Angst vor ÜberfällenWie sich Taxifahrer im Rhein-Erft-Kreis vor Übergriffen schützen

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Das Bild zeigt Peter Gierens aus Frechen, der mehrere Jahrzehnte Taxi fuhr - überwiegend in den Nachtstunden.

Peter Gierens aus Frechen fuhr mehrere Jahrzehnte Taxi - überwiegend nachts.

Taxifahrer, die Opfer eines Überfalls geworden sind, können sich auch an die Abteilung Opferschutz der Polizei wenden.

Peter Gierens (69) weiß, wie es sich anfühlt, wenn andere Leute einem ans Geld wollen und dafür sogar das Messer ziehen. „Als Taxifahrer ist man dann erst einmal mit der Situation allein und gänzlich auf sich gestellt“, erklärt er. Er habe stets Dose Pfefferspray neben sich im Türfach liegen gehabt, sagt er. Über 40 Jahre war er als Taxifahrer unterwegs, zehn Jahre in Köln, 30 Jahre in Frechen und Umgebung, davon 20 Jahre als selbstständiger Unternehmer mit zwei eigenen Taxen. „Ich bin immer nachts gefahren“, berichtet er.

Nie werde er die beiden jungen Männer vergessen, die eines Nachts in sein Taxi stiegen, einer setzte sich direkt hinter ihn, der andere nahm neben ihm Platz. „Sie haben ein Ziel gesagt, das in ein ruhiges, menschenleeres Viertel führte“, berichtet Gierens. Die Stimmung sei unterwegs immer aggressiver geworden. Sein Bauchgefühl habe ihm bereits signalisiert: „Da stimmt was nicht.“ Und sein Bauchgefühl stimmte.

Als er die Männer nach längerer Fahrt nach Geld fragte, begann einer von ihnen, in seiner Tasche zu wühlen und zog ein Messer heraus. „Ich hatte mein Pfefferspray zu diesem Zeitpunkt längst in der Hand gehabt und habe dann in Richtung des Mannes gesprüht“, berichtet Gierens. Fluchtartig hätten die Männer daraufhin sein Taxi verlassen und seien weggelaufen. Er habe so viel Pfefferspray versprüht, dass er sein Taxi anschließend über eine Stunde lüften musste.

Gefunden wurden die Täter nie
Peter Gierens, ehemaliger Taxifahrer aus Frechen

Die Polizei habe später Spuren aufgenommen und nach den Tätern gefahndet. „Doch gefunden wurden die Täter nie“, so Gierens. Seit einiger Zeit ist er im Ruhestand. Doch bis heute berühren ihn Meldungen, wie zuletzt aus Brühl, wo eine Taxifahrerin von zwei jungen Männern ausgeraubt wurde.

Auch dem Wesselinger Taxiunternehmer Peter Schall (63) läuft bei solchen Nachrichten immer ein kalter Schauer über den Rücken. Sein Vater hat den Taxibetrieb 1962 gegründet und aufgebaut. Viele Jahre ist Peter Schall neben seiner Arbeit als Isolierer Taxi gefahren, bevor er im Jahr 2000 das Unternehmen seines Vaters in die zweite Generation führte. Inzwischen hat er sechs Taxen. Selbst hat er zwar in all den Jahren keine Erfahrungen mit gewalttätigen Fahrgästen gemacht, wohl aber sind auch ihm einmal drei junge Fahrgäste davongelaufen, ohne zu bezahlen.

„Die sind, wie vermutlich zuvor abgesprochen, in drei verschiedene Richtungen gelaufen“, erinnert er sich noch. Auch aggressiv und verbal weit unter die Gürtellinie seien ihm gegenüber schon Fahrgäste aufgetreten. „Oft stand es vor einem handgreiflichen Übergriff“, erklärt er. Seinen Fahrern habe er eingeimpft: „Gebt, was die verlangen, Hauptsache euch passiert nichts“, sagt Schall. Auch er rät seinen Fahrern, auf das Bauchgefühl zu vertrauen. „Wenn euch die Situation komisch vorkommt, dann übernehmt die Fahrt lieber nicht“, predigt er seinem Team.

Sicherheitseinrichtungen sollen Taxifahrer vor Überfällen schützen

Anders als noch sein Vater weiß Peter Schall allerdings über das moderne GPS-Ortungssystem immer, wo seine Mitarbeiter während der Arbeitszeiten sind – wo sich die Taxen befinden. Und bei Gefahr könne er auch von der Zentrale aus der Polizei problemlos die Koordinaten der Autos mitteilen oder die Einsatzkräfte dorthin lotsen. Es sei in Taxen und Mietwagen in der Personenbeförderung aber auch Pflicht, ein spezielles Alarmsystem zu haben. Das System hat verschiedene Warnstufen und wird sogar vom TÜV regelmäßig geprüft. Der stumme Alarm sei im Wageninnern nicht zu erkennen. Dabei blinken das Taxischild und die ebenfalls neben dem Schild auf dem Dach integrierten roten Signallichter. Unüberhörbar ist der laute Alarm.

Alle Lichter am Fahrzeug blinken dann auf, und ein lautes Hupsignal erschallt. „Der Alarm kann nur abgestellt werden, wenn der Fahrer aus dem Fahrzeug steigt“, erklärt Peter Schall. Wie Nicole Wenzel (51), Funktionärin aus dem Rhein-Erft-Kreis und Inhaberin eines Taxi-Unternehmens in Bergheim, erklärt, sei die Situation für Taxifahrer vor zehn Jahren aber noch viel schlimmer gewesen. Sie führt selbst seit 27 Jahren ein Unternehmen mit aktuell sechs Taxen.

Die Polizei rät sofort den Notruf 110 zu wählen

Wenzel rät, stets vorsichtig zu sein – besonders dann, wenn man von Kunden in dunkle, menschenleere Gegenden bestellt wird. Die Polizei des Rhein-Erft-Kreises empfiehlt generell, bei jeder Art von Bedrohung direkt die 110 zu wählen. Taxifahrer, die Opfer eines Überfalls geworden sind, können sich auch an die Abteilung Opferschutz der Polizei wenden. 

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