Ernährungsberaterin über die Fastenzeit„Ich esse 40 Tage lang kein Fleisch“

Lesezeit 4 Minuten
Der Nubbel ist auch für die zusätzlichen Pfunde zur Karnevalszeit verantwortlich – doch von alleine purzeln sie nicht runter.

Der Nubbel ist auch für die zusätzlichen Pfunde zur Karnevalszeit verantwortlich – doch von alleine purzeln sie nicht runter.

  • Nach der jecken Karnevalszeit beginnt traditionell die Fastenzeit.
  • Wir sprachen mit der Ernährungsberaterin Nicole Wille über die Auswirkungen von Fasten. Außerdem hat sie ein paar Tipps und Tricks parat.

Rhein-Erft-Kreis – Die tollen Tage sind vorbei, die Fastenzeit hat begonnen. Für viele Menschen eine willkommene Gelegenheit, ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden oder der Leber mal eine Pause vom Alkohol zu gönnen. Über Sinn und Auswirkungen des Fastens hat Ulla Jürgensonn mit der Ernährungsberaterin Nicole Wille gesprochen.

Beim Fasten denkt man meistens an Abnehmen. Hat es noch andere positive Auswirkungen?

Wille: Wenn Fasten bedeutet, auf ungesunde Speisen und Getränke zu verzichten – auf jeden Fall. Man setzt sich mit sich selbst und seinem Essen auseinander, mit den täglichen Gewohnheiten. Es kann positive Effekte auf Blutfett- oder Blutzuckerwerte haben, sogar auf Entzündungen im Körper. Fasten kann ganz vielfältige Vorteile haben.

Zur Person

Nicole Wille ist staatlich anerkannte Diätassistentin und Ernährungsberaterin. Die 35-Jährige blickt auf 15 Jahre Berufserfahrung zurück. Seit 2012 ist sie freiberuflich in Frechen tätig und bietet diättherapeutische Einzelberatungen, Präventionskurse und betriebliche Gesundheitsförderung. (uj)

Was passiert im Kopf, was im Körper?

Was im Kopf passiert, kann man schwer sagen, weil Fasten ja nicht einheitlich definiert ist. Es wird unterschiedlich angewandt und hat also auch unterschiedliche Auswirkungen. Wenn jemand sagt, er trinkt keinen Alkohol, der ohnehin höchstens einmal in der Woche ein Glas Wein trinkt, dann wird das wenig Auswirkungen auf den Kopf haben.

Ist Fasten im Sinne von weniger Essen auch sinnvoll, wenn man schlank ist?

Es kommt drauf an, von was man weniger isst. Wenn man weniger Gemüse und Vollkornprodukte isst, ist es eher nicht gesund. Wenn man weniger Softdrinks, Schokolade und fette Fleischwaren isst, ist es auch für einen schlanken Menschen sinnvoll. Denn Schlanke sind ja nicht automatisch gesünder. Fasten muss ja nicht heißen, insgesamt weniger zu essen, sondern weniger ungesunde Dinge und mehr gesunde zu sich zu nehmen.

Sieben Tage in der Woche zu fasten ist hart. Wie schlimm ist ein Ausrutscher?

Auch da kommt es wieder drauf an, auf was man verzichten möchte. Möchte man die ganz extreme Variante im Sinne des Heilfastens machen, ist es sicherlich nicht sinnvoll zu sagen, ich mache sechs Tage Heilfasten, und dann esse ich einen Tag, und dann faste ich wieder. Wenn man einfach sagt, ich verzichte an sechs Tagen die Woche auf Süßigkeiten und Alkohol und gönne mir dann an einem Tag kontrolliert etwas, ist das in Ordnung. Wenn ich aber zwei Tafeln

Schokolade statt auf die Woche verteilt am Sonntag esse, hält sich der positive Effekt doch sehr in Grenzen.

Fastet es sich leichter, wenn man ein konkretes Ziel hat – drei Kilo abzunehmen oder auch fünf?

Das Ziel, drei Kilo abzunehmen, macht es nicht leichter. Besser ist es, konkret zu sagen, worauf ich verzichten will. Also nicht, ich will weniger Süßes essen, ich will weniger Alkohol trinken, ich will mich gesünder ernähren. Da findet der innere Schweinhund ganz viele Argumente, warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für die Ausnahme ist. Ich muss mir schon vornehmen: Ich möchte für die 40 Tage überhaupt keine Süßigkeiten essen, dann ist aber auch die Frage: was ist mit Schokopudding oder Marmeladenbrot? Sind das Süßigkeiten oder nicht? Der Schweinehund findet genügend Alternativen zu klassischen Süßigkeiten. Besser ist zu sagen, ich verzichte auf zugesetzten Haushaltszucker oder auf Alkohol oder ich esse nur einmal in der Woche Fleisch.

Alle Welt spricht zurzeit von Intervallfasten. Ist das wirklich gesünder als FdH, also nur die Hälfte der üblichen Portion zu essen?

Es gibt Studien, die dafür sprechen, und andere, die dagegen sprechen. Das Spannende dabei ist nicht die 16-stündige Fastenphase an sich, sondern: Was esse ich in den anderen acht Stunden? Wenn ich in diesen acht Stunden nur Quatsch esse, dann kann ich so lange fasten, wie ich möchte, das macht die acht Stunden Quatsch nicht wett. Genauso ist es bei FdH: Wenn ich von den gesunden Dingen nur die Hälfte esse, dann macht das weniger Sinn, als wenn ich sage, es kommt nur noch halb so viel Wurst aufs Brot oder nur die halbe Menge Öl in die Pfanne.

Gibt es Gründe, nicht zu fasten?

Der Verzicht auf Süßigkeiten oder Alkohol kann für jeden Menschen sinnvoll sein. Wenn man jedoch chronisch krank ist oder schwanger, sollte man mit zu striktem Fasten vorsichtig sein. Und wenn man unter einer Essstörung leidet, kann das Fasten die Krankheit neu verschlechtern.

Jetzt die entscheidende Frage: Fasten Sie ab Aschermittwoch?

Ich faste mit vegetarischer Ernährung. Die nächsten 40 Tage esse ich kein Fleisch.

KStA abonnieren