Erlebnisse im Zweiten WeltkriegFrechenerin: „Ich spüre den Druck heute noch"

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Barbara Wonschik erzählt in „Ein Paradies im dritten Stock“ von ihrer Kindheit im Krieg.

Barbara Wonschik erzählt in „Ein Paradies im dritten Stock“ von ihrer Kindheit im Krieg.

Frechen-Königsdorf – „Ich bin ein Kriegskind. Schreckliche Dinge wie Flucht, Vertreibung, eine kriegsbedingt vaterlose Kindheit und bittere Armut habe ich in meinen frühen Jahren erlebt. Aber ich hatte einen Tröster: einen linken Daumen, der immer bei mir war. Ich war ein Daumenlutscher-Kind.“

Unaufgeregt berichtet Barbara Wonschik von einer Kindheit im Zweiten Weltkrieg – wohltuend distanziert, unsentimental, aber doch mit viel Gefühl. „Ein Paradies im dritten Stock“ hat die Königsdorferin ihr Buch genannt. Dieses Paradies hatte sie 1950 in Köln gefunden.

Reicher Schatz an Erinnerungen

Wonschik, 1939 in Oppeln/Oberschlesien geboren, schildert, wie ihre Mutter mit den Kindern die Heimat verlassen musste – der Vater war an der Front. Die kleine Bärbel muss eine gute Beobachterin gewesen sein, die Autorin schöpft aus einem reichen Schatz von Erinnerungen an Menschen, Orte, Situationen.

Geschrieben hat Wonschik, die Jahrzehnte im Rhein-Erft-Kreis unterrichtet hat, schon immer gern, vor allem Kurzgeschichten. Dass jetzt ein fast 250 Seiten dickes Buch vorliegt, ist nicht zuletzt ihrer Enkelin zu verdanken: „Schreib doch von früher“, habe die gebeten, erzählt die Autorin. Der kurzen Form ist sie dennoch treugeblieben, jede Episode ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, einzeln zu lesen und zu verstehen. Dass manche Begebenheiten dadurch doppelt erzählt werden, nimmt sie in Kauf.

Durch gleiche Sprache schnell integriert

Illustriert ist das Buch mit alten Familienfotos – aus guten und schlechten Zeiten. „Ich wundere mich, dass meine Mutter durch die Wirren des Krieges so viele Bilder gerettet hat“, sagt Barbara Wonschik. Vor allem aber hat die sehr junge Mutter ihre drei Kinder heil durch das Chaos gebracht. Ihr ist das Buch gewidmet, in vielen Geschichten spürt man den tiefen Dank dafür: „So eine Mutter hatten nicht alle.“

Die Jahre in Armut und Unsicherheit prägten sie bis heute, sagt die 79-Jährige. „Ich bin ein Kriegskind. Ich kann nichts wegwerfen.“ Die Bilder von Menschen, die heute auf der Flucht sind, wecken Erinnerungen. Erinnerungen an Schuppen und feuchte Kellerlöcher als Wohnung, an Hunger, an den Druck, gut in der Schule sein zu müssen, weil sonst die Erziehungsbeihilfe gestrichen worden wäre. „Man hat uns fast gar nicht geholfen“, sagt Barbara Wonschik. Und doch habe sie es leichter gehabt als die Menschen, die heute in Deutschland ankämen: „Wir hatten die gleiche Sprache und die gleiche Religion. Wir waren schnell integriert.“

Am Freitag, 1. Februar, 20 Uhr, liest Barbara Wonschik im Königsdorfer Pfarrzentrum aus ihrem Buch vor. „Ein Paradies im dritten Stock – Szenen meiner Kindheit und Jugend“ , 9,99 Euro als Taschenbuch, gebunden 28,99 Euro, ISBN 9783748128014.

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