche Schäden angerichtet
Das ist aber nicht die Patentlösung für alle Wege. Hiltrop hat einen ganzen Ordner voll mit Bildern, die die unterschiedlichsten Schäden dokumentieren. Einige Wege wurden unterspült. Das Wasser brachte den Asphalt zum Platzen. Hänge sind abgerutscht. Brücken wurden zerstört. Stellenweise waren sogar ganze Wegstücke verschwunden, beispielsweise am Drompütz bei Effelsberg. Und auch Leitungen wurden freigelegt. Die Schäden sind so unterschiedlich, dass Martin Borré von der Presseagentur Content Company Neo, die den Wiederaufbau begleitet, zu dem Schluss kommt: „Jedes Schadensbild ist einzigartig. Oft war nicht das Wasser von oben das Problem, sondern das von unten.“
Die Clusterung, also das Zusammenfassen einzelner Maßnahmen, hat den Vorteil, dass bestimmte Bereiche im Paket ausgeschrieben werden können. Hiltrop ist klar, dass nicht jedes Bauunternehmen geeignet ist, um die Schäden zu reparieren. „Man benötigt schon schweres Gerät“, sagt er. Deshalb haben beispielsweise größere Unternehmen aus Kirchheim oder Stadtkyll bisher den Zuschlag erhalten.
Möglicherweise tauchen noch weitere Schäden auf
Der nächste Cluster, der abgearbeitet wird, befindet sich im Bereich Houverath/Limbach und soll nach den Sommerferien ausgeschrieben werden. Weitere Ausschreibungen erfolgen im Herbst, im Winter und im Frühjahr 2026. Bereits fertig sind die Wege rund um Arloff, Langscheid, Schönau, Witscheiderhof und Eicherscheid. Die Wege bei Rupperath, Hünkhoven, Odesheim und Ellesheim sind aktuell in Arbeit.
Die Baumaßnahmen gestalteten sich aus den unterschiedlichsten Gründen herausfordernd. Wechselhafte Wetterbedingungen mit viel Regen in Frühling, Herbst und Winter hatten kontinuierliches Arbeiten verhindert. „Durch Regen aufgeweichter Boden lässt sich nicht gut ausheben und verbauen“, so Hiltrop. Die teils schwer zugänglichen Wege sollen außerdem bei feuchtem Boden durch das schwere Gerät nicht noch zusätzlich beschädigt werden. Und bei Arbeiten im Wald muss auch auf Dinge wie die Brutzeiten von Vögeln geachtet werden, wodurch sich der Baufortschritt im Sommer verzögere.
Und dann gibt es noch die unbekannte Gefahr: Hiltrop will nicht ausschließen, dass einige Schäden noch gar nicht aufgefallen sind, weil auf den ersten Blick alles in Ordnung scheint. „Wir hatten schon den Fall, da war im Asphalt nur ein kleines Loch zu erkennen.“ Bei der Prüfung stellte sich heraus, dass sich darunter ein Hohlraum gebildet hatte.