Die Flut im Juli 2021 hat gezeigt, welche Bedeutung Nebengewässer bei Starkregen haben. Deshalb misst Bad Münstereifel jetzt an 13 Stationen die Pegelstände kleiner Bäche.
HochwasserschutzDie Stadt Bad Münstereifel installierte ein eigenes Frühwarnsystem

Bei einem solchen Pegelstand wie hier am Eschweiler Bach bleibt die Messstelle ruhig.
Copyright: Thomas Schmitz
Klein und unscheinbar sind sie. Aber dennoch sollen sie Großes vollbringen. Gemeint sind die 13 Messstellen, die das Hochwasserfrühwarnsystem der Stadt Bad Münstereifel bilden, das nun installiert ist und jetzt vorgestellt wurde. Dabei handelt es sich um das erste kommunale Frühwarnsystem im Kreis Euskirchen.
Im Gegensatz zu baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen wie der Errichtung von Rückhaltebecken, deren Umsetzung Jahre in Anspruch nehmen wird, ging es mit dem Frühwarnsystem schnell. Im September wurde es von der Politik beschlossen, nun ist es in Betrieb.
Der Bau der Rückhaltebecken wird viele Jahre beanspruchen
„Wir wollen nicht untätig sein“, sagte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU). Ob eines der geplanten Rückhaltebecken innerhalb der nächsten fünf Jahre fertiggestellt werde, sei derzeit nicht abzusehen. Immerhin sei die Finanzierung gesichert: Für die Errichtung der Becken erhält die Stadt 20 Millionen Euro aus Wiederaufbaumitteln.
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Klein und unscheinbar sind die Messstellen des Bad Münstereifeler Frühwarnsystems, das Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian vorstellte.
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Das Frühwarnsystem wurde aus städtischen Mitteln finanziert – ohne Förderung. Die Anschaffung und Einrichtung der Sensoren und der Software kosteten rund 27.000 Euro. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei rund 5500 Euro. 13 batteriebetriebene und überflutungssichere Messstellen, ausgestattet mit GPS-Tracking, wurden entlang kleiner Gewässer installiert: elf im Zulauf der Erft, zwei jenseits der Wasserscheide im Bereich der Ahr. Diese liefen bislang unter dem Radar.
Per Radar wird der Wasserstand überwacht
„Von den Nebengewässern wissen wir nicht viel, weil wir uns nur auf die Risikogewässer konzentriert haben“, sagte Dr. Dietmar Jansen, Bereichsleiter Gewässer beim Erftverband, der mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Klima drei Pegel an der Erft und einen am Eschweiler Bach betreibt. Bei der Flutkatastrophe 2021 habe man gesehen, welchen Einfluss die Nebengewässer hatten. Das Frühwarnsystem helfe nun, sie besser zu verstehen.
Die kleinen Geräte werden mit Wetterdaten, etwa Niederschlagsmengen, Radarbildinformationen, Wetterprognosen und historischen Messwerten, gefüttert. Per Radar wird außerdem der Wasserstand überwacht. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz schätzt die Software die Situation ein und ermittelt eine Gefahrenstufe, erklärte die Bürgermeisterin die Vorgehensweise.
Von den Nebengewässern wissen wir nicht viel, weil wir uns nur auf die Risikogewässer konzentriert haben.
Die Daten der Station werden über Mobilfunk übermittelt und geben bei Bedarf eine Warnung aus. „So sind wir frühzeitig in der Lage zu reagieren“, sagte Preiser-Marian – und meint damit Evakuierungen und den Schutz von Eigentum. Die kürzeste Vorwarnzeit beträgt 30 Minuten, im Idealfall wird aber schon mehrere Stunden vorher gewarnt. Als weiterer Schritt soll das System noch in diesem Jahr durch Bodenfeuchte-Messsensoren erweitert und dadurch verbessert werden.
Die vorgestellte Messstelle am Eschweiler Bach ist unter einer Brücke angebracht. Ob Treibgut da nicht zum Problem werden könne, wollte Willi Hoever, CDU-Ratsherr aus Eicherscheid, wissen. „Wenn das Wasser bis zur Oberkante der Brücke steht, dann haben wir ein anderes Problem“, sagte Ralf Wassong, technischer Betriebsleiter der Stadtwerke. Die Messung erfolge im Normalfall stündlich. Sei der Pegel unbedenklich, aktualisiert die Software alle fünf Stunden ihre Daten.
Wenn allerdings eine Überschreitung eines bestimmten Schwellenwerts des Wasserpegels festgestellt wurde, werden die Mitarbeiter der Stadtwerke alarmiert und der Takt wird verkürzt bis hin zur minütlichen Messung. Per farblicher Kennzeichnung können die Stadtwerke-Mitarbeiter, die Zugriff auf die Plattform „Okeanos.Vivid“ haben, die Gefahrenstufe auf einen Blick erkennen: von Grün, wenn die Situation unbedenklich ist, über Gelb und Rot bis hin zu Lila, wenn das Hochwasser schon da ist.